Berlin
"Natürlich habe ich gehofft"

Rudolf Lachner geht beim Deutschen Zukunftspreis leer aus – und ist trotzdem zufrieden

02.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:28 Uhr

Sie haben Radarsensorik massentauglich gemacht: Die Infineon-Entwickler Rudolf Lachner (von links), Ralf Bornefeld und Walter Hartner – für den Deutschen Zukunftspreis hat es aber nicht gelangt - Foto: Lukas Barth

Berlin/Ingolstadt (DK) Rudolf Lachner, seine Frau und seine beiden Töchter saßen in der ersten Reihe des Saals, den Blick fest auf Bundespräsident Joachim Gauck gerichtet, der den Umschlag in seinen Händen hielt, während Juryleiter Ferdy Schüth noch erklärte, wie eng es bei der Entscheidung zugegangen sei.

Immerhin in einem sei man sich gleich einig gewesen, sagte Schüth: „Welcher Vorschlag es auch wird, wir werden zufrieden sein.“ Dann öffnete Gauck den Umschlag und las die Namen der Sieger vor, Rudolf Lachners Name war nicht darunter.

Der mit 250 000 Euro dotierte Deutsche Zukunftspreis 2015 ging gestern Abend an ein Forscherteam vom Pharmakonzern Bayer und der Justus-Liebig-Universität Gießen. Das Team hat den Wirkstoff Riociguat entdeckt, mit dem zwei Formen von Lungenhochdruck behandelt werden können.

„Ich habe das Geschehen noch gar nicht verarbeitet“, sagte Lachner unmittelbar nach der dreiviertelstündigen Preisverleihung, die auch live im Internet übertragen wurde. „Natürlich habe ich gehofft, dass wir den Preis gewinnen.“ Der Physiker hatte, wie berichtet, mit seinen Kollegen bei Infineon die Radarsensortechnik für die Automobilindustrie so weiterentwickelt, dass heute sogar der Einbau in Kleinwagen erschwinglich ist. Allerdings habe er die ebenfalls nominierten Airbus-Forscher mit ihrem 3D-Drucker in der Favoritenrolle gesehen, sagte Lachner. Immerhin hatten die es geschafft, erstmals Bauteile aus Titan, die inzwischen schon im Airbus A 350 verbaut sind, im Druckverfahren herzustellen. Dass weder der 3D-Drucker noch seine Radarsensoren gewannen, sondern die Mediziner, habe ihn dann schon überrascht, erklärte Lachner. Es sei aber auch schwierig, diese drei Themen gegeneinander abzuwägen. „Ich denke, zum Teil entscheidet da das Bauchgefühl.“

Was für den Entwickler bleibt, sind die ohnehin schon außergewöhnliche Nominierung für den Preis und die Erlebnisse rund um die Zeit im Schloss Bellevue. Sehr aufregend sei das alles gewesen, sagte er. Am Dienstagabend waren die Nominierten und ihre Begleitungen mit schwarzen A 8-Limousinen abgeholt worden und dann vor dem Schloss vorgefahren – wie Staatsgäste. „Wir haben dem Bundespräsidenten dann erzählt, dass auch diese Fahrzeugflotte mit unserem Radar ausgerüstet ist“, erzählte Lachner. Bei einem weiteren Empfang am Mittwochmittag hatten Lachner und seine Kollegen ausgiebig Gelegenheit, dem Bundespräsidenten ihre Entwicklung auch im Detail vorzustellen. „Er ist ein ganz toller Mensch“, sagte Lachner. Gauck habe sich alles genau angehört, diskutiert – und dann betont, wie froh er sei, selbst nicht in der Jury sitzen zu müssen.

Nach der Preisverleihung fiel gestern langsam der Druck vom Ingolstädter Physiker ab, nach kurzem Verschnaufen begab er sich mit seiner Familie und seinen Kollegen zum nächsten Empfang, bei dem er entspannt Gespräche mit den anderen Nominierten führen wollte – und vielleicht auch noch einmal ein Gespräch mit dem Bundespräsidenten.