Belohnung als Anreiz
Nach Knochenfund bei Kipfenberg: 10.000 Euro für entscheidenden Tipp im Mordfall Engelbrecht

28.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:30 Uhr
Ein Kripobeamter hängt an der "Schönen Aussicht" hoch über Kipfenberg ein Fahndungsplakat auf. In der Nähe war im Wald der Oberschenkelknochen einer 1995 verschwundenen Frau aus München gefunden worden. Die Ermittler hoffen auf Hinweise in dem Mordfall. −Foto: Richter

Kipfenberg - Die Ermittlungsbehörden geben nicht auf.

Fast 27 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden der 19-jährigen Sonja Engelbrecht aus München hat das Landeskriminalamt jetzt 10000 Euro für den entscheidenden Hinweis zur Klärung des Verbrechens ausgesetzt. Die Polizei geht von Mord aus. Ein Oberschenkelknochen der Frau war im Sommer 2020 in einem Wald bei Kipfenberg gefunden worden. Die sehr aufwendige DNA-Untersuchung erbrachte aber erst im Jahr darauf Gewissheit, dass der Knochen tatsächlich von der Vermissten stammte. Zwei Ermittler der Kriminalpolizei Ingolstadt und München waren am Freitag in der Marktgemeinde im Landkreis Eichstätt unterwegs, um Fahndungsplakate aufzuhängen und Befragungen durchzuführen.

Verschleppte ein Hundden Oberschenkelknochen?

Eines der Plakate hängt jetzt an der "Schönen Aussicht", einem Plateau oberhalb von Kipfenberg in einem Wald nicht weit vom Fundort des Knochens. Darauf ist auch die Belohnung von 10000 Euro erwähnt, in dieser Höhe durchaus ungewöhnlich. "Vielleicht hilft es dem Gedächtnis auf die Sprünge, falls jemand doch etwas in diesem Fall weiß", sagte Polizeisprecher Werner Kraus unserer Zeitung. Die Kriminalpolizei schließt nicht aus, dass der Fundort des Oberschenkelknochens in der Nähe eines Waldhauses des Kipfenberger Forstbetriebs und unweit des bei Wanderern beliebten Panoramawegs nicht der Ablageort der Leiche war. Der Knochen war wohl durch im Wald lebende Tiere oder freilaufende Hunde verschleppt worden.

"Da andere Alternativen jedoch nicht ausgeschlossen werden können, besteht theoretisch die Möglichkeit, dass der Knochen vor oder im Frühjahr oder Sommer 2020 von jemand anderem dort abgelegt wurde", heißt es auf dem Plakat. Das könnte etwa durch einen Wanderer, Spaziergänger, Schwammerlsucher oder Sondengeher geschehen sein, der möglicherweise nicht erkannt hatte, dass es sich um einen menschlichen Knochen handelte. Ein Forstarbeiter hatte den makabren Fund zwischen Kipfenberg und Grösdorf in der Nähe eines Waldhauses am Mittelknock, einem bewaldeten Berg nördlich von Böhming gemacht. "Der Knochen ist völlig offen dagelegen, als ob ihn jemand da ablegt hat", sagte Polizeisprecher Werner Kraus.

Große Suchaktionenblieben ohne Erfolg

Die ermordete Schülerin war zuletzt am 11. April 1995 in München gesehen worden, wo sie im Bereich des Stiglmaierplatzes zu nächtlicher Stunde ihre Schwester anrufen wollte, um von ihr abgeholt zu werden. Doch zu dem Telefonat kam es nicht mehr, seither fehlte jede Spur von der jungen Frau. Erst der Fund des Forstarbeiters im Wald bei Kipfenberg brachte dann ein wenig Licht ins Dunkel. Im vergangenen November und Dezember hatte die Polizei groß angelegte Suchaktionen am Mittelknock gestartet, jedoch ohne Erfolg. Obwohl bis zu 140 Kräfte das Gelände akribisch absuchten, fanden sie weder weitere Skelettteile noch andere Hinweise, die mit dem Verbrechen an Sonja Engelbrecht in Verbindung gebracht werden könnten. Im Frühjahr soll die Suche weitergehen. Derweil ruht die Hoffnung darauf, dass jemand einen heißen Tipp geben kann. Wer Hinweise zu dem Fall hat, kann sich unter Telefon 089-29100 an die Münchner Kripo oder jede andere Polizeidienststelle wenden.

DK

Horst Richter