Ingolstadt
Mutmaßliche Terrorhelfer festgenommen

Polizei fasst verdächtige Asylbewerber in Saarlouis - Durchsuchung auch in Ingolstadt

13.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:55 Uhr
Ein Augenzeuge filmte den SEK-Zugriff in Ingolstadt. −Foto: privat

Ingolstadt/Saarlouis (DK) Der Hinweis aus einer Flüchtlingsunterkunft führte am Donnerstag in Saarlouis zur Festnahme dreier terrorverdächtiger Syrer. Spezialkräfte setzten außerdem den in Ingolstadt lebenden Bruder eines der Beschuldigten für kurze Zeit fest. Zwei der drei Verhafteten gelten als sogenannte Gefährder, wobei es keine Hinweise auf geplante Anschläge gibt.

Die Polizei hatte seit Oktober gegen das Trio ermittelt. Die Männer waren 2015 als Bürgerkriegsflüchtlinge eingereist, hatten Asylantrag in Deutschland gestellt und lebten in Saarlouis. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz und des Landespolizeipräsidiums Saarland sollen die 21 und 27 Jahre alten Beschuldigten Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat gewesen sein.

Der 23-Jährige soll nach Erkenntnissen der neunköpfigen Sonderermittlungsgruppe versucht haben, über das Internet Menschen in Deutschland als Kämpfer für den syrischen Bürgerkrieg zu rekrutieren. "Dabei war er für die verbotene terroristische Vereinigung Ahar-Al Sham tätig, eine 2011 gebildete Gruppierung der syrischen Aufstandsbewegung gegen das Assad-Regime", heißt es in einer Mitteilung vom Freitag. Diese Organisation gehöre zum salafistischen Spektrum des Widerstandes und wolle in Syrien einen islamischen Staat auf der Grundlage der Sharia gründen.

Der im Süden Ingolstadts lebende Bruder dieses Beschuldigten hatte sich am Donnerstagabend ebenfalls den Fragen der Polizei zu stellen. Die Kripo Ingolstadt war mit Unterstützung von Spezialeinsatzkräften angerückt. Ein Augenzeuge berichtete davon, dass drei Menschen mit Handschellen im Hof standen, allesamt bewacht von den schwarz gekleideten Kräften. "Wir haben da in Amtshilfe einen Durchsuchungsbeschluss vollzogen", sagte ein Ingolstädter Polizist am Freitag. "Der 29-Jährige ist mithilfe eines Dolmetschers zum Vorwurf vernommen worden, ob er ebenfalls Mitglied der terroristischen Vereinigung ist. Das Ganze ist ohne jeden Widerstand und problemlos abgelaufen." Der Syrer sei danach wieder freigekommen, gegen ihn liege kein Haftbefehl vor. "Allerdings haben wir eine Schreckschusswaffe sichergestellt, die nun kriminaltechnisch untersucht wird."

Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz weiter erklärte, hätten die Sicherheitsbehörden keine Hinweise darauf, dass die drei in Saarlouis Festgenommenen konkrete Anschläge in Europa oder Deutschland geplant hatten. Die Polizei stellte am Donnerstag zahlreiche Beweismittel sicher, darunter Mobiltelefone und Laptops. Die Auswertung werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, aus ermittlungstaktischen Gründen sei die Bekanntgabe weiterer Details derzeit nicht möglich.

Der Hinweisgeber hatte der Polizei von einem Video berichtet, auf dem der 23-Jährige in Kampfuniform, mit Handgranaten und diversen Kriegswaffen zu sehen gewesen sein soll. Nach Behördenangaben handelte es sich bei dem Trio um keine Terrorzelle, sie hätten nicht gemeinsam agiert.
 

Horst Richter