Neuburg
Nach Kritik aus Niederbayern: Polder-Dialog gefordert

Abgeordnete und Bertoldsheimer Bürgerinitiative setzen auf Information über die spezielle Situation in Neuburg-Schrobenhausen

14.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:01 Uhr

Neuburg/Bertoldsheim (sja) Nach der Kritik aus Niederbayern am Aus für drei Flutpolder im Freistaat machen sich die Landtagsabgeordneten aus Neuburg-Schrobenhausen und die dortige Bürgerinitiative für eine Allianz entlang der Donau stark.

Gleichzeitig erinnern sie an die Situation im Landkreis, wo bereits viel passiert. Das spiele aber in der politischen Debatte kaum eine Rolle, bedauern die Parlamentarier Matthias Enghuber (CSU) und Roland Weigert (FW) sowie BI-Sprecher Peter von der Grün.

Im Detail geht es um die drei Polder bei Wörthhof und Eltheim in der Oberpfalz sowie beim Rennertshofener Ortsteil Bertoldsheim, die gemäß dem Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern gestrichen sind. Dass das zuletzt auch im Umweltausschuss des Landtags Verwunderung ausgelöst hat, sehen die Vertreter aus dem Landkreis nicht allzu dramatisch. "Dass die Parteien das hinterfragen, ist legitim", sagt Matthias Enghuber. Allerdings sehen er, Wirtschaftsstaatssekretär Weigert und von der Grün im Bereich des westlichen Kreisgebiets durchaus eine besondere Situation. Und die wollen sie am liebsten im Zuge eines bayernweiten Dialogs erklären. Weigert spricht von einem integrierten Handlungskonzept auf Landtagsebene, Enghuber will die Bürger verstärkt einbinden und eine Kette von kleineren Maßnahmen entlang der Donau durchsetzen. "Dafür müssen wir die Leute mit ins Boot holen", betont er.

Dabei bezieht sich das Trio auf mehrere Projekte, die bereits seit Jahren im Landkreis laufen. Hauptargument ist der Flutpolder bei Riedensheim, der derzeit nur wenige Kilometer von Bertoldsheim entfernt entsteht. "Diese Tatsache müssen wir verstärkt in Erinnerung rufen", sagt Enghuber, der ebenso wie Weigert seit Tagen zahlreiche Gespräche führt. Beiden hatte Ministerpräsident Markus Söder ihren Worten zufolge versichert, dass der Koalitionsvertrag bindend sei. "Er betont: Er steht dazu", so Weigert, der um die Meinung des Regierungschefs weiß. Dieser hatte erst Anfang Oktober Bertoldsheim besucht und sich dort ein Bild von der Lage gemacht. Dabei nannte Söder die regionale Betroffenheit durch den Riedensheimer Polder als klares Ausschlusskriterium für ein zweites Rückhaltebecken.

Weigert und Enghuber verweisen jedoch auch auf die Absiedlung des Hochwasserdorfs Moos in der Gemeinde Burgheim. "Das läuft seit 2008, um einen natürlichen Rückhalt zu schaffen", erinnert der Staatssekretär. Derzeit ist bereits rund die Hälfte der insgesamt 40 Anwesen abgesiedelt. "Dort haben wir schon etwas gemacht", findet Enghuber, der auch die Renaturierung des Auwalds bei Grünau als Rückhalteraum für die Donaufluten ins Feld führt. Gleiches gilt laut Weigert für das Donaumoos, das zwar nicht bei einem sogenannten hundertjährigen Hochwasser, wohl aber bei anderen Flutereignissen Wasser speichern kann.

Und auch die Situation in den Stauseen entlang der Donau sind dem Staatssekretär und ehemaligem Landrat ein Dorn im Auge. Bestes - oder besser gesagt: schlechtestes - Beispiel ist aus seiner Sicht das größtenteils verlandete Becken bei Bertoldsheim, das zig Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen kann. "Doch es ist nach wie vor ungeklärt, wieso es nicht ausgebaggert wird", ärgert er sich.

Peter von der Grün von der Bürgerinitiative erinnert schließlich auch an das Polderkonzept der Staatsregierung. "Demnach ist Bertoldsheim fachlich überhaupt nicht erforderlich", sagt er. Die geplanten Projekte bei Riedensheim sowie bei Großmehring und Katzau östlich von Ingolstadt würden für einen ausreichenden Hochwasserschutz genügen.