Neuburg
Mutmaßliche Kupferdiebe vor Gericht

Bande soll im Frühjahr 2021 mehrmals von Rennertshofen aus im Umkreis zugeschlagen haben

19.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:19 Uhr
Rabiate Methoden: Der Bande wird auch ein Kupferdiebstahl am Wasser-Hochbehälter in Bergen zur Last gelegt. Dort fehlte im vergangenen Sommer neben Regenrinnen und Fallrohren sogar die Dacheindeckung. −Foto: S. Hofmann

Neuburg - Regenrinnen, Fallrohre, Dacheindeckungen - nicht mal vor Kapellen haben Kupferdiebe im vergangen Jahr Halt gemacht. Zwei mutmaßliche Mitglieder einer Bande mussten sich am Mittwoch vor dem Neuburger Schöffengericht unter Vorsitz des Amtsgerichtsdirektors Christian Veh wegen schweren Bandendiebstahls verantworten. Laut Anklage steht ein Schaden von rund 20000 Euro im Raum - der Beutewert ist dabei nicht eingerechnet.

Abgelegene Gebäude waren das Ziel

Staatsanwältin Sophia Hager brauchte geschlagene zwölf Minuten, ehe sie den beiden Angeklagten alle Taten, die ihnen ihre Behörde zur Last legt, vorgelesen hatte. Die Kurzfassung davon: Die beiden 37 und 38 Jahre alten Rumänen sollen zusammen mit drei Komplizen im Frühjahr 2021 insgesamt 18-mal Kupfer von Gebäuden im Umkreis von Rennertshofen und in den Nachbarkreisen Donau-Ries und Eichstätt gestohlen haben. An einem Wohnhaus in Stepperg sollen sie Regenrinnen und Fallrohre im Wert von 800 Euro abmontiert und mitgenommen haben, in Trugenhofen waren es eine Dachrinne und zwei Fallrohre (600 Euro), in einem Pumpwerk Kupfer für 700 Euro, den Hochbehälter in Bergen sollen sie gleich zweimal angesteuert haben und so Halbedelmetall im Wert von 2000 Euro erbeutet haben.

Neuverlegte Rohrleitungen für fast 7000 Euro rissen die mutmaßlichen Bandenmitglieder aus einem Rohbau in Bergheim, auch ein Leichenhaus und eine Kapelle im Gemeindegebiet Burgheim zählten zu ihren Zielen. Weiter sollen sie ein Wasserversorgungshaus in Nassenfels und eine Kapelle am Flugplatz Egweil angesteuert und dort ebenfalls Kupfer gestohlen haben, in Marxheim und Monheim soll die Bande ebenfalls zugeschlagen haben.

Der Tatvorwurf der Staatsanwältin lautet deshalb: schwerer Bandendiebstahl, gewerbsmäßiger Handel mit Diebesgut und Sachbeschädigung. Aussagen machten die beiden Männern am ersten Verhandlungstag nicht, deren Verteidiger Delil Düzgün und Wolfgang Kleßinger, behielten sich diesen Schritt aber für einen späteren Zeitpunkt vor.

Zeugen des ersten Verhandlungstages waren zwei Polizeibeamte aus Neuburg und aus Eichstätt sowie eine Polizeibeamtin aus Rain.

Schrotthändler gibt wohl entscheidenden Hinweis

Der Neuburger Polizeihauptkommissar war Hauptsachbearbeiter in diesem Fall und schilderte dem Gericht, wie seine Kollegen den beiden Angeklagten auf die Spur gekommen waren. "Es war relativ schnell klar, dass wir hier von einer Serie ausgehen können", sagte der Beamte. Tatorte seien stets abgelegene, nicht leicht einsehbare Gebäude gewesen, die Vorgehensweise sei stets ähnlich gewesen. Bei der Durchsicht weiterer Fälle im benachbarten Umkreis habe man sich schließlich mit den Polizeiinspektionen Eichstätt, Rain und Donauwörth zusammengetan.

Der Neuburger Polizist berichtete, dass er rasch Verbindung mit Schrotthändlern in der Region aufgenommen und diesen den Fall geschildert habe - und das führte letztlich zum Erfolg. Bei einem Händler in Nordheim bei Donauwörth waren rumänische Staatsbürger dreimal binnen einer Woche mit großen Mengen Kupfer aufgetaucht. Der Händler wandte sich an die Polizei und lieferte ein Überwachungsvideo und sogar die Beschreibung eines Kleintransporters, mit dem das Trio vorgefahren war. So kam die Neuburger Polizei den aus Rumänien stammenden Leiharbeitern, die bei einer Traunsteiner Zeitarbeitsfirma angestellt waren und in einem Mietshaus im Rennertshofener Gemeindeteil Stepperg untergebracht waren, auf die Spur.

Verhandlung wird im Februar fortgesetzt

Dort wurden mehrere Männer festgenommen - unter anderem die beiden Angeklagten, die aktuell in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Gablingen sitzen. Kurz wurde es unruhig im Gerichtssaal, als einer der Männer mehrmals unaufgefordert dazwischenquatschte. Veh maßregelte den Mann, der daraufhin in seiner Muttersprache weiterschimpfte. Die Dolmetscherin übersetzte prompt: "Er hat Adolf Hitler gesagt." Der Richter mahnte schärfer - der Mann blieb daraufhin still.

Der Eichstätter Polizist und seine Rainer Kollegin konnten wenig zur Verhandlung beitragen. Ein vierter Zeuge, Marxheims Bürgermeister Alois Schiegg, war nicht erschienen. Er wird zum Fortsetzungstermin am 9. Februar erneut geladen. Dann sollen auch Schrotthändler gehört werden.

DK

Sebastian Hofmann