Eichstätt
NASA-Legende mit Eichstätt-Bezug? Eine Spurensuche

15.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:37 Uhr

Eichstätt (chl) Das wäre dann doch zu schön gewesen: Beinahe hätte sich Eichstätt mit der NASA-Legende Jesco von Puttkamer schmücken können. Als der US-amerikanische Raumfahrtingenieur, der als Mitarbeiter von Wernher von Braun auch an der Vorbereitung der Mondlandung und an der Entwicklung des Space-Shuttles beteiligt gewesen war, am 27. Dezember 2012 gestorben war und in den folgenden Tagen Nachrufe durch Presse, Funk und Fernsehen hallten, da raunte es auch unter den älteren Eichstättern: „Von Puttkamer? Da war doch was? Jesco von Puttkamer? Da gab es doch mal jemanden in Eichstätt. . . “ War der berühmte Weltraumforscher tatsächlich ein Eichstätter? Dem sollte die Heimatzeitung nachgehen. . .

Der pensionierte Sparkassler Horst Kaupa glaubt sich zu erinnern, dass die Familie von Puttkamer in der Gabrieli-Straße gewohnt hat, irgendwann vor 1974 – bevor die Häuserzeile dort dem Neubau des Geldinstituts gewichen ist. Und tatsächlich: Der Pensionist hat recht. Nur: Der Jesko von Puttkamer, der dort gewohnt hat, war leider nicht der berühmte NASA-Ingenieur. Das deutet sich an, als Hauptamtsleiterin Gabriele Schneider auf EK-Anfrage im städtischen Adressbuch von 1959/1960 auf den Namen stößt: Dort findet sich für die Gabrielistraße 5 eine „Charlotte von Puttkamer (Hausfrau)“, eine „Eva Regina von Puttkamer (Hausfrau)“ und ein „Karl Jesko von Puttkamer (Konteradmiral a.D.)“.

Die von Puttkamers, das lässt sich im Internet leicht recherchieren, sind ein weitverzweigter pommerscher Uradel, dessen Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen – mit eigenem Familien-Verband e.V. und eigener Homepage. Jener Konteradmiral a.D. Karl Jesko von Puttkamer war demnach während des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 anwesend und wurde damals, so heißt es im Familienarchiv, verwundet. „Während der letzten Tage im ,Führerbunker’ hatte er gerade einen Auftrag, so dass er dieses Inferno nicht miterlebte. Von 1945 bis 1947 war er in US-Gefangenschaft. In dem folgenden Spruchkammerverfahren (Spruchkammer Eichstätt 14. 9. 1948) wurde er als ,nicht betroffen’ eingestuft.“ Soweit das Familienarchiv.

In der weit verzweigten Familie der von Puttkamers findet sich dann tatsächlich ein Sohn des Konteradmirals a.D., der nun auch noch gute Erinnerungen an Eichstätt hat: Nikolaus von Puttkamer. Der heute 69-Jährige (Jahrgang 1943) erinnert sich gut an seine Jugend im Altmühltal. „1946 sind wir auf der Flucht aus Pommern zunächst in Pfünz gestrandet, und dann in die Gabrielistraße nach Eichstätt gezogen. Eichstätt ist auch heute noch ganz wach in mir“, erzählt er im Telefonat mit dem EK. Erst voriges Jahr war er zum Klassentreffen wieder da, denn 1962 hatte er an der damaligen Oberrealschule in Eichstätt Abitur gemacht. „In meinem Jahrgang war zum Beispiel auch der Karl Weinhofer, den kennt man ja in Eichstätt.“ 1971 sind die von Puttkamers dann von Eichstätt nach München gezogen, wo Nikolaus von Puttkamer heute noch als Patentanwalt tätig ist.

Ob denn jene berühmte NASA-Legende dann wenigstens einmal bei der Verwandtschaft in Eichstätt zum Kaffee gewesen wäre? Nikolaus von Puttkamer winkt ab: „Leider nein.“ Jesco sei nur ein sehr entfernter Vetter gewesen, „wir standen nur einmal schriftlich in Kontakt, ich kannte ihn leider nicht persönlich.“