Eichstätt
Neubaupläne als Hiobsbotschaft

Die Wirtsleute der Burgschänke stehen vor den Trümmern ihrer Existenz: Sie müssen Ende 2015 schließen

29.12.2015 | Stand 02.12.2020, 21:49 Uhr

Der Freistaat stellt offenbar nun ab 2016 das Geld für die seit vielen Jahren geplante umfassende Neugestaltung des Eingangs der Eichstätter Willibaldsburg bereit. Das neue Kassenhaus mit Museumsladen und Toiletten soll allerdings zeitgleich mit der Neugestaltung des Biergartens gebaut werden und zwei Jahre dauern. Deshalb wird der Pachtvertrag für die Burgschänke zum Ende 2015 nicht verlängert - welche Folgen das für die Wirtsleute Schubert und die Eichstätter Gastronomie hat, ist noch nicht abzusehen - Fotos: chl

Eichstätt (EK) Eigentlich ist es eine positive Nachricht: Der Freistaat stellt jetzt wohl konkret Geld für den Museumsladen-Neubau auf der Eichstätter Willibaldsburg zur Verfügung. Allerdings ist das für die Wirtsleute Schubert eine Hiobsbotschaft: Sie müssen Ende 2015 die Burgschänke schließen.

Die Eichstätter Willibaldsburg ist mit ihren beiden Museen – dem weltbekannten Juramuseum sowie dem ebenfalls beliebten Ur- und Frühgeschichtlichen Museum – ein Besuchermagnet im Naturpark Altmühltal. Die Touristenattraktion leidet jedoch darunter, dass ihr Publikumsareal – angefangen vom Kassenhäuschen bis hin zur nur schwer erreichbaren Toilette – hoffnungslos überaltert ist. Zuletzt hatte der damalige Finanzminister Georg Fahrenschon im August 2011 versprochen, dass es für den Neubau eines Kassenraums mit Museumsladen und Toiletten „zügig“ eine Lösung geben würde. Seitdem wurde viel geplant – aber es wurden nie Gelder in den Haushalt des Freistaats dafür eingestellt. Andere Sanierungsarbeiten auf dem Burggelände, wie aktuell die der Gewölbestatik unter dem Biergarten, erschienen dringlicher.

Jetzt soll es also 2016 und 2017 tatsächlich die großen Neu- und Umbauarbeiten geben. Das bestätigte auf Anfrage gestern die Pressesprecherin der Schlösser-, Gärten-, und Seenverwaltung in München, Cordula Maus, ohne einen konkreten Kostenrahmen zu nennen. Weil während der mindestens zwei Jahre laufenden Arbeiten kein Restaurantbetrieb möglich wäre, werde der Ende 2015 auslaufende Pachtvertrag mit der Hofmühl-Brauerei nicht verlängert. Ein Weiterbetrieb während der Bauzeit sei „weder wirtschaftlich zumutbar noch möglich“, erklärt Maus.

Die Wirtsleute Eberhard und Elke Schubert stehen damit als Unterpächter fassungslos und mit Tränen in den Augen vor den Trümmern ihrer Existenz: „Es hat mit einem Totalschaden begonnen, und es endet mit einem Totalschaden“, sagt Eberhard Schubert in Erinnerung an den Lokalbrand 1996.

„Wir leben seit knapp 20 Jahren mit diversen Baustellen auf der Burg, warum soll das jetzt nicht mehr möglich sein“, fragt Elke Schubert. Sie versteht nicht, warum die Arbeiten nicht abschnittsweise über die Bühne gehen können wie bisher immer, und, warum sie als Wirte kurz vor Weihnachten vor vollendete Tatsachen gestellt worden sind: „Wir wurden nicht gefragt.“ Bei der Brauerei Hofmühl war gestern niemand aus der Geschäftsführung für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Schuberts sind noch völlig schockiert von der Nachricht, dass ihre Gaststätte Ende nächsten Jahres schließen muss: „Keine Ahnung, wie es mit uns weitergeht.“ 2015 begehen sie eigentlich ihr 20-Jähriges als Wirtsleute der geschichtsträchtigen Burgschänke. Doch nach Feiern ist ihnen überhaupt nicht zumute. Sie schauen sorgenvoll der neuen und dann letzten Saison auf der Burg entgegen. Eberhard Schubert ist 54, seine Frau 53 Jahre alt: „Zu jung für die Rente, wir müssen wohl noch einmal ganz von vorne anfangen. Bloß wo und wie“ Schulterzucken.