Veitshöchheim
Narren feiern Franken-Fastnacht: Und a weng die Oberpfalz

22.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:34 Uhr
Kabarettist Michel Müller steht bei der Fernseh-Prunksitzung "Fastnacht in Franken" auf der Bühne. −Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Markus Söder mit bunter Fliege und Beifallsstürme für eine skandalträchtige Feuerwehrkapelle. Bei der „Fastnacht in Franken“ 2019 war einiges anders als erwartet. Das Programm selbst enthielt dagegen wenig Überraschungen.

„Franken helau, lau, lau“ - als Musiker Matthias Walz zur Melodie des Sommerhits „Bella Ciao“ ein Loblied auf Franken singt, hält es die Zuschauer bei der Generalprobe der „Fastnacht in Franken“ nicht auf den Stühlen. Sie schunkeln, singen, klatschen. Die Stimmung war gut am Freitagabend bei der ARD-Sendung aus Veitshöchheim (Landkreis Würzburg). Wie üblich. Und so war auch das Programm: Hohes Niveau, aber keine unerwarteten Knalleffekte.

Die Auswahl der Künstler, die Reihenfolge der Auftritte, stichelnde Frotzeleien, die nicht zu weit gehen - heuer gab es wenig Außergewöhnliches. Markus Söder (CSU) allerdings überraschte: Er kündigte an, zwar im Smoking zu erscheinen - aber nicht komplett in Standardschwarz wie es frühere Ministerpräsidenten taten, sondern mit bunter Fliege.

Erstmals in der 32-jährigen Geschichte der Sendung hatten laut Pressekonferenz heuer alle zwölf Landesminister des Freistaats zugesagt. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) blieb wie im Vorjahr - als er noch bayerischer Ministerpräsident war - der Veranstaltung fern.

Die Prunksitzung des Fastnachtverbandes Franken wird seit 1987 live im Bayerischen Rundfunk (BR) ausgestrahlt, seit 1988 aus Veitshöchheim. Sie ist seit Jahren die erfolgreichste BR-Sendung. Im vergangenen Jahr sahen bundesweit vier Millionen Menschen zu.

Besonders oft bekamen heuer erwartungsgemäß Markus Söder und Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ihr Fett weg. In den Bühnennummern wurde darüber gefeixt, was Freistaat und Deutschland in den vergangenen Monaten bewegte: Bayerns Raumfahrtprogramm Bavaria One, der Kreuzerlass und das Polizeigesetz ebenso wie die Datenschutzgrundverordnung, der Missbrauch in der Kirche, hohe Mieten, Schlepperbanden und Brexit. Und immer wieder die Wahlverluste bei SPD und CSU sowie das langsame Internet.

Einladungen zur Franken-Fastnacht erhalten Minister des Freistaats und aus Franken stammende Bundesminister sowie fränkische Staatssekretäre und Fraktionsvorsitzende des Landtags. Von Kirchenseite waren der Würzburger Bischof Franz Jung, Altbischof Friedhelm Hofmann und der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm geladen.

Zudem präsentiert der BR gezielt eigene Prominenz, diesmal unter anderem Franken-Tatort-Schauspieler Andreas Leopold Schadt. Die Schauspielerin Carina Dengler - bekannt aus der BR-Sendung „Dahoam is Dahoam“ - sang das Eingangslied. Dengler stammt aus der Oberpfalz, die bei der „Fastnacht in Franken“ normalerweise durch den Kakao gezogen wird - aber auch Minderheitenschutz genießt.

Die fränkische Hassliebe zur Oberpfalz zeigte sich vor allem bei der Altneihauser Feierwehrkapell'n. Heuer brachte das Generalproben-Publikum der „Skandalkapelle“ besonders große Sympathie entgegen und forderte sogar eine Zugabe - nicht selbstverständlich, nachdem die Musiker 2018 mit Spitzen gegen das Alter von Brigitte Macron, Ehefrau des französischen Präsidenten, angeeckt waren.

Tänzerischer Höhepunkt war eine Formation aus zehn Deutschen Meisterinnen, die jüngste elf, die älteste 44 Jahre (Deutsche Meisterin 1986) alt. Seit August hatten die Tänzerinnen geübt. Neu dabei waren die Turner der Schwarzen Elf aus Schweinfurt. Sie bauten akrobatische Menschentürme und erhielten tosenden Applaus.

Bravo-Rufe gab es bei der Generalprobe auch für den politischen Büttenredner Peter Kuhn mit seinem Gedicht über deutsche Sicherheitsvorschriften („Lieber hier beim Tusch gepfuscht als in der Kirche viel vertuscht“). Publikumsliebling Michl Müller spielte einen Paketboten. Die Fürther Komödianten Volker Heißmann und Martin Rassau traten unter anderem als Touristenpaar auf - statt in ihrer Paraderolle als Witwen. Erneut dabei waren auch die Amorbacher Klostersänger, Ines Procter, Oti Schmelzer und Bauchredner Sebastian Reich mit Nilpferd Amanda. Weitere bekannte Gesichter waren Oliver Tissot und Klaus Karl-Kraus (KKK genannt) sowie als Sitzungspräsident der Stimmenimitator Bernd Händel aus Nürnberg.

Von ihm initiiert schallte circa 30 Mal ein „Helau“ durch die Mainfrankensäle in Veitshöchheim, die Rufe aus dem „Franken Helau“-Lied nicht mitgezählt. Die „Fastnacht in Franken“ wird auch in den kommenden Jahren aus Veitshöchheim gesendet; BR und Gemeinde haben den Vertrag bis 2024 verlängert.

Pressedosier zur Sendung

Informationen zum Tanzmariechen-Medley

dpa