Konzert
Musikalisch virtuos

Kongeniales Duo Wiener Blond in der Neuen Welt in Ingolstadt - Kulinarische Feldforschung aus Österreich

18.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:42 Uhr
Duo mit Potenzial: Verena Doublier und Sebastian Radon sind Wiener Blond. −Foto: Knobloch

Ingolstadt - Wiener Blut, so heißt eine komische Operette von Johann Strauß Sohn in drei Akten. So lehnt sich der Name Wiener Blond des kongenialen Musik-Duos aus der österreichischen Hauptstadt eventuell ein wenig daran an, des Weiteren vielleicht an der Haarfarbe der beiden Protagonisten?

Die beiden sind jedenfalls äußerst sympathisch und harmonieren bei ihrem Auftritt in der Neuen Welt in Ingolstadt bestens im mehrstimmigen Gesang. Ja genau, mehrstimmig: Dies wird ermöglicht durch eine Loop-Station, mittels welcher per Knopfdruck zuvor eingesungene Parts nach Belieben dem jeweiligen Song hinzufügt oder weggelassen werden können.

So haben es Verena Doublier und Sebastian Radon wahrlich perfektioniert, nicht nur Melodien, sondern auch Rhythmus in Form von Beatboxen (Mundpercussion) zu musikalischen Kleinoden zusammenzubasteln. Kurzweilig singen Wiener Blond in ihrem Programm "Nicht schon wieder Wiener Lieder" einen Punkrock-Schlager über vertrockneten Rosmarin, einen Walzer über das Großstadtabenteuer Schwarzfahren oder eine Anti-Hymne an die Heimatstadt mit dem schönen Titel "Der letzte Kaiser": "Wien, nur du allein - darfst zu mir so goschert und grantig sein!".

Überhaupt wird das Wiener Konsumverhalten aufs Korn genommen. Sowohl Spritzwein als auch Zuckersuchtmacher wie Sachertorte, Topfengolatschen oder Manner-Schnitten sind Gegenstand der kulinarischen Feldforschung von Wiener Blond. So wird auch der "Eierspeis" noch ein Lied gewidmet. Herausragend sind das energiegeladene "Kaana waas warum", der interaktive Hiphop "Ruckabissl" und die Politik-Ballade "Schau ma mal".

Wiener Blond hat definitiv Potenzial, es ist jedoch textlich noch ein wenig Luft nach oben, auch wenn bei so manchem Lied wie "Ich muss immer was anziehn" tiefgründige Gedanken erst auf das zweite Hinhören an die Oberfläche kommen, reichen die thematischen Inhalte stellenweise nicht ganz an die musikalische Virtuosität heran.

Die beiden Talente begleiten sich neben der Loop-Station noch mit Ovation-Gitarre, Ukulele und Cajon: genau die richtige Instrumentierung um die Stimmen im Vordergrund strahlen zu lassen. Dazu kommen kleine Choreografien, die in ihrer genialen Reduziertheit zu einer perfekten Inszenierung beitragen. Selbstredend war auch der Sound in der gut gefüllten Neuen Welt bestens ausgesteuert, so dass einem vergnüglichen Ösi-Special 5 der 36. Ingolstädter Kabaretttage an diesem Abend nichts im Wege stand.

DK


Sandra-Isabel Knobloch