Biesenhard
Mystisches und Historisches

Rudi Hager sprach über die Ur- und Frühgeschichte der Gegend um Biesenhard

15.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Beim Umbau eines Wohnhauses wurde dieses mindestens zehn Millionen Jahre alte versteinerte Holzstück gefunden (links). Max II. ließ 1859 eine Gedenktafel an der Straße nach Hard anbringen, um an die Römerstraße zu erinnern. - Fotos: Asbach-Beringer/Rechermann

Biesenhard (EK) Eigentlich ist der Eichstätter Rudi Hager für seine Nachtwächterführungen und seine Luftbildarchäologie, die er mit dem Piloten Michael Hoedt betreibt, bekannt. Diesmal aber nahm Hager seine Zuhörer im Gasthaus Bösl in Biesenhard auf eine Zeitreise durch die Ur- und Frühgeschichte mit.

Allerlei historische Fundstücke wurden dabei auf Dias gezeigt und ließen längst vergangene Epochen lebendig werden. Zu Beginn präsentierte Hager ein zehn bis 15 Millionen Jahre altes versteinertes Holzstück aus dem Jungtertiär, das man bei Hausumbauarbeiten in Biesenhard entdeckte. Auch ein steinzeitlicher Faustkeil, der im Wald zwischen Biesenhard und Ochsenfeld gefunden wurde und den Neandertalern als Werkzeug diente, versetzte so manchen Betrachter in Staunen.

Hagers weiteren Ausführungen zufolge stammen zwei Gräber westlich von Hard, in denen man ein Kind und eine Frau bestattet hatte, aus der frühen Bronzezeit. Im ausgehenden 19. Jahrhundert waren Arbeiter beim Sandabbau für die Glashütte auf diese Grabbauten gestoßen. Von den Beigaben blieben ein Feuersteinmesser, ein Bronze-Spiralring sowie Rinderschädel, Tierknochen und Tonscherben übrig. Ob die Gräber bereits - wie für die mittlere Bronzezeit typisch - einen Hügel besaßen, konnte nicht festgestellt werden. Ein besonders umfangreiches Gräberfeld, ein Friedhof mit einem Totenweg, ließ sich durch die Luftbildarchäologie zwischen Wellheim und Konstein aufspüren.

Hager, der mit Michael Hoedt seit vielen Jahren den Raum Eichstätt von oben fotografiert und sich einen Namen als ehrenamtlicher Luftbildarchäologe gemacht hat, vermutet auch zwischen Biesenhard und Ochsenfeld sowie zwischen Biesenhard und Hard Hügelgräber. Obwohl es bronzezeitliche Funde - darunter ein Kupferbeil und eine Gewandnadel - aus dem östlich von Biesenhard gelegenen Waldstück gibt, wurde eine Siedlung bisher nicht nachgewiesen. Zumindest ist eine bronzezeitliche Befestigungsanlage auf dem Schutterberg bei der Feldmühle bekannt. "Die Römer haben ebenfalls ihre Spuren in der Gegend von Biesenhard hinterlassen", erklärte Hager. So führte eine Straße von der römischen Zivilsiedlung Vicus Scuttarensium, dem heutigen Nassenfels, über Biesenhard und teilte sich am Ortsausgang, um nach Wellheim und Dollnstein weiterzuführen. Es wird berichtet, dass die Straße 1825 in ihrer ursprünglichen Schönheit erhalten gewesen sei. Auch heute sind einige Streckenabschnitte noch in gutem Zustand. Da die Menschen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nicht mehr wussten, wer eine derartig monumentale und stabile Straße gebaut hatte, umgab man sie laut Hager "mit einem Mantel des Mystischen" und erfand die Sage von der "Wilden Jagd" auf der Römerstraße. In stürmischen Winternächten - so gab man die Geschichte bis ins 19. Jahrhundert wieder - ziehe die "Wilde Jagd" diese Straße entlang und würde jeden mit sich nehmen, der nicht schnell genug zur Seite springen könne. Heute erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige Römerstraße, die von Max II. 1859 an einer Scheune angebracht wurde und die 1988 erneuert wurde.

Erzählt hatte man sich außerdem von römischen Gutshöfen in Biesenhard und Hard. Hager konnte aus der Luft bisher aber nur einen einzigen Gebäudegrundriss westlich von Biesenhard unterhalb der Römerstraße ausfindig machen, wo 1999 bereits eine stark oxidierte römische Sesterz-Münze entdeckt worden war. Stumme Zeitzeugen aus der Gegend um Biesenhard wie Münzen, Scherben, eine Zügelführung, eine Fibel und ein angeblich in der Kirche vermauerter Inschriftenstein schweigen weiter und lieferten keinen Beweis für eine römische Hofanlage.

Relativ spät - nämlich im Jahr 1214 - wird der Ortsname Biesenhard das erste Mal urkundlich erwähnt. Rudolf Hager vermutet aber, dass aufgrund der vorteilhaften Lage schon früher eine Ansiedlung in der Gegend der heutigen Ortschaft existierte. Dafür sprächen vor allem die Nähe zur Römerstraße und die große Anzahl an Weihern - so soll es doch sechs sogenannte Hüllen gegeben haben. Wann und ob durch Bodenfunde der Nachweis für eine ur- oder frühgeschichtliche Siedlung in Biesenhard erbracht wird, stehe aber noch in den Sternen, so Hager.