Ingolstadt
Musik aus einer anderen Zeit

Der 82-jährige Pianist Johnny Varro gastiert im Ingolstädter Audi-Forum

09.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:44 Uhr

Nostalgische Klänge: Johnny Varro und seine Band - Foto: Löser

Ingolstadt (DK) Die Tasten des Bösendorfer sind ein Jungbrunnen für den Swingpianisten Johnny Varro. Immerhin 82 Jahre ist der Mann aus Brooklyn schon, und er hat den Swing als Teil seiner Kindheit in sich aufgesogen. Mit jedem Tastenschlag scheint er wiederum in diese Zeit mit dem so legendären musikalischen Geist zurückzukehren.

Das nüchtern-neutrale Ambiente im Museum mobile unterstreicht diese zeitlose Aura, in der Johnny Varro und seine sechs Musiker mit dem Namen „Swing 7“ den Klängen seiner Jugendzeit die Töne wieder gibt.

Varro hat einige der besten Interpreten dieser wohl populärsten Stilrichtung des Jazz um sich gesammelt und – so viel verrät er am Anfang – in Ingolstadt starten sie ihre aktuelle Tournee. Im Repertoire haben sie Kompositionen von Duke Ellington, Count Basie, Gerry Mulligan und manchen anderen Größen dieser Zeit.

Die Arrangements sind weit davon entfernt, Revolutionen zu entfachen – ganz im Gegenteil. Der weiche Sound aus Klarinette, Blechbläsern, gezupftem Bass, Drums und Piano lässt die Zuhörer in den Sesseln träumen von einer heilen Welt, von entspannter Ruhe und in Tönen gemalte Harmonie. Es ist die nostalgische Musik aus einer anderen Zeit, völlig ohne digitalen Touch, aber mit viel Herzblut und perfektem handwerklichem Können gespielt.

Die Blechbläser Randy Sandke mit der Trompete und der großartige Posaunist Dan Barrett prägen den smarten Sound des Septetts und mit aufgesetzten Dämpfern lassen sie die Zeit der 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts gefühlvoll auferstehen. Solch relaxten Swing kann nur spielen, wer sich fesseln lässt von der zeitlosen Eleganz dieser musikalischen Epoche.

Immer wieder sprenkeln Richard Exall oder Engelbert Wrobel ihre exquisiten Klarinetten- oder Saxofonsoli mit ein, unterstützt von Bassist Wolfgang Mörike und Drummer Bernard Flegar. Mit großer Klasse überzeugt Dan Barrett, wenn er die Besucher im Audi-Forum mit auf die Erkundungstour zu seinem Blech nimmt und unendlich gefühlvoll die ganze Bandbreite seiner Posaune mit gedehnten Tönen und gedämpftem Hall genüsslich auslotet.

Der 82-jährige Bandleader und Conferencier schlägt sich dabei bravourös, steuert zusammen mit der Rhythmusgruppe selbst ein paar Pianosoli bei. Selbst eine Zugabe reichen sie nach gut zwei Stunden spannungsvollem Entertainment noch nach, bevor Varro lächelnd und mit gestrafftem Körper zusammen mit seinen Musikern die Bühne verlässt.