Nachwuchstüftler mit genialen Ideen

07.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:59 Uhr
Junge Forscher in musealer Umgebung: Im Verkehrszentrum des Deutschen Museums haben sich die talentiertesten Nachwuchstüftler Bayerns getroffen. −Foto: Wenisch

München (DK) Beim Landeswettbewerb "Jugend forscht" wurden die besten jungen Wissenschaftler Bayerns gesucht. Nachwuchsforscher aus der Region beschäftigten sich unter anderem mit zielgenauen Wasserspritzern und Blumengießen im Weltall.

81 Nachwuchswissenschaftler haben in den vergangenen Tagen im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München ihre Forschungsarbeiten präsentiert. Zehn Projekte wurden beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“ mit ersten Plätzen ausgezeichnet und werden Bayern Ende Mai beim Bundeswettbewerb in Paderborn vertreten.

Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU) lobte den „visionären Blickwinkel“ der durch viele Arbeiten verdeutlicht werde. Der Wunsch, jeden Tag mehr wissen und begreifen zu wollen, sei der Antrieb menschlichen Erkennens und von „Jugend forscht“. Wettbewerbsleiterin Monika Christl hob hervor, dass sich in diesem Jahr viele Projekte mit aktuellen Themen wie Umwelt oder Drohnen beschäftigt hätten. Durch den Tüftlerwettbewerb könne weit mehr als nur Fachwissen gesammelt werden, sagte der Vorstand der Stiftung „Jugend forscht“, Sven Baszio. Auch Teamfähigkeit, Frustrationstoleranz oder Durchhaltevermögen seien wichtige Lektionen der Arbeit.

„Jugend forscht“ wird in diesem Jahr zum 51. Mal ausgetragen. In Bayern haben sich in den Vorrunden insgesamt 2096 Teilnehmer mit 1214 Projekten in sieben Kategorien beteiligt – mehr als in allen anderen Bundesländern.

GESCHWINDIGKEIT EINES KEGELS

Tangens, Wurzeln, Potenzen und unzählige Variablen – die monströse Formel, die Samira Hatoum vom Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen entwickelt hat, dürfte nur für die Wenigsten auf den ersten Blick viel Sinn ergeben. Tatsächlich lässt sich damit aber berechnen, wie schnell sich ein rollender Doppelkegel auf elliptischen Schienen fortbewegt. Die Vorhersagen der Formel stimmten weitgehend mit den realen Messwerten überein, was für ihre Theorie spreche, sagt sie. Abweichungen könnten durch die in der Formel vernachlässigte Reibung erklärt werden.

SELBST-BLOCKIERENDE AUTOTÜR

Ein Autofahrer öffnet seine Tür und ein vorbeilaufender Jogger oder ein Radler knallt voll hinein. Dieses in Slapstick-Filmen gern verwendete Szenario wäre mit einer von Michael Bauer, David Lopez Caballero und Edgar Welte präparierten Autotüre nicht möglich. Die drei Ingolstädter Studenten haben eine Folie und eine Mechanik entwickelt, die Menschen erkennt. Steht jemand im Weg, blockiert die Autotür und kann nicht weiter geöffnet werden. Anwendbar ist die Folie auch in anderen Bereichen, etwa um die Sicherheit in der Arbeit mit Robotern zu erhöhen.

AUS DEM BLUMENTOPF IN DIE RAUMFAHRT

Die Idee von Lukas Kamm hat es bis in ein Weltraumprogramm geschafft. Das Grunddilemma: Wer kümmert sich um meine Pflanzen, wenn ich im Urlaub bin? Der 18-Jährige aus Nennslingen im Landkreis Weißenburg hat einen Bodenfeuchtigkeitssensor entwickelt, der anhand eines Elektrofeldes erkennt, ob gießen wieder einmal nötig wäre. Künftig soll der Sensor aus dem Blumentopf heraus eine Handyapp oder ein automatisches Bewässerungssystem informieren und schon kann das Gießen losgehen. Derzeit funktioniert die Erfindung allerdings nur unter konstanten Bodenbedingungen – bislang kann nur der Wasserbedarf in einem Steckschwamm erfasst werden. Das aber hat dazu geführt, dass das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum den Sensor nutzen will. Dieses will im kommenden Frühling in einem Satelliten erforschen, wie Tomaten unter geringerer Gravitation auf einem Steckschwamm wachsen. Der Sensor soll bei dem Experiment helfen. Kamms Projekt ist eines von zehn, die es zum Bundeswettbewerb geschafft haben.

SAUBERE SCHEIBEN BIS TEMPO 210

Wer auf der Autobahn mit Scheibenwischwasser den Dreck von der Windschutzscheibe entfernen will, hat oft ein mieses Reinigungsergebnis. Denn eine höhere Geschwindigkeit bedeutet, dass viel Wischwasser über die Scheibe hinweg fliegt und auf dem nachfolgenden Auto landet. Die Audi-Mitarbeiterinnen Simone Jens und Imke Dittmann wollen das beenden und haben Spritzdüsen erfunden, die auf die Geschwindigkeit reagieren und sich entsprechend verstellen. „Bis 210 Kilometer pro Stunde wird das Spritzziel damit konstant getroffen“, versprechen sie.

MANIPULATION VON AMEISEN

Verhaltensforschung ist das Fachgebiet von Veronika Winder aus Neustadt an der Donau. Sie hat untersucht, wie kleine Schmalbrustameisen miteinander kommunizieren. Mit verschiedenen Experimenten hat sie herausgefunden, dass die kleinen Tierchen anders als andere Ameisenarten bei der Futtersuche keine Pheromonspur zur Orientierung für ihre Mitstreiter hinterlassen, sondern sich am Geruch der Nahrung orientieren. Zudem kam heraus, dass die Tiere in ihrem Verhalten bei der Nahrungssuche durch verschiedene Chemikalien manipuliert werden können.