Ingolstadt
Musikalische Energie, die ansteckt

Tango Transit begeistert mit Vielfältigkeit

14.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:38 Uhr

Ingolstadt (DK) Der Kontrabass: Mit seinen vier Saiten ist er im Jazz traditionell verantwortlich für eine tiefe rhythmische Begleitung der Melodie. Tango Transit bricht diese Unterordnung auf. Der Bassist der dreiköpfigen Band kitzelt die höchsten Töne aus seinem Instrument heraus und versetzt die Besucher am Freitagabend im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt in eine exotische "Night in Egypt".

Einander zugewandt spielt das Trio, als würden Martin Wagner (Akkordeon), Hanns Höhn (Kontrabass) und Andreas Neubauer (Schlagzeug) gerade im heimischen Wohnzimmer sitzen. Blicke werden ausgetauscht - stolz und erwartungsvoll. Wie wird das Publikum wohl reagieren?

Der "Jazz World Tango" von Tango Transit lebt von der Dynamik innerhalb der Stücke und einem abwechslungsreichen Mix von Musikstilen weit über den Tango Nuevo hinaus. Jedes Stück wartet mit einem Überraschungseffekt auf. Zwischenapplaus mit Garantie: Hat man sich an den Jazz-Fusion-Sound des Akkordeons gewöhnt, folgen percussionartige Soli, bevor der mühsame Aufbau in einem Tango Argentino mündet. Zwischen den Musikern entwickelt sich eine positiv geladene Energie. Wie Funken springt diese durch die intime Nähe im Kleinen Haus auf die gebannt lauschenden Zuhörer über. Ein feurig-rasanter Abend der Weltmusik ist entfacht.

Mit einer Mischung aus Eigenkompositionen und Bearbeitungen von etablierten Werken lädt die Gruppe zu einem Transit durch die Jazz- und Akkordeonmusik quer über den Globus ein. Dem Akkordeon schmeichelnd trifft französische Wehmut auf Salsa aus Lateinamerika, "depressiven Walzer" in Wien oder lebenslustigen "Transylvanien Tango" aus dem Balkan. Astor Piazzollas "Libertango" wird mit einem atmosphärischen Intro des verzerrten Akkordeons aufgepeppt, das Schlagzeug tut dem modernen Hauch des Stücks gut. Die titelgebende Eigenkomposition "Aktrobat" hingegen ist spannend wie ein Drahtseilakt. Die Tempiwechsel sind anspruchsvoll - da muss jeder Handgriff sitzen. Die Wandelbarkeit des Werkes steigert sich bis zum großen Finale in der kleinen Manege.

Das letzte Konzert der Reihe "Kleine Hausmusik" in dieser Saison endet mit einem sehnsüchtigen Blick in Richtung Herbst. Nach der großen Sommerpause will das Stadttheater Ingolstadt in der neuen Spielzeit erneut mit dem rein musikalischen Format aufwarten.

Katharina Wirtz