Solnhofen
Natursteinwerk Stiegler gibt auf

Branchenkrise fordert weiteres Opfer - Solnhofer Traditionsbetrieb stellt Insolvenzantrag

05.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:53 Uhr

Solnhofen/Ansbach (DK) Das Geschäft mit Naturstein läuft seit vielen Jahren nicht mehr rund.

Nach dem Natursteinwerk Juma in Gungolding 2016 hat nun auch die Solnhofer Firma Stiegler KG aufgegeben. Das seit 1761 bestehende Familienunternehmen hat am 30. Oktober beim Insolvenzgericht Ansbach einen Insolvenzantrag gestellt. Dies teilte der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Helmut Eisner gestern mit.

Bei einer Mitarbeiterversammlung am Mittwoch vergangener Woche sei den rund 80 Stiegler-Beschäftigten in Aussicht gestellt worden, dass die ausstehenden Löhne für Oktober über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung bezahlt werden können. Auf Nachfrage unserer Zeitung hieß es gestern in der Kanzlei Eisner, die Löhne seien auf diesem Wege bis Dezember gesichert. Zudem sollten "alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um den Betrieb perspektivisch fortzuführen".

Das Unternehmen gewinnt und verarbeitet den Angaben zufolge bereits in der achten Generation Solnhofer Kalkstein und seit den 1960er-Jahren auch Jura-Kalkstein. Ein weiterer Geschäftszweig sei der Handel mit keramischen Platten und Natursteinimporten, hieß es.

Wie Eisner weiter berichtete, geriet das Unternehmen mit dem Aufkommen preisgünstigerer Keramikimitate des Solnhofer Kalksteins immer mehr in Schwierigkeiten. Dies habe laut Prokurist Ludwig Stiegler den Umsatz des Unternehmens mit Solnhofer Kalkstein trotz boomender Baukonjunktur auf 20 Prozent der Erlöse des Spitzenjahres 2001 einbrechen lassen. Der Trend zu preiswerteren Imitatprodukten sei nicht aufzuhalten gewesen.

Ein prominentes Opfer der Krise am Natursteinmarkt waren bereits die Juma Natursteinwerke in Gungolding. Im Frühjahr 2010 von der Ingolstädter Franz Schabmüller Firmengruppe aus der Insolvenz für einen "deutlich siebenstelligen Betrag" übernommen und fortgeführt, überlebte der Traditionsbetrieb bis Mitte des Jahres 2016. Dann war dort allerdings endgültig Schluss, rund 50 Beschäftigte verloren damals ihre Jobs. Begründet wurde das Aus für Juma mit dem "mörderischen Wettbewerb" am Natursteinmarkt und der sinkenden Nachfrage.

Carsten Rost