Dietfurt
Musikalische Reise in Bücherwelten

Ansgar Schäfer lässt als Erzähler Figuren aus Christine Nöstlingers Geschichten in Mühlbach lebendig werden

25.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

"Walter Kiesbauer and friends" beeindruckten als vielseitiger Klangkörper, der die lustigen und spannenden Erzählungen von Ansgar Schäfer musikalisch untermalte. - Foto: Götz

Dietfurt (DK) Eine höchst vergnügliche Abendunterhaltung hat es im Stallstadel der Obermühle in Mühlbach gegeben, als dort der Franz aus Christine Nöstlingers gleichnamiger Kinderbuchreihe geradezu leibhaftig gegenwärtig wurde. Ansgar Schäfer als Erzähler agierte mit ungeheurem Einsatz.

In sämtlichen Rollen war Ansgar Schäfer zu sehen: als quicklebendiger Franz, lamentierende Mama und schläfriger Papa. Er überzeugte ebenso in der Verkörperung der Bewohner des Seniorenheimes, die entweder Gummibärchen lutschend oder mit Berliner Schnauze Franzens Ausflug ins Seniorenheim kreuzten. Dorthin wollte der Bub, um bei der Oma Rat zu suchen, weil er sich in der Familie unverstanden fühlte im Streit um die zu klein gewordene Lieblingshose.

Speziell für die "Mühlbacher Uraufführung" hatte der Komponist Walter Kiesbauer ein musikalisches Arrangement für ein Sextett geschaffen. Ein mitreißendes Klangvolumen produzierten unter der Leitung von Walter Kiesbauer, der am Klavier saß, Sophia Simon an der Violine, Brigitte Pinggéra am Cello, Matthias Zippel am "Gebläse", zu dem Klarinette, Bassklarinette, Oboe und Saxofon gehörten, Matthias Gutsche am Schlagzeug und Ted Matschi am Kontrabass.

Aufbruchsstimmung vermittelten die Töne, während sich der Bub zu seiner Tour entschloss. Kräftig mischte das Schlagzeug mit, als Überlegungen zu den Gefahren auf dem Weg angestellt wurden, Marschrhythmen begleiteten den energischen Alleingang. Ein Gewimmel von Tönen veranschaulichte den Straßenverkehr. Zur geglückten Ankunft am Ziel gab es beschwingte Melodien. Weil die Oma nicht da war, riskierte der Enkel eine waghalsige Kletterpartie von Balkon zu Balkon im achten Stockwerk. Aufgeregt kommentierten dies die Instrumente, auch der Erzähler fieberte mit, bis der Lauser sein Ziel erreicht hatte. Anheimelnde Töne umfingen ihn in der vertrauten Umgebung des Zimmers mit Ohrensessel und alten Fotos auf der Kommode.

Beim Anruf der Eltern gab er sich couragiert als Oma aus, die den Enkel nun bei sich aufnehme. Jazzig und mit Boogiesound umrahmt präsentierte sich die folgende Episode. Verhaltenes Spiel auf den Tasten und von den Streichern schilderte die Lage, als der Franz seinen Rückzug über die Balkone antreten wollte. Den Hausmeister im Blaumann gab nun der Sprecher, der noch schnell einen Schluck aus dem Flachmann nahm, bevor er den Franz auf den Schultern zurückbrachte. Freudig erregt interpretierte die Musik das glückliche Ende des Abenteuers.

Mit Riesenapplaus feierte das Publikum das Ensemble aus Musikern und Sprecher für die gelungene Darbietung. "Ein fantastischer Abend", lobte Eva Martiny die Mitwirkenden, die ohne Gage zugunsten des Jurahausvereins aufgetreten waren. Ebenso begeistert äußerten sich die Zuhörer, die dem szenischen Konzert äußerst aufmerksam und mit Genuss gefolgt waren. Ausnahmslos gefallen hatten die besondere Stimmung im Stadel, die Spontanität und Ausstrahlung des Erzählers, der flotte musikalische Mix und die dynamische Interpretation durch die Instrumentalisten. Keineswegs unterfordert hatte die Handlung aus einem Kinderbuch die erwachsenen Zuhörer.