Buch
Naturschutz unterm Blätterdach

Experten aus der Forstwirtschaft suchen im Hienheimer Forst nach Lösungen für die Zukunft

29.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:22 Uhr

Foto: Lorenz Erl

Buch (er) Naturschutz und Waldwirtschaft zu vereinen ist das Anliegen vieler Forstleute. Passend zum Jahr des Waldnaturschutzes hat Revierleiterin Katharina Fottner als Kreisvorsitzende des Berufsverbands der Förster zu einer Diskussionsrunde in den Wald unweit von Buch eingeladen.

Knapp 40 Forstleute aus dem Großraum Regensburg folgten ihrer Aufforderung, sich mit Betriebsleiter Franz Paulus vom Forstbetrieb Kelheim und Peter Forstner als Leiter der Kreisgruppe Kelheim des Bundes Naturschutz im Staatswald beim Riedenburger Ortsteil Buch zu treffen. „Ich hoffe, dass sie den Forstbetrieb ausgewählt haben, weil er bekannt ist für seine Naturschutzarbeit“, meinte Paulus und betonte, dass Förster verantwortlich mit der Natur wirtschaften.

Mit Blick auf die plakative Kritik mancher Umweltverbände an moderner nachhaltiger Forstwirtschaft attestierte er für seinen Berufszweig ein Defizit in der Öffentlichkeitsarbeit. „Wir haben der Gesellschaft noch zu wenig gezeigt, wie schonend wir die Natur bewirtschaften und wie verantwortungsvoll wir mit Natur und Umwelt umgehen“, betonte der Betriebsleiter. Anhand einer Wiederaufforstungsfläche nach dem Sturm Wiebke erläuterten er und der örtliche Revierleiter Thomas Hubmann das Naturschutzkonzept des Staatsforstbetriebes Kelheim. Nicht zusätzliche großräumig komplett geschützte Waldflächen und maximal gewinnorientierte Forstwirtschaft auf den Restflächen sei seine Vision, sondern vielmehr ein Netz von naturbelassenen Trittsteinen aus Biotopbäumen, Gewässern und Offenflächen. Dieses Konzept ermögliche die Artenvielfalt und einen naturnahen Lebensraum auf gesamter Fläche.

Sein Vorgänger Erwin Engeßer, der jetzige Bereichsleiter Forst am Landwirtschaftsamt Regensburg, unterstützt ihn dabei. „Das Gegenteil davon sehen wir etwa in Indien, wo einzelne Dschungelgebiete als Nationalparks komplett geschützt sind, aber auf allen anderen Flächen intensivste Forstwirtschaft betrieben wird“, mahnte er. Peter Forstner bestätigte zwar, dass nicht der Wald momentan das Hauptproblem für den Bund Naturschutz sei, das seien vielmehr die Landwirtschaftsflächen mit dem ausufernden Anbau von Energiepflanzen. „Ich würde eine geschützte Waldfläche als Naturwaldreservat dennoch schön finden, aber beide Konzepte schließen sich nicht aus“, meinte er.

An Beispielen vor Ort belegte Revierleiter Hubmann, dass die Summe der Flächen, die von den Biotopbäumen mit ihrem Kronendach abgedeckt und damit aus der Forstwirtschaft ausgenommen sind, alleine schon einen Stilllegungsanteil von etwa zehn Prozent der Betriebsfläche bedeuten. In einem etwa 150 Jahre alten Eichenbestand informierte Hans-Jürgen Hirschfelder vom Natura-2000-Team über die Bedeutung dieses Waldgebietes für den Fledermausschutz. Im Hienheimer Forst ist eine der größten Bechsteinfledermaus-Kolonien im süddeutschen Raum beheimatet. Auch die Mopsfledermaus und der Kleine Abendsegler pflanzen sich in diesen Wäldern fort. Die entsprechenden Biotopbäume sind gekennzeichnet und dauerhaft aus der Nutzung genommen. Gleichzeitig werden auf den Flächen aber andere hiebsreife Eichen genutzt, ihr Holz wird zu hochwertigen Möbeln verarbeitet. „Wir haben das Modell, bei dem man nützen und schützen gut verbinden kann“, hatte Engeßer zuvor beteuert.