Dietfurt
Mustergültiger Vorzeigebetrieb

CAH-Werkstätte Dietfurt arbeitet kostendeckend – Leiter Wolfgang Beyer geht Ende September

16.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:48 Uhr

Dass die CAH Dietfurt ein mustergültiger Vorzeigebetrieb ist, davon überzeugten sich bei einer Führung durch Wolfgang Beyer (von rechts) Bürgermeister Oliver Kuhn, Monika Aurbach und Gisela Lindemann-Kirsch. - Fotos: Kirschner

Dietfurt (uke) Die Dietfurter Werkstätte der Christlichen Arbeiterhilfe (CAH) ist die einzige im Kreis Neumarkt, die kostendeckend arbeitet. Das war nicht immer so und ist in erster Linie dem Engagement des Leiters Wolfgang Beyer zu verdanken.

Erst vor gut zweieinhalb Jahren hatte der Sengenthaler in Dietfurt angefangen und den Betrieb komplett umgekrempelt. Dank ausgeklügelter Spar- und Wiederverwertungsmaßnahmen schaffte er es, die Einrichtung innerhalb kurzer Zeit zu einem mustergültigen Vorzeigebetrieb umzugestalten. Dort finden sowohl Langzeitarbeitslose als auch Asylbewerber eine sinnvolle Aufgabe und Beschäftigung. Davon haben sich in dieser Woche auch Gisela Lindemann-Kirsch, die Bereichsleiterin des Jobcenters in Neumarkt, und Monika Aurbach, Geschäftsstellenleiterin der Bundesagentur für Arbeit in der Großen Kreisstadt, überzeugt.

Bei ihrem Besuch in der Industriestraße ließen sie sich zusammen mit dem amtierenden Bürgermeister Oliver Kuhn (CSU) und Axel Kunz, Migrationsbeauftragter der Stadt Dietfurt und Betreiber einer Sammelunterkunft für Flüchtlinge, durch die Einrichtung führen. Doch gab es für ihren Besuch auch einen zweiten Grund. Sie waren nicht nur gekommen, um sich einmal selber davon zu überzeugen, was hier in Sachen Integration Positives geleistet wird, sondern auch, um sich von Beyer zu verabschieden, der Ende September in den Ruhestand geht.

Nicht ganz freiwillig, wie er erzählt. Gerne hätte er dort weitergearbeitet, doch wurde Beyer aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt. Weil es dem Hauptwerk der CAH Neumarkt und der Zweigstelle in Bechhofen nicht gut ging – alle drei sind unter dem Dach der Christlichen Arbeiterhilfe vereint – wurde ihm als Mitarbeiter mit der kürzesten Betriebszugehörigkeit gekündigt. „Es hat alles nichts geholfen“, bedauert der 60-Jährige, der noch nicht zum alten Eisen gehören will. Nicht einmal eine Liste mit 50 Unterschriften von Mitarbeitern, Bürgermeistern, Bauhofleitern und sogar des Landrats hätten zur Rücknahme der Kündigung geführt. „Das bischöfliche Ordinariat in Eichstätt hat auch die Unterstützungsgelder gekürzt“, sagt er ohne Bitterkeit. Ein anderes Handeln sei nicht möglich gewesen.

Doch ist es Beyer gerade in den letzten Tagen seiner beruflichen Tätigkeit wichtig, auf die Bedeutung der Werkstätte für die hier Beschäftigten und für die Sieben-Täler-Stadt hinzuweisen. In Dietfurt hatte der langjährige Betriebsrat der Neumarkter Firma Delphi eine Aufgabe gefunden, die ihn bis zuletzt mit tiefster Zufriedenheit erfüllte. Beyer war selber als Arbeitssuchender hierher vermittelt worden.

Im Juli dieses Jahres honorierte der Freistaat Bayern sein Engagement. Eine Urkunde „in dankbarer Würdigung des Engagements für Asylbewerber in Bayern“ trägt die Unterschrift von Sozialministerin Emilia Müller. In einem Dankschreiben spricht sie Beyer „ihren größten Respekt und Dank aus“.

20 bis 30 Personen können nach seinen Angaben in Dietfurt beschäftigt werden, derzeit sind es 19, darunter vier Flüchtlinge aus der Unterkunft von Kunz. Ein Großteil ihrer Arbeit ist das Zerlegen von alten Elektro- und Elektronikgeräten aller Art in ihre Einzelteile. Das erledigt die CAH Dietfurt im Auftrag des Landratsamts. Die Wertstoffe landen in Containern und werden dann dem Recycling zugeführt.

Der gut organisierte Gebrauchtwagenmarkt ist Anlaufziel für Schnäppchenjäger aus der gesamten Region geworden. Wer für wenig Geld einen Kühlschrank, eine Lampe oder ein Haushaltsgerät sucht, der kann hier fündig werden. Obwohl die Zahlungen der Jobcenter aus Neumarkt und Eichstätt nur einen Teil der Unkosten decken, arbeitet die Einrichtung kostendeckend und trägt sich somit selbst. Darauf ist Beyer besonders stolz, eine Grafik in seinem Computer zeigt deutlich den Aufwärtstrend.

Wie wertvoll die CAH für die Langzeitarbeitslosen im Kreis Neumarkt ist, bestätigte auch Lindemann-Kirsch. Hier fänden sie eine Aufgabe und Anerkennung. Vereinzelt könnten sie auch wieder im Ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen.

Der Betrieb soll auch nach Beyers Ausscheiden weiterlaufen. Die langjährige Mitarbeiterin Nicole Angerer wird vor Ort sein und die Arbeit in seinem Sinne weiterführen.