stadtgeflüster
Nachtreten am Kneipp-Becken

29.06.2021 | Stand 29.06.2021, 21:37 Uhr

"Kaum irgend ein Umstand kann schädlicher auf die Gesundheit wirken als die Lebensweise unserer Tage: ein fieberhaftes Hasten und Drängen aller im Kampfe um Erwerb und sichere Existenz.

Es muss das Gleichgewicht hergestellt werden zwischen der Lebensweise und dem Verbrauch an Nervenkraft. "

Nein, dieses (zugegebenermaßen leicht gekürzte) Zitat stammt nicht von der zeitgenössischen deutschen Schriftstellerin Juli Zeh (bürgerlich Julia Barbara Finck). Nein, dieses Bonmot wird auch nicht Michael Fein alias Michael von Benkel zugeschrieben. Sie wissen's vielleicht: Dieser Krimiautor, Maler und Richter aus der Schanz ist - wie gemunkelt wird - eine recht schillernde Persönlichkeit.

Wir wollen Sie jetzt nicht länger auf die Folter spannen. Das oben angeführte Zitat stammt von keinem geringeren als Sebastian Anton Kneipp (1821 bis 1897). Der römisch-katholische Priester ist bekanntermaßen der Namensgeber der Kneipp-Medizin respektive der Kur mit Wassertreten. An den berühmten Naturheilkundler musste unsereins am Wochenende denken: Was hätte der gute Herr Kneipp gesagt, wäre er dem wucherndem Grünbewuchs an der Kneipp-Anlage am Zulauf des Baggersees ansichtig geworden? Wahrscheinlich hätte er angewidert das Weite gesucht.

Tatsächlich breitet sich im Tretbecken für die Kleinen immer mehr unschöner Wildwuchs aus. Und das ausgerechnet zum Jubiläum! Denn vor genau zehn Jahren wurde die Einrichtung mit "weitläufiger Wiesenfläche, die sich großer Beliebtheit erfreut" (Eigenwerbung Stadt) eröffnet. Warum kümmert sich denn niemand darum, dass die Anlage sauber und gepflegt aussieht? Das städtische Gartenamt müsste sich doch eigentlich um die gestörte Idylle sorgen. Ach ja: Nur böse Zungen behaupten, dass die Damen und Herren von der städtischen Behörde derart bei der hiesigen Landesgartenschau eingespannt sind, dass sie für andere Dinge keine Zeit mehr haben.

khh