Rohrbach
Musik für die Seele

Stehende Ovationen bei Silvesterkonzert in der neuen Rohrbacher Kirche

01.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:48 Uhr

Ausdrucksstark und berührend: Siegfried Hirtreiter (Trompete) Judith Spindler (Sopran) und Daniel Harlander (Orgel) konzertierten erstmals miteinander in der Kirche „Verklärung Christi“. - Foto: Hammerl

Rohrbach (ahl) Von der Barockzeit bis in die Gegenwart haben Sopranistin Judith Spindler und die Instrumentalisten Siegfried Hirtreiter (Trompete) sowie Daniel Harlander (Orgel) den musikalischen Bogen ihres feierlichen Silvesterkonzerts gespannt. Die Rohrbacher Kirche „Verklärung Christi“ ist gut besucht, als Trompeter und Organist den Auftakt mit der forsch-fröhlichen „Toccata“ von Giovanni Batista Martini bestreiten.

Alle drei Künstler befinden sich auf der Empore, so dass sich die Konzertbesucher ganz auf die Musik konzentrieren und sich ihr hingeben können.

Mal festlich-beschwingt, mal melancholisch getragen, teils klassisch, teils modern, einige Lieder sehr bekannt, andere weniger – den Künstlern ist eine fein ausgewogene Musikzusammenstellung gelungen. So mag das vergangene Jahr für die meisten ausgesehen haben – Licht und Schatten, Freudiges und weniger Erfreuliches nebeneinander, aufeinander folgend, immer aber als Teil eines Ganzen zu sehen.

Sich darauf zu besinnen, für sich selbst Rückschau zu halten, dafür bietet das einstündige Konzert einen wunderbaren Rahmen. Traumhaft schön die von Judith Spindler ausdrucksstark dargebotene „Cantilena pro adventu“ von Joseph Haydn, die zu den absoluten Glanzpunkten des Konzerts gehört; interessant „Vom Himmel hoch“ in der Version von Siegfried Hirtreiter und Daniel Harlander, die dem bekannten Weihnachtslied ungewohnte Schnörkel verleihen, was es besonders festlich klingen lässt. Alle Register der Orgel zieht der junge, erst 20-jährige Kirchenmusikstudent für seine kurze Improvisation über „Kündet allen in der Not“, „Wir sagen euch an“ und „White Christmas“.

„Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann, worüber zu schweigen aber unmöglich ist“, hat Pater Johann Wojcik das Zitat des französischen Schriftstellers Victor Hugo eingangs als eine Art Motto über das Konzert gelegt, dem er noch das Zitat von Max Bewer „Tausend Künste kennt der Teufel, aber singen kann er nicht“ folgen ließ.

Dass Judith Spindler singen kann, hat sie schon oft bewiesen. Ihr klarer Sopran gefällt sowohl im warmen Timbre als auch im großen, auch in tieferen Lagen mit bemerkenswertem Tonumfang sowie den anspruchsvollen Koloraturen im abschließenden „Let the bright Seraphim“.

Musik für die Seele ist Wolfgang Amadeus Mozarts melodiöser Lobgesang „Laudate Dominum“ in F-Dur, ein weiterer Höhepunkt für Solosopran und Orgel, mit markantem Trompeten-Zwischenspiel. Ergreifend auch das eingängige „The Lord is my Shephard“. Düster, fast bedrohlich dagegen das Orgelstück „Nun danket alle Gott“ von Sigfried Karg-Elert, das so gar nichts mit dem weitaus bekannteren Choral von Martin Rinckart (1586–1649) gemein hat, sondern aufrüttelnd, manchmal gar schrill, auf jeden Fall unmissverständlich und keinen Widerspruch duldend, dazu auffordert, Gott zu loben. Zu den – zumindest in Bayern – weniger bekannten Komponisten gehört der norddeutsche Organist Vincent Lübeck, dessen Präludium und Fuge in F-Dur Daniel Harlander virtuos erklingen lässt.

Am Ende gibt es stehende Ovationen für das Trio auf der Empore, das sich mit „einer kleinen Zugabe“, wie Spindler „Panis angelicus“ ankündigt, bedankt, ehe sie die Konzertbesucher in die kalte Silvesternacht entlässt – dem Neuen Jahr entgegen.