Hilpoltstein
"Musikwerk" läuft nicht auf Hochtouren

Im Hilpoltsteiner Proberaum sind noch Kapazitäten frei – Nur zwei von sieben Tagen in der Woche sind belegt

18.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:47 Uhr

Im „Musikwerk“ sind noch Plätze frei: Hilpoltsteins Jugendreferent Sven Brand und Arbeitskreisleiter Harald Knauer (rechts) laden zum Proben ein. Mit E-Gitarre und Drumstick weisen sie den Weg in den derzeit viel zu wenig genutzten Proberaum - Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Nach dem Stopp der Maschinen ist das ehemalige Blockheizkraftwerk an der Hilpoltsteiner Badstraße vor zweieinhalb Jahren als „Musikwerk“ zu neuem Leben zu erwacht. Bands können das Gebäude als Proberaum nutzen. Derzeit machen allerdings nur zwei Gruppen hiervon Gebrauch, sieben könnten es sein.

Mehr Nachfrage wünscht sich auch die Stadt, auch wenn die 150 Quadratmeter nach außen zwar fast, aber nicht zu 100 Prozent schalldicht sind. Die Passanten „dürfen ruhig hören, dass hier was los ist“, sagt Jugendreferent Sven Brand. Was draußen bestenfalls wie als leise Hintergrundmusik in einem Kaufhaus wahrgenommen wird, hört sich innen völlig anders an. Etwa wenn die Jungs von Devils Ambulance hier mit ihrem Trash Metal losrocken und ihre Trommelfelle selbst dabei mit Ohrenstöpsel vor dem Wummern aus den Boxen schützen.

Das Ergebnis der Bandprobe lässt sich übrigens an diesem Samstag bei „HIP live“ auf der Hilpoltsteiner Burg erleben, wo die „teuflischen Sanitäter“ ihren Auftritt haben. Dann feiern sie ihr Live-Comeback nach einer kleinen Kunstpause. Die musste eingelegt werde, da Schlagzeuger und Sänger Alexander Freund zum Erasmus-Studium in Schweden weilte.

Ein typischer Grund dafür, dass Gruppen mit jungen Musikern nicht immer über Kontinuität verfügen. „Die Jugend hat Dynamik“, sagt Harald Knauer, Sprecher des Arbeitskreis Jugend der Stadt. So sei auch die gegenwärtige Flaute in bezüglich der Nutzung des Musikwerks zu erklären, das als Übungsraum explizit Jugendlichen aus Hilpoltstein zur Verfügung steht, Bandmitglieder aus anderen Regionen sind natürlich willkommen. An sich ist der große Leerlauf in der Woche etwas verwunderlich, stand ein solcher Proberaum doch immer ganz oben auf den Fragebögen des Arbeitskreises.

Interessenten haben keine hohen Hürden zu meistern. Ein Anruf genügt: (0 91 74) 97 81 08 wählen und den Buchungswunsch angeben. Ist ein bestimmter Wochentag gewählt, steht genau dieser der jeweiligen Band wöchentlich bis in die späten Abendstunden zur Verfügung, für lediglich 50 Euro im Monat. Das Geld kommt der Ausstattung zugute: ein Schlagzeug wurde bereits angeschafft, das von allen Bands genutzt werden kann und seinen Dauerstandplatz hier hat. Auch ein Mischpult steht den verschiedenen Gruppen zur Verfügung, die sich so Kosten sparen können. „Das Herzstück des Musikwerks“, schwärmt Alexander Freund, der schon bei dessen Eröffnung mitgespielt hat.

Damals ging es rund – mit sieben Bands war der Wochenplan ausgebucht. Derzeit toben sich Devils Ambulance am Samstag und Battery high am Mittwoch aus, aber das war es auch schon. „Für uns ist die Probenmöglicheit hier eine enorme Chance, die Akustik ist super – auch Kleinigkeiten lassen sich heraushören“, betont der 22-Jährige, der in Eichstätt Politik und Gesellschaft studiert und mit seiner Band Lieder singt über die von der Gesellschaft Ausgestoßenen. Oder Eingemauerte, die über ihre gruselige Gefängniszelle klagen.

Das Musikwerk ist damit natürlich nicht gemeint. Im Gegenteil: Der Raum hat Aufenthaltsqualität. Ab und zu kommen auch Zuhörer herein und genießen die Proben. Da darf es gerne Trash Metal sein, muss es aber nicht. Die Bandbreite lässt alles zu, wie es die T-Shirts der Herren von Devils Ambulance deutlich machen: Fiddlers Green ist dort genauso zu lesen wie Metallica. Wer weiß, ob einmal eine der Bands, die hier proben, in die Fußstapfen solch großer Vorbilder treten und es zu Ruhm im Musikgeschäft bringen