Eichstätt
Musikalisches Lehrerkabarett vom Feinsten

Anlässlich des 150-jährigen Schuljubiläums der Maria-Ward-Realschule war Han's Klaffl zu Gast

27.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:33 Uhr
Staubtrockener Humor: Kabarettist Han's Klaffl. −Foto: Kusche

Eichstätt (rlu) Aller guten Dinge sind drei.

Diese Binsenweisheit bestätigte der "Staatskabarettist auf Lebenszeit" Han's Klaffl bei seinem jüngsten Auftritt in der voll besetzten Aula der Maria-Ward-Realschule. Zum 150-jährigen Schuljubiläum zeigte sich der ehemalige Gymnasiallehrer in Höchstform und spornte auch die 500 Zuschauer zu musikalischen "Höchstleistungen" an, für die er sogar die eine oder andere mündliche Note verteilte.

Was passiert eigentlich bei Konferenzen hinter der verschlossenen Tür des Lehrerzimmers? Und wie ticken Max und Kevin, Jessica und Paula wirklich, wenn sie im Wachkoma liegen oder sich bei Lernzielkontrollen im grenzdebilen Bereich wiederfinden? Warum bewegen sich Schüler eigentlich so langsam wie eine Wanderdüne durch das Schulgebäude und was denkt die Mutter tatsächlich, wenn sie beim Elternsprechabend dem Pädagogen gegenübersitzt, der die Hochbegabung ihres verhaltensauffälligen Sohnes bis jetzt nur nicht erkannt hat?

Solche Fragen brennen auf der Seele und Klaffl beantwortet sie alle - mit staubtrockenem Humor, verbal ausschweifend und musikalisch brillant, denn er hat wie immer seinen Flügel und seinen Kontrabass dabei. Sein tiefer Einblick in die komplexe Psyche des Lehrers und die - etwas weniger komplexe - des Schülers vollzieht sich in einer zum Brüllen komischen Doppelstunde. Unterbrochen wird diese, wie im Schulbetrieb üblich, von einer Pause, doch diese braucht das Publikum auch, um seine Lachtränen zu trocknen.

Denn Klaffl wäre nicht Klaffl, wenn er nicht selbstironisch mit sich selbst und seiner Spezies ins Gericht ginge. Doch er nimmt auch Eltern und Schüler ins Visier und erst recht die Ministerialbeamten, die wochenlang fern jeder Unterrichtspraxis tatenlos am Schreibtisch im Keller sitzen, bevor ihnen dann wieder eine neue, weitgehend sinnfreie Verordnung einfällt. Die fiktive Schule von Klaffls pädagogischer Welt heißt Lukas-Podolski-Gymnasium und lässt schon vom Namensgeber auf die intellektuelle Kapazität seiner Besucher schließen.

Deren hoffnungslose Stilblüten treiben den korrigierenden Musiklehrer zuerst zur Weißglut und dann schließlich zur Flasche Rotwein, die er frustriert aus einem Leitz-Ordner zieht, den das Etikett mit Aufschrift "Fortbildungen" ziert: "Von Händel stammt das berühmte Lied Hallo Julia". Oder: "Im Barock wollte man den Stimmbruch verbieten. So entstand das Kastrat. " Da bleibt nur der "Korrekturblues" am Kontrabass, ein neu ins Programm genommenes Lied über die Verzweiflung des Lehrers bei nächtlichen Korrekturen. Dass sich Oberstudienrat K. angesichts solcher Erlebnisse die Sinnfrage stellt, ist nicht weiter verwunderlich. Sie führt ihn zur Frage, warum er eigentlich Lehrer geworden ist ("Ich war jung und brauchte das Geld") - und zur klassischen Differenzierung jener vier Lehrertypen, die an jeder Schule anzutreffen sind und bereits Kultstatus erlangt haben: Neben dem völlig abgestumpften und übergewichtigen Sedlmaier, der bei Konferenzen "nicht schmutzt", weil er keinerlei Fragen stellt, ist da noch der - meist weibliche - Gütlich zu nennen, der allerlei Bedenken trägt und sich in jeden Schüler hineinversetzen kann.

Als Meister des Projektunterrichts kollidiert er öfters mit dem dritten Typus, dem rhetorisch brachialen Gmeinwieser, für den jeder Schüler der natürliche Feind des Lehrers ist. Bleibt noch der Schöngeist Gregorius, der alte und sehr alte Sprachen unterrichtet.

Herrlich sind die inszenierten Dialoge dieser Typen im Lehrerzimmer oder am Kopierer! Getoppt wird das Ganze nur noch durch den - ebenfalls neuen - Song "Heit is Lehrerkonferenz: von Viertel nach Oans bis Open End". Überhaupt zählen die musikalischen Darbietungen Klaffls zu den unbestrittenen Höhepunkten des Abends. Schon legendär ist sein rasend schneller Wechsel im Dialog zwischen Lehrer (Klavier) und Mutter (Kontrabass), in den das Publikum durch den Refrain eingebunden wird.

Übrigens: Was macht ein Lehrer nach der Pensionierung? Das Gleiche wie vorher, er ändert nur die Zielgruppe.