Nachhaltige Tomaten auch im Winter

38 Prozent Energieeinsparung: Gemüsebau Steiner hat in Emmerting ein neues Gewächshaus komplett mit LED-Beleuchtung

23.12.2020 | Stand 02.01.2020, 3:33 Uhr
Erntet künftig auch "Wintertomaten": Geschäftsführer Wolfgang Steiner im Gewächshaus. −Foto: privat

Emmerting - In langen Reihen stehen die mit Früchten vollbepackten Tomatensträucher nebeneinander.

Roma Rispentomate "Aromatica" und Mini Rispentomate "Brioso" heißen die Sorten, die im neu errichteten Gewächshaus der Firma Gemüsebau Steiner in Emmerting (Landkreis Altötting) reifen. Auf der 4,5 Hektar großen Anbaufläche werden künftig jährlich etwa 1800 Tonnen Tomaten geerntet, teilt das Unternehmen mit.

Und im Gewächshaus gibt es etwas Besonderes: energiesparende LED-Leuchten, die genau auf die Bedürfnisse der Früchte abgestimmt sind und im Vergleich zu den bisher üblichen Lampen 38 Prozent Energie einsparen. "Mit diesen neu entwickelten Lampen können wir die geringeren Sonnenstunden in den Wintermonaten kompensieren und erreichen so eine längere, intensivere Reifezeit für unsere Tomaten", sagt Geschäftsführer Wolfgang Steiner. Das neue Gebäude ist nach seinen Angaben deutschlandweit das erste komplett mit LED-beleuchtete Gewächshaus. Dabei müsse man auf eine gute Klimaführung achten, also auf gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Für gutes Pflanzenwachstum und den Geschmack der Früchte sei das optimale Lichtspektrum sehr wichtig, so Steiner. Die Investition dafür beläuft sich auf etwa 12 Millionen Euro. Eine ganze Menge Geld, das erst einmal wieder verdient werden muss. "Durch die enorme Nachfrage nach unseren regional und umweltfreundlich angebauten Tomaten, die wir an unserem Stammsitz in Kirchweidach produzieren, sind wir der Überzeugung, dass wir mit unserer ,Winterproduktion' aus Emmerting ebenso erfolgreich sein werden", sagt Steiner. Für die Entscheidung, ein Gewächshaus zu bauen, war es wesentlich, umweltfreundliche Wärme zu bekommen: "Das ist durch das Müllheizkraftwerk in Burgkirchen, dessen Abwärme wir nutzen und das nur wenige hundert Meter von unserem Gewächshaus entfernt ist, gewährleistet. "

Am Stammsitz in Kirchweidach baut das Unternehmen zusätzlich zu den verschiedenen Tomatensorten noch Paprika, Gurken und Erdbeeren an. Insgesamt wird in Bayern auf knapp 290 Hektar Gemüse unter Glas kultiviert. Zu den wichtigsten Kulturen zählen dabei nach Angaben des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Salatgurken, Tomaten sowie Salate.

Immer wieder gibt es dabei auch Diskussionen über den Sinn und die Nachhaltigkeit von Obst und Gemüse aus dem Gewächshaus. Darüber, ob importierte Äpfel oder Tomaten ökologischer sind als solche aus dem Gewächshaus. Das kommt unter anderem auf die Strom- und Wärmeerzeugung und den Transportweg an. Gemüsebau Steiner wirbt mit Nachhaltigkeit. "Wir produzieren in allen Gewächshäusern besonders nachhaltig und umweltfreundlich - in Kirchweidach CO2-frei. Wir benötigen für unsere Produktion kein kostbares Trinkwasser, wir verwenden ausschließlich Regenwasser, das auf den Dachflächen gesammelt wird. Statt chemische Mittel zur Schädlingsbekämpfung zu nutzen, setzen wir auf den Einsatz von Nützlingen", zählt Steiner auf.

"Wir produzieren unser Obst und Gemüse für Bayern und vermeiden dadurch enormen CO2-Ausstoß durch lange Transportwege. In unseren Gewächshäusern verwenden wir zudem Kokossubstrat statt Steinwolle. Und wo es möglich ist, nehmen wir Bioprodukte anstelle von konventionellen - so sind zum Beispiel unsere Pflanzschnüre aus Biomaterial. "

Es geht sogar noch mehr: Wo das Unternehmen zum Beispiel Möglichkeiten zur Verbesserung sieht, ist bei den verschiedenen Verpackungen: "Wir entwickeln gerade gemeinsam mit unseren Handelspartnern Verpackungen, die vollständig auf Plastik verzichten, trotzdem jedoch die Früchte optimal gegen Verderb schützen", erzählt der Geschäftsführer.

DK