Baar-Ebenhausen
Naturschützer gegen neues Gewerbegebiet

BN hält Brautlach-Süd für überflüssig – Brutgebiet für den Brachvogel

02.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Baar-Ebenhausen/Karlskron (DK) Die Ortsgruppe Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Pörnbach des Bundes Naturschutz (BN) spricht sich gegen das geplante Gewerbegebiet Brautlauch-Süd aus. „Die beiden Begründungen des Bürgermeisters von Baar-Ebenhausen für das neue Gewerbegebiet sind schon sehr fragwürdig“, so der BN in einer Stellungnahme.

Wie berichtet, will Baar-Ebenhausen mit der Nachbargemeinde Karlskron einen weiteren Anlauf zur Ausweisung dieses 14 Hektar großen Gebiets unternehmen, das beide Kommunen umfasst. Der Vorstoß vor eineinhalb Jahren war auch am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Baar-Ebenhausens Rathauschef Ludwig Wayand (CSU) will mit dem Gewerbegebiet neue Einnahmequellen erschließen, Schwankungen bei der Gewerbesteuer ausgleichen und den Ort von der Automobilindustrie unabhängiger machen. Dies bezeichnet der BN als „Wunschvorstellung“. Betriebe aus anderen Branchen würden die Region wegen der hohen Löhne und der Vollbeschäftigung meiden. Um die Unabhängigkeit vom Auto zu erreichen, müssten sich die Autofirmen schon selbst weiterentwickeln und diversifizieren, also andere Produkte bauen. Bei den Steuereinnahmen einer Gemeinde unterliege vor allem die Gewerbesteuer großen Schwankungen, die anteilsmäßige Einkommensteuer entwickele sich ziemlich konstant.

„Gewerbebetriebe könnten sich schon kurzfristig in Baar-Ebenhausen ansiedeln“, so der BN. Wurden doch innerhalb der Gemeinde in den letzten Jahren etwa sieben Hektar neue Gewerbeflächen ausgewiesen. Von diesen Flächen sei noch kein einziger Quadratmeter bebaut. „Warum ist denn die Ausweisung neuer Flächen überhaupt erforderlich“, wollen die Naturschützer wissen. Täglich verschwänden in Bayern 18 Hektar Land unter Beton und Asphalt. „Unsere Landschaft ist zu wertvoll, um sie wie Waren zu handeln“, betont der BN.

In dem geplanten Gebiet brüten nach Angaben der Naturschützer Kiebitze, die in Deutschland zu den streng geschützten Arten nach dem Naturschutzgesetz gehören. Die Gegend sei außerdem Durchzugsgebiet und potenzielles Brutgebiet für den Brachvogel. „Man braucht sich nicht zu wundern, wenn immer mehr Tierarten auf der Roten Liste erscheinen, wenn deren Lebensraum immer mehr eingeschränkt wird“, schreiben die Naturschützer weiter.

Ein Teil des geplanten Gebietes werde regelmäßig überschwemmt. Sollte es bebaut werden, verlöre es seine Speicherwirkung bei Hochwasser. Die Folge wären höhere Wasserstände und eine höhere Überschwemmungsgefahr für die benachbarten Orte Grillheim und Mändelfeld.

Die Bauern müssen heute in einem hart umkämpften Markt ihre Existenz behaupten. Bei der Umsetzung der Planung wird landwirtschaftliche Fläche zerstört, die zur Sicherung der bäuerlichen Landwirtschaft dringend benötigt wird. Eine weitere Zerstörung von landwirtschaftlicher Fläche durch Überbauung lehnt der Bund Naturschutz daher ab.

Statt immer neue unberührte Flächen auszuweisen, wäre es wichtig und richtig, schon bestehende Gewerbeflächen zu nutzen und zu verdichten. Auch dadurch könne eine Gemeinde wachsen. „Wie dies geht, hat Baar-Ebenhausen mit den Baugebieten Am Sägewerk und dem Gewerbegebiet Baar-West ja bewiesen“, so der BN abschließend.