Dietfurt
Musik mit Herz und Temperament

Blaskapelle Stríbrnanka brilliert bei Böhmischem Herbst in Dietfurt - Schöpferische Pause im nächsten Jahr

27.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:45 Uhr
Einen grandiosen Auftritt hatte die Blaskapelle St?íbr?anka in der Dietfurter Sieben-Täler-Halle. Als Sängerin brillierte Martina Ondru?ková. −Foto: Patzelt

Dietfurt (pa) "Aus Böhmen kommt die Musik - sie ist der Schlüssel zum Glück.

Und alle Türen sperrt sie auf, bis in den Himmel hinauf": So sang einst Peter Alexander in einem seiner Hits. Und aus Böhmen ist die Musik, wie die zehn Jahre davor, einmal mehr nach Dietfurt gekommen. Rund 340 Besucher erlebten in der Sieben-Täler-Halle einen Abend allererster Güte und bester Unterhaltung, für die heuer die Spitzen-Blaskapelle Stríbrnanka unter der Leitung des Kapellmeisters Ivo Horký sorgte.

Seit 2009 veranstalten die Weiß-Blauen Siebentäler Ende Oktober beziehungsweise Anfang November einen Böhmischen Herbst mit Gastkapellen aus dem böhmisch-mährischen Raum. Jeweils am Samstag zu Beginn der Herbstferien sollen die Besucher mit einem Feuerwerk an Blasmusik auf den kommenden Herbst und Winter eingestimmt werden.

Heuer konnte die Verantwortlichen der Weiß-Blauen Siebentäler um den Geschäftsführer Stefan Röll die Spitzenkapelle St? íbr? anka zu einem Gastspiel in Dietfurt gewinnen. Die 1970 gegründete Blaskapelle gehört zu den traditionsreichsten Gruppen in ihrer Region. Da die meisten Musiker aus dem Ort Stríbrnice (Silberbach) stammen, wurde die Kapelle nach diesem kleinen, lediglich 430 Einwohner zählenden Dorf benannt.

Die Blaskapelle erreichte rasch einen hohen Bekanntheitsgrad und gewann auch etliche Preise. Größter Erfolg war der Jahressieg beim Tschechischen Rundfunk 2003 mit dem Walzerlied "Kdo ze srdce dává".
In der typischen Besetzung drei Flügelhörner, Trompete, Tenorhorn, Bariton, Es- und B-Klarinette, Posaune, drei Melafonen, Tuba und Schlagzeug traten die Vollblutmusiker auch in Dietfurt auf. Als Orchesterleiter reiste Ivo Horký mit in die Sieben-Täler-Stadt. Horký arbeitet seit 20 Jahren an der Musikschule in Uherské Hradi?t? und unterrichtet an der Zweigstelle Kunovice. Weiter erteilt Horký Unterricht in Jagdmusik an der bekannten Mendel Universität für Land- und Forstwirtschaft (MUAF) in Brno.

Mit von der Partie und auch als Sänger immer noch sehr aktiv war sein Vater Vojtech Horký, der St? íbr? anka von 1975 bis 2013 als Kapellmeister leitete. Gesanglich unterstützt wurde er von seiner charmanten, in der typischen Tracht ihrer Heimat auftretenden Tochter Martina Ondru?ková.

In ihrem reichhaltigen Programm hatten die Musiker wunderbare Klassiker tschechischer und mährischer Komponisten. Da war beispielsweise Metod? j Prajka. Der tschechische Komponist, Klarinettist und Tenorhornist hat sein ganzes Leben hindurch komponiert und zahlreiche Märsche, Polkas und Walzer im mährischen Stil geschrieben. Von ihm ließ die Blaskapelle - rein musikalisch - Frühlingsblumen erblühen, lud zur Oho-Polka ein und forderte zum Märchenwalzer auf.

Weiter hatte St? íbr? anka einige Kompositionen von Rudolf ?trubl im Repertoire. ?trubl komponierte etwa 200 Walzer, Märsche und Polkas. Bekannt wurde er unter anderem durch seine Dorfmädchen-Polka, das Polkafeuer, Paradnice sowie den Musikantenball. Und zur Jahreszeit passend gab St? íbr? anka sein Musikstück Goldener Herbst zum Besten.

Als "König der mährischen Polka" wird der tschechische Musiker und Komponist Antonín ? vá? ek bezeichnet. Von ihm stammten die Polkas Am St.-Georgs-Tag, In der Klostermühle Slovácká, Lenchen sowie die taufrischen Morgenblüten.

"Ein neuer Tag wird dann erst schön, wenn alle Menschen sich gut versteh'n. Hilft dir ein Freund mit Rat und Tat, wird er für's Leben dein Kamerad", sangen die vielen Besucher in einem Lied des tschechischen Komponisten Vladimír Fuka. "Fuka hat viele Musikstücke geschrieben, aber richtig bekannt wurde nur dieses eine Lied", informierte der Sprecher der Kapelle über das Stück. Und natürlich durfte auch zur Vogelwiese, auf die der Franz so gerne ging, kräftig mitgesungen und mitgeklatscht werden. Beide Musikstücke gehören stets zum festen Repertoire vieler Blasorchester. Unter dem Titel "Schau nach vorne und nicht zurück" startete Stríbrnanka ein reichhaltiges, mit vielen bekannten Musikstücken gespicktes Potpourri.

Begeistert von den Darbietungen zeigten sich auch die 82-jährige Maria Schmidt und die 83-jährige Edeltraut Schulz. Sie waren bereits das vierte Mal mit dem Auto aus dem 30 Kilometer entferneten Obermässing angereist. "Die böhmische Musik hat Schwung und Temperament. Sie reißt uns immer wieder aufs Neue mit", freute sich Schulz über den Auftritt von Stríbrnanka. "Kein Wunder - liegen doch meine Wurzeln in Böhmen. Ich stamme nämlich aus dem Sudetenland und bin in der Nähe von Brünn geboren", äußerte sich Schulz, die sich auch stolz als Ehrenmitglied der Berchinger Stadtkapelle bezeichnen konnte.

Als "echter Fan böhmisch-mährischer Blasmusik" erwies sich auch Ludwig Lutter aus Sindelbach. "Die Musik hat sehr viel Herz und Temperament. Sie ist einfach Spitze - mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Ich bereue es heute, dass ich nicht selbst ein Musikinstrument gelernt habe", meinte der 49-Jährige. Regelmäßig reist er auch zum großen, jährlichen Blasmusikwettbewerb Zlatá k? ídlovka ins rund 700 Kilometer entfernte Hodonin in Tschechien. "Mit dem Bus bin ich da schon sieben Stunden unterwegs", so Lutter.

Zum Schluss der erneut äußerst ansprechenden Veranstaltung in der Dietfurter Sieben-Täler-Halle fiel jedoch noch ein kleiner Wermutstropfen ins Glas. Der Geschäftsführer der Weiß-Blauen Siebentäler, Stefan Röll, verkündete die Nachricht, dass im nächsten Jahr der Böhmische Herbst in Dietfurt nicht stattfindet und "eine schöpferische Pause" einlegt.