Schrobenhausen
Mysteriös: Schrobi-Fake-Profil bei Facebook wirft Fragen auf

26.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

Falscher Fünfziger: So sieht die Facebook-Page von Schrobi Schrobsdorf aus. Doch entgegen der Angaben, die dort gemacht werden, hat die SMS nichts mit dem Profil zu tun. Screenshot: Facebook/Schrobi Schrobsdorf

Schrobenhausen (SZ) Na nu? Kidnapping mitten in Schrobenhausen? Ein stadtbekannter Promi in der Gewalt von miesen Erpressern? Tatsache. Schrobi, das Baustellen-Maskottchen der Stadtmarketinggenossenschaft Schrobenhausen, kurz SMS, soll entführt worden sein. „Dies ist kein Scherz, wir haben Schrobi in unserer Gewalt“, so steht es schwarz auf weiß bei Facebook geschrieben. Und dort steht auch, was die Entführer fordern, damit sie Schrobi wieder freilassen: Bürgermeister Karlheinz Stephan soll selbst jeden Tag eine Stunde lang zur Schaufel greifen und die Bauarbeiter in der Innenstadt unterstützen. Veröffentlich wurde der Beitrag auf der Profilseite eines gewissen Schrobi Schrobsdorf, also der Seite der Baustellenameise selbst. Vermeintlich.

„Dieses Profil ist ein Fake“, klärt Barbara Rührmair, die bei der SMS arbeitet, auf. „Wir haben damit nichts zu tun.“ Wer sich allerdings hinter dem falschen Schrobi verberge, da sei man bei der SMS ratlos. Und auch ein wenig sauer. „Es ist nun nicht so, dass uns dieses Profil wehtut“, sagt Rührmair. Aber wieso jemand die Zeit aufwende, ein Profil anzulegen, nur um die SMS-Ameise aufs Korn zu nehmen, das könne sie nicht nachvollziehen. „Und eigentlich wollen wir dem auch keine Aufmerksamkeit schenken“, sagt sie. Das Profil sei ihrer Meinung nach schlicht und einfach ein schlechter Scherz. 

Einer, der übrigens schon im März begonnen hat. Da sei es losgegangen, da ging die Schrobi-Seite bei Facebook an den Start. Zeitgleich sind die an der Baustelle in der Schrobenhausener Innenstadt angebrachten Banner mit dem aufgedruckten Schrobi-Antlitz verschwunden. „In der Freinacht wurden alle sechs Banner geklaut“, sagt Rührmair. „Eins ist später wieder aufgetaucht, die anderen fünf fehlen weiterhin.“ Und anscheinend steht eben jeder Bannerdiebstahl in direktem Zusammenhang mit der gefakten Schrobi-Seite. 
Denn bei ausführlicher Inspektion dieser stellt man schnell fest, dass dort zwar schon sage und schreibe 118 Fotos online gestellt worden sind, jedoch kein einziges den originalen Schrobi zeigt. Lediglich der Banner-Schrobi grinst aus den Fotos – teilweise in Berlin und Norwegen aufgenommen – zurück. 

Dass der echte Schrobi nie zu sehen ist, ist zwar auffällig, ob allerdings jeder Facebook-Nutzer schon begriffen hat, dass er es mit einem Fake zu tun hat, ist fraglich. Denn Stand gestern Nachmittag hat Schrobi Schrobsdorf schon 66 Facebook-Freunde sammeln können – darunter auch Karlheinz Stephan, Günther Schalk und Christoph Appel. „Unsere Vorstände haben das nur gemacht, um das Profil besser im Auge behalten zu können und vielleicht doch noch rauszubekommen, wer dahintersteckt“, erklärt Barbara Rührmair. 

Doch das scheint schwieriger zu sein, als man zunächst vermuten möchte. Sogar die Polizei, an die sich die SMS wegen Banner und Facebook-Page gewendet hat, ist ratlos, eine Spur vom Täter ist weit und breit nicht in Sicht. „Diebstahl ist natürlich eine Straftat und kein Spaß“, sagt der Chef der Schrobenhausener Inspektion, Klaus Rewitzer. Man werde natürlich an dem Fall dran bleiben – gleichzeitig, so Rewitzer, würde er der Internetseite auch nicht zu viel Bedeutung beimessen.

Was also tun? „Wir haben natürlich auch schon Facebook kontaktiert und ihnen mitgeteilt, dass das Profil ein Fake ist. Mehrmals sogar“, sagt Rührmair. Passiert sei aber nichts. Obwohl der Profilbetreiber mit der Angabe „Arbeitet bei Stadtmarketing Schrobenhausen eG“ ganz klar lüge. „Brutal, dass man sich dagegen überhaupt nicht wehren kann als Arbeitgeber“, findet Rührmair. Überhaupt zeige der Fall einmal mehr, wie einfach man sich im Internet eine Schein- oder Zweitidentität anlegen könne. Wer weiß, wer sich hinter dem ominösen Schrobi Schrobsdorf verbirgt – die SMS freut sich sicherlich über Hinweise.