Neuburg
Neuburg: Abkochgebot für Stadtwerke-Kunden aufgehoben

Ursache für Verkeimung scheint gefunden - Chlor bleibt wohl monatelang im Wassernetz

30.07.2021 | Stand 23.09.2023, 20:03 Uhr
  −Foto: Janda

Neuburg/Oberhausen - Das Abkochgebot für das Trinkwassernetz der Neuburger Stadtwerke ist aufgehoben. Nach gut einwöchiger Chlorung der Leitungen ist der gefährliche Keim Pseudomonas aeruginosa laut dem Betreiber derzeit nicht mehr zu finden. Die Desinfektion des Netzes dürfte aber noch Wochen, wenn nicht gar Monate, andauern.

Für rund 26.000 Menschen im Neuburger Stadtgebiet, in der kompletten Gemeinde Oberhausen sowie in kleinen Teilen des Rohrenfelser Ortsteils Ballersdorf bedeutet diese Entwicklung, dass sie sich mit dem Wasser wieder gefahrlos duschen und waschen und es auch trinken können, wie Werkleiter Richard Kuttenreich bei einer Pressekonferenz am Freitag erklärte. "Seit heute früh ist der Keim nicht mehr zu finden." Gut eineinhalb Wochen lang hatten die Bürger ihr Wasser vor der Benutzung abkochen müssen - was bei zahlreichen Kunden des Versorgers Unmut auslöste. Der gefährliche Keim steht allerdings im Verdacht bei kranken und schwachen Menschen sowie bei offenen Wunden eitrige Entzündungen auszulösen. "Gerade für empfängliche Menschen ist das durchaus ein gefährlicher Erreger", sagte Gesundheitsamtsleiter Johannes Donhauser.

Ursache gefunden

Mittlerweile scheint zumindest die Ursache für die Verunreinigung gefunden zu sein. Höchstwahrscheinlich ist das Bakterium über das Wasserwerk im Sehensander Forst ins Netz geraten, wie Ernst Reng, der technische Leiter der Stadtwerke, berichtete. Ende Juni sind dort seinen Worten zufolge vier Armaturen ausgetauscht worden. Beim Einbau der Absperrschieber und Rückschlagklappen hatten demnach die üblichen strengen Vorgaben gegolten. "Gleichzeitig bieten die Teile wenig Angriffsmöglichen für Bakterien", so Reng. Umfangreiche Tests haben allerdings ergeben, dass genau an dieser Stelle der Keimeintrag ins Netz stattgefunden hat - und womöglich noch immer stattfindet. "Aktuell sieht jedenfalls alles gut aus."

Um auszuschließen, dass sich an dieser Stelle noch ein Bakteriennest befindet, womöglich von einem dünnen Film vor dem chlorhaltigen Wasser geschützt, läuft die Chlorung nun noch zwei Wochen lang im aktuellen Umfang weiter. Reng zufolge stellt die Durchflussgeschwindigkeit von rund zwei Meter pro Sekunde an dieser Stelle sicher, dass auch ein solcher Film nicht dauerhaft hält. Anschließend wollen er und seine Kollegen das Desinfektionsmittel erst nach der Aufbereitung des Wassers einleiten. Auf diese Weise sei das Leitungsnetz sicher, so Reng. Sollte sich dazwischen das Bakterium erneut nachweisen lassen, bleibt den Stadtwerken wohl nichts anderes übrig, als die Armaturen komplett auszutauschen.

Da diese Erkenntnis nicht von heute auf morgen möglich ist, rechnet Gesundheitsamtsleiter Johannes Donhauser mit einer mehrmonatigen Chlorung. Darüber hinaus rät er den Kunden der Stadtwerken dazu, auch ihre Hausleitungen regelmäßig zu spülen. Das gilt gerade an Wasserhähnen und Duschköpfen, die nun eine Weile nicht in Betrieb waren. Er empfiehlt einen geringen Durchfluss, dafür eine längere Dauer, "damit frisches chlorhaltiges Wasser nachkommt". Oder wie es Ernst Reng formuliert: "Spülen, spülen, spülen!"

Gleichzeitig erklärten die Verantwortlichen erneut, dass der zeitliche Ablauf vom ersten Verdacht über weitere Beprobungen zur Bestätigung bis zum Abkochgebot ganz normal gewesen sei. Kuttenreich verwies angesichts des 340 Kilometer langen Leitungsnetzes auf die Notwendigkeit einer genauen Planung der weiteren Schritte. Donhauser zufolge war das das übliche Vorgehen. "Ein umgehendes Abkochgebot nach einem Befund macht keiner."

Aufgekommen war das Problem an einer Stelle in der Neuburger KJF-Klinik, wo seit Anfang Juli - und fernab der Patientenbereiche - ein Problem mit Legionellen bestand. Bei Untersuchungen ergab sich allerdings überraschend die Pseudomonas-Verunreinigung, die im normalen Test-Rhythmus wohl erst sehr viel später entdeckt worden wäre.

So aber lief umgehend ein strenges Prozedere an. "Dabei geht es darum, das Problem systematisch einzugrenzen", so Werkleiter Kuttenreich, der auch betont: "Ab dem Punkt, an dem wir chloren, sieht man nichts mehr."

Stefan Janda