Ortlfing
Nah dran an der 100-Prozent-Effizienz

Technik der Ortlfinger Biogasanlage wird weiter verbessert - 50 Haushalte im Bioenergiedorf angeschlossen

23.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:37 Uhr
Ralf Schmitt
Südlich von Ortlfing steht die Biogasanlage, die jetzt durch ein weiteres Blockheizkraftwerk noch effizienter wird. Peter Lösch zeigt die neue Anlage. −Foto: Schmitt

Ortlfing - Ortlfing schreibt seit Anfang 2012 energietechnische Geschichte.

Damals ist der Burgheimer Ortsteil vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz als erstes Dorf im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen als Bioenergiedorf gelistet worden. Jetzt bekommen die Anlagen dort eine Erweiterung.

Bereits im Sommer 2010 hatte der Ortlfinger Landwirt Peter Lösch seine Pläne für eine Biogasanlage bei einer Dorfversammlung vorgestellt. Diese sollte auf einem seiner Grundstücke errichtet werden. Schon im folgenden Herbst begann der Bau südlich von Ortlfing. Im Mai 2011 speiste der Biogasmotor erstmals Energie ins Netz ein. In der Biogasanlage kommen ausschließlich nachwachsende Rohstoffe zur Verwendung, hauptsächlich Mais, Ganzpflanzensilage, Gras und Gülle. Von Lösch selbst stammt ungefähr die Hälfte des benötigten Materials, den Rest kauft er von Landwirten aus der Umgebung zu.

Bei dieser Art der Stromgewinnung ist die dabei anfallende Wärmeenergie eigentlich ein Abfallprodukt. "Wir sprechen hier von fast 50 Prozent. Dieses Potenzial nicht zu nutzen, wäre reine Verschwendung", erklärt Lösch. Durch drei Blockheizkraftwerke wird die Energie bereits dem Verbraucher zur Verfügung gestellt. Die Wärme wird ebenfalls zur Trocknung von Hackschnitzeln oder Körnermais verwendet. Um nun noch effektiver arbeiten zu können, geht ein zusätzliches Blockheizkraftwerk in Betrieb. Durch diese moderne Anlage gelingt es einen noch höheren Gesamtnutzungsgrad zu erreichen. "Wir sind noch nicht ganz bei 100 Prozent, aber nicht mehr weit davon entfernt", ist Lösch zuversichtlich.

Dadurch wird die für seine Anlage fest vorgeschriebene Leistung nicht erhöht, aber die Abgabe kann bedarfsgerechter erfolgen. "Unser Ziel ist es, Strom und Wärme jederzeit und äußerst flexibel liefern zu können", so der ambitionierte Landwirt, der die Anlage gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Daniel und Florian betreibt. Die erzeugte Energie wird an die Wärmenetz Ortlfing GmbH verkauft und von der vermarktet. Die ­Geschäftsführer der GmbH sind Gerhard Lösch, Michael Schiele und Erwin Knödler.

Mittlerweile sind fast 50 Haushalte als Kunden dabei. Jeder Bezieher ist auch gleichzeitig als Gesellschafter beteiligt. Besonders Hausneubauten würden von einem Anschluss an das Wärmenetz profitieren, weiß Lösch. Denn die Übergabestation ersetzt Heizkessel, Tankraum und einen Kamin. Dadurch können die Kosten für Wartung, Bau und Reinigung eingespart werden.

Ein Abnehmer der ersten Stunde ist Herbert Löffler. Er hat diesen Schritt nicht bereut. "Ich habe keinen Ölgestank mehr im Keller und spare mir so zirka 60 Prozent an Heizkosten", resümiert er zufrieden. Nicht von Anfang an dabei ist die Familie Wunderlich. Sie hatte zuerst eine Pelletheizung. Als der Nachbar einen Anschluss an das Wärmenetz bekam, nutzte sie die Gunst der Stunde und ließ die Rohre auch auf ihr Grundstück legen. "Ich bin froh, dass wir das gemacht haben. Es ist eine tolle und problemlose Sache", sagt Karin Wunderlich.

Bürgermeister Michael Böhm (CSU/JBB) will ehrlich sein. Er sieht auch die Kehrseite der Medaille. Für ihn steht eine Biogasanlage bei den regenerativen Energieträgern nicht ganz oben. Er denkt dabei an den Verbrauch von fossilen Brennstoffen bei Anbau, Transport und Entsorgung der benötigten Materialien. Was er aber äußerst positiv bewertet, ist die Tatsache, dass private Innovation verfolgt und unterstützt wird. "Es braucht nicht nur gute Ideen, sondern auch Leute die sie umsetzen", so der Gemeindechef.

DK

Ralf Schmitt