Neuburg
Mut zum offenen Umgang mit der Volkskrankheit

"Mut-Tour" macht Station in Neuburg Entstigmatisierung von Depressionen

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Mit dem Fahrrad für Aufklärung: Diese Radler der "Mut-Tour 2016" wollen auf die Probleme der Menschen aufmerksam machen, die mit Depressionen zu kämpfen haben. Seit mehreren Jahren treten verschiedene Gruppen deshalb schon in die Pedale. Die Entstigmatisierung der Krankheit ist ihr Ziel. Seit einem Monat sind die Fünf - teils selbst von Depressionen betroffen - bereits unterwegs. - Foto: bas

Neuburg (DK) Für einen offenen Umgang mit Depressionen radeln derzeit 52 Tandemfahrer durch die ganze Bundesrepublik - nun haben sie auch in Neuburg Station gemacht. Rund 7300 Kilometer werden von insgesamt vier Teams zurückgelegt, manche sind in Kajaks, andere sogar auf Eseln unterwegs.

Die Satteltaschen und Boote sind bepackt mit Zelten, Isomatten und Gaskochern - genächtigt wird meistens draußen in der Natur.

"Die Mut-Tour eröffnet neue Wege in der Gesundheitsprävention. Die Teilnehmer erleben, wie leistungsdruckfreier Sport, Struktur, Natur und Gemeinschaft die Stimmung heben kann", sagen die Organisatoren rund um Initiator Sebastian Burger. "Ihre positiven Erfahrungen tragen die Teilnehmer gleich nach außen. Sie nehmen offen das ,D-Wort' in den Mund und leben den Menschen auf der Straße ihren unverkrampften Umgang mit der Krankheit vor." Damit wollen sie nach Aussage der Veranstalter Ängste und Vorurteile abbauen - "die Tour als Mutmacher, frei über eine Erkrankung zu reden, die mehr Tote fordert als der Straßenverkehr und häufiger zur vorzeitigen Berentung führt als Rückenleiden. Die Tandemfahrer engagieren sich so auch für über 4,5 Millionen Deutsche.\"

Bereits in den Jahren 2012 und 2014 waren Menschen mit und ohne Depressionserfahrung unterwegs, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Sie radelten 5000 und 8000 Kilometer für einen offenen Umgang mit der Volkskrankheit. 2015 kamen auf den sogenannten Mini-Mut-Touren etwa 2000 weitere Kilometer hinzu.

In Neuburg fielen sofort die gelben Smiley-Gesichter auf, die die Teilnehmer mit sich trugen. Was hat es damit auf sich? "Damit wollen wir all diejenigen Betroffenen repräsentieren, die es sich nicht erlauben können, ihre Depression öffentlich zu machen, weil sie berufliche Benachteiligung oder Mobbing fürchten. Der Smiley ist so ein Repräsentant für die anderen. Außerdem verweist er auf die Fassadenhaftigkeit. Wer lacht, kann dennoch betroffen sein", erklären die Mut-Tour-Fahrer.

Einige Punkte liegen ihnen besonders am Herzen, wie sie mitteilen: "Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die verschiedene Ursachen hat und gut behandelt werden kann. Offen über Depression sprechen zu können und sich nicht verstecken zu müssen, ist eine wichtige Basis für die Gesundung Betroffener. Nicht-Betroffenen erleichtert es den Umgang mit der Erkrankung. Außerdem sind Betroffene leistungsfähig und integrierbar, und keine ,permanenten Trauerklöße'."

Anlaufstellen für Depressive in Neuburg sind:

n Der Caritasverband Neuburg-Schrobenhausen, Sozialpsychiatrischer Dienst am Spitalplatz C193, Ansprechpartner ist Karl-Heinz Goesswein, erreichbar unter der E-Mail-Adresse info@caritas-neuburg.de oder karl-heinz.goesswein@caritas-neuburg.de oder unter der Telefonnummer (08431) 90 96 30.

n Die Danuvius Klinik Neuburg, Fachklinik für Psychische Gesundheit,\tBahnhofstraße 107,\tE-Mail sekretariat.neuburg@danuviusklinik.de, \tTelefon (08431) 90 96 70

n Selbsthilfe in Neuburg, \tLandratsamt Neuburg-Schrobenhausen, \tGesundheitsamt, Platz der Deutschen Einheit, E-Mail gesundheitsamt@neusob.de, Telefonnummer (08431) 570.