Beilngries
Nah am Wasser gebaut

Stadträte beraten über Vorhaben im Überschwemmungsgebiet und über ein Regenrückhaltebecken

02.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Recht nahe kann das Wasser dem Beilngrieser Gewerbegebiet bei Hochwasserereignissen kommen, wie sich vor einigen Wochen wieder gezeigt hat. Die Spedition soll auf einem freien Grundstück genau in der Mitte dieses Bildes errichtet werden. ‹ŒArch - foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Ein Regenrückhaltebecken an der Ecke Kevenhüller Straße/Mittelmühlweg soll dabei helfen, dass es in Beilngries bei starken Regenfällen nicht mehr zu den gefürchteten Überlastungen des Kanals kommt. Dieses und weitere Bauvorhaben haben die Stadträte am Donnerstag beschäftigt.

Die Problematik ist bekannt. Wenn es in Beilngries in den vergangenen Jahren in kurzer Zeit besonders viel geregnet hat, ist auf Straßen und in Kellern das Wasser gestanden. Die Stadt hat daher vor längerer Zeit beschlossen, die Abwasseranlage zu ertüchtigen und mit diversen Maßnahmen für Entlastungen zu sorgen. Einige Projekte sind bereits umgesetzt oder zumindest gestartet, ein weiteres wurde nun am Donnerstagabend endgültig auf den Weg gebracht. An der Ecke Kevenhüller Straße/Mittelmühlweg soll ein Regenrückhaltebecken errichtet werden.

Ursprünglich war dort ein Stauraumkanal geplant, wie dem Gremium mitgeteilt wurde. Dafür waren Kosten in Höhe von 780 000 Euro veranschlagt, so Stadtbaumeister Thomas Seitz. Anhand der Erfahrungen bei anderen Projekten der jüngeren Vergangenheit müsse man aber mit einer Steigerung um etwa 20 Prozent rechnen, was die Kosten auf über 930 000 Euro in die Höhe treiben würde. Beim jetzt ins Auge gefassten Regenrückhaltebecken müsse man derweil "nur" 814 000 Euro berappen, so der Plan. Daher entschied sich das Gremium einmütig für diese Vorgehensweise. Die Verwaltung soll nun noch den Vorschlag überprüfen, ob man das Becken in den angrenzenden Grünbereich verlegen kann. Derzeit ist es unter der Straße geplant, was Verkehrsbehinderungen beim Bau mit sich bringen dürfte. Für ein Becken im Grünen müssten aber Bäume weichen, gab Anetsberger zu bedenken.

Ebenfalls mit Wasser hatte ein anderes Bauvorhaben zu tun - wenngleich sich hier alle Beteiligten wünschen, dass es nach Möglichkeit keine Rolle spielt. Die Spedition Schmidt, bislang an der Rosenaustraße beheimatet, möchte ihren Betrieb in das Gewerbegebiet verlagern. Das entsprechende Grundstück, das an der geplanten Verlängerung der Sandstraße liegt, die in die Umgehungsstraße münden wird, gehört der Spedition bereits. Das Ziel ist klar: Durch eine Anbindung an die Umgehungsstraße könnte der Lkw-Verkehr wesentlich besser und verträglicher abgewickelt werden als derzeit von der Innenstadt aus.

Das Bauwerk soll Hallen, eine Werkstatt und auch eine Tankstelle umfassen. Die Länge ist mit bis zu 65,12 Metern angegeben und die Breite mit bis zu 50,12 Metern. Grundsätzlich sei das Ansinnen zu begrüßen, sagte Manfred Thoma (BL/FW). Er habe aber Bedenken, ob das Wasserwirtschaftsamt da mitspielt, zumal sich das Grundstück im Überschwemmungsgebiet der Altmühl befindet. Bürgermeister Alexander Anetsberger zeigte sich durchaus optimistisch. Betriebserweiterungen seien dort bereits möglich gewesen, und so könne man diese Verlagerung auch werten, meinte der Rathauschef. Die Bedenken des SPD-Stadtrats Rüdiger Stein bezüglich einer Tankstelle im Überschwemmungsgebiet konnte Anetsberger entkräften. Diese sei freilich in dem Bereich des Grundstücks geplant, der selbst bei einer schlimmen Überflutung nicht vom Wasser erreicht werden sollte. Letztlich wurde der Bauvoranfrage das gemeindliche Einvernehmen ohne Gegenstimme erteilt.

Kniffliger war die Situation da bei einem privaten Bauvorhaben in Aschbuch. Für ein Einfamilienhaus mit zwei Garagenstellplätzen, Eingangsvordach und Pelletlager mussten gleich acht Befreiungen erteilt werden. Ein exorbitant hoher Wert, der aber einen triftigen Grund hatte, wie der Bürgermeister erläuterte. Es handelt sich um ein Grundstück, das die Stadt beim Aufstellen des Bebauungsplans für das aktuelle Baugebiet aus Versehen doppelt überplant hatte. Für diese Parzelle gab es bereits einen mehr als 20 Jahre alten Bebauungsplan. Nun hatte man folgendes Problem: Die Stadt hatte dem Bauherrn gesagt, er solle sich bei seinen Plänen an den Festsetzungen für das angrenzende neue Baugebiet orientieren. Dann stellte sich aber heraus, dass für das Grundstück weiterhin der alte Bebauungsplan Gültigkeit haben wird. Anetsberger plädierte dafür, dieses Versäumnis der Stadt zu beheben, indem man alle gewünschten Befreiungen erteile. Anton Bauer (BL/FW) meinte, dass dies in Sachen Wandhöhe schon eine Ungerechtigkeit gegenüber den Nachbarn im Bereich des alten Bebauungsplanes sei. Er stimmte bei dieser einen Befreiung dagegen, ansonsten wurden alle Befreiungen einstimmig erteilt. Bernhard Merkl (BL/FW) wollte dann noch wissen, ob der Bauherr von der Stadt verlangen könnte, dass sie die Kosten für die Erteilung der Befreiungen zahlen muss. Ausgeschlossen sei das nicht, so Anetsberger. Und spätestens jetzt durch Merkls öffentlich gestellte Frage sei der Antragsteller vermutlich auf diese Idee gebracht worden.