Roth
Nach der Qual ist vor der Qual

Langdistanztriathleten stellen sich mitten in der Nacht für einen Startplatz beim Challenge Roth im nächsten Jahr an

18.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:32 Uhr

Anstehen für einen Startplatz beim Challenge 2017: Die ersten drei in der Schlange sind Gabriela Pohankova, Norbert Manhart und Clara-Maria Bader (von links). - Foto: Meyer

Roth (HK) Eigentlich sollte es nach einem Langdistanztriathlon nichts Schöneres geben als ein gemütliches Bett, um seinen geplagten Athletenkörper auszustrecken. Davon halten Hunderte von Finishern und solche, die es werden wollen, allerdings gar nichts.

Sie stellen sich zum Teil bereits mitten in der Nacht auf dem Festplatz in Roth vor das Challenge-Zelt, um einen Startplatz für nächstes Jahr zu ergattern.

Der Erste in der Reihe war der 47-jährige Norbert Manhart aus Neufahrn bei Freising. Die Langdistanz in den Knochen, gönnt er sich immerhin die sogenannte Schlussverpflegung mit Semmeln und Cola, genießt das Feuerwerk im Stadion - "wie immer bombastisch" - und begibt sich dann in Warteposition. "Das ist schon verrückt, und man versteht das nur, wenn man einmal durch das Ziel gelaufen ist", erzählt Manhart. Fürs Anstehen wird er sogar von Veranstalter Felix Walchshöfer bei der Siegerehrung belohnt: mit einem Rennradgutschein von über 3000 Euro.

Die Athleten in der Schlange, die im Laufe des Vormittags anschwillt, wollen unbedingt einen Startplatz für 2017 ergattern - sei es als Einzelstarter oder in der Staffel. Denn später über das Internet gleicht die Anmeldung eher einem Lotteriespiel. Die Plätze sind schon innerhalb von Minuten vergeben.

Wer auf Nummer sicher gehen will, stellt - oder besser gesagt legt oder setzt sich - in die Schlange. Denn die Athleten bringen ihre Campingstühle, Hocker oder Isomatte und Schlafsack mit.

So wie die 23-jährige Clara-Maria Bader aus Nürnberg, die in ihrer Altersklasse sogar Zweite wurde und bei der Siegerehrung einen Pokal entgegennehmen durfte. "Heimfahren hätte sich gar nicht gelohnt", stellt sie fest. Deshalb rollt sie Isomatte und Schlafsack aus.

Als Nummer zwei hat sich die 32-jährige Gabriela Pohankova eingereiht. Sie wird im nächsten Jahr zum ersten Mal auf der Langdistanz starten und schnupperte am Wochenende als Helferin Triathlonluft. "Ich habe drei Tage lang in der Wechselzone das Team unterstützt", erzählt sie. "Das war eine richtig aufregende Atmosphäre." Und die will sie 2017 als Athletin erleben.

Genauso wie der Schweizer Manager und Triathlonwiederholungstäter Peter Kiessling. "Einfach, weil es geil ist", führt er als Begründung an. "Der Challenge in Roth ist unschlagbar, da kommt kein Rennen auf der Welt mit." Die ganze Region stehe hinter der Veranstaltung, lobt Kiessling, der am Sonntag mit 11:07 Stunden seine persönliche Bestzeit erreichte. Aber das sei nicht ausschlaggebend. "Priorität ist für mich, mit einem Lächeln ins Ziel zu kommen und Spaß zu haben." Nächstes Jahr hat er wieder die Chance dazu.