Großmehring
Naturgruppe in Demling soll Kindergarten-Platzproblem lösen

Ohne Dach und Wände mitten im Grünen

08.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:11 Uhr
Timo Schoch
Mehr Platz zum Toben und Spielen ist nötig. −Foto: Skolimowska/dpa

Großmehring - Das ganze Jahr über in der Natur verbringen? Das ist ab September 2022 nun auch in der Gemeinde Großmehring möglich. Der Gemeinderat beschloss in seiner jüngsten Sitzung einstimmig, dass der Ortsteil Demling eine Naturgruppe erhalten soll.

Die Gemeinde löst damit das Platzproblem in seinen Kindergärten. Denn die Bedarfsplanung hatte einen möglichen Engpass aufgezeigt.

Was in der Natur passiert und wie sich die Umwelt entwickelt, finden Kinder spannend. Kälte und Wärme, Sonnenlicht und düsterer Himmel - das gehört alles dazu, wenn man in der Natur lebt, lernt und herumtollt. Ein Tag ohne Dach und Wände kann nicht nur eine Menge Abenteuer bieten, sondern auch viel Freiheit. Und das wird nun in Demling ab September 2022 Realität für maximal 20 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Denn der Großmehringer Gemeinderat hat nun die Installation einer Naturgruppe in der Nähe des Spielplatzes beschlossen und folgte einem Vorschlag von Bettina Wer-Schweiger, der Leiterin der Kindertageseinrichtungen der Gemeinde.

Wer-Schweiger stellte zuvor detailliert das Platzangebot in der Gemeinde vor sowie mögliche Tendenzen für die Zukunft. "Wir haben mehrere Fallstricke, die es schwer machen, die Anzahl der Plätze zu bestimmen", sagte Wer-Schweiger. So könne man aktuell noch nicht sagen, wie sich die Zu- und Wegzüge in der Gemeinde entwickeln würden. Das gelte auch beispielsweise für die Anzahl der Korridor- und Integrationskinder. So machte die Leiterin der Kindertageseinrichtungen vor allem bei den Kindergärten der Gemeinde das größte Problem aus. So könnten schlimmstenfalls ab September 2022 bis zu 30 Plätze in der Gemeinde fehlen. Ihre Erfahrung hätte allerdings gezeigt, dass am Ende weniger Plätze benötigt würden.

Wer-Schweiger schlug trotzdem zwei Varianten vor, um diesem Platzmangel vorzubeugen. Eine Naturgruppe in Demling für 20 Kinder sowie eine Mini-Kita für maximal 12 Kinder waren die beiden Alternativen, die sie näher vorstellte. Die Unterschiede: Die Naturgruppe würde die meiste Zeit im Freien verbringen - solange es die Witterung eben erlaube. Die Kinder bräuchten keine zusätzliche Ausstattung. Nur einen Art Bauwagen. "Kleinere Modelle kosten zwischen 40000 und 60000 Euro." Drei pädagogische Fachkräfte seien für den reibungslosen Betrieb notwendig. "Die Naturgruppe erhöht die Konzeptvielfalt in der Gemeinde." Und ein weiteres wichtiges Argument lieferte die Expertin: "Demling wächst und braucht Platz." Allerdings bräuchten der Aufbau und die Organisation einer Naturgruppe längeren zeitlichen Vorlauf als eine Mini-Kita. "Die Mini-Kita ist relativ schnell umsetzbar", sagte Wer-Schweiger. Es bräuchte dafür beispielsweise lediglich eine zwei bis drei Zimmerwohnung im Erdgeschoss oder eine gemeindliche Liegenschaft. Dazu käme eine Mini-Kita nur mit einer pädagogischen Fachkraft und Tagespflegepersonen aus.

Der Gemeinderat sah die Notwendigkeit an Kindergartenplätzen in Großmehring und stimmte deshalb geschlossen für den Aufbau einer Naturgruppe - unabhängig vom Bedarf, wie Bürgermeister Rainer Stingl betonte. "Es ist ein zusätzliches pädagogisches Angebot in unserer Gemeinde", sagte er. Falls es kurzfristig noch Bedarf an weiteren Kindergartenplätzen gäbe, könne man auch die Mini-Kita umsetzen. So gilt nun ab September 2022 in Demling zuerst einmal: Umweltwissen für die Kleinsten - ohne Dach und Wände, mitten in der Natur.

DK

Timo Schoch