Ingolstadt
Musik aus der Zeit des Weltkriegs

07.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:47 Uhr

Ingolstadt (jsr) Elisaveta Blumina gehört zu den Pianistinnen, die offenbar genau ermessen können, mit welcher Macht ihre Klänge in den Saal strömen.

Das ist sofort zu spüren, wenn die ersten Töne von Mieczys? aw Weinbergs Klavierquintett op. 18, das bei dem Abonnenment-Konzert am Donnerstagabend im Ingolstädter Festsaal in einer Version als Klavierkonzert aufgeführt wird, vom Podium herab klingen. Blumina spielt mit magischem Anschlag, elegant die Phrasen abgefedert, so, dass jeder Ton offensichtlich etwas Besonderes ist. Ihre Kraft nimmt sie aus dem Rhythmus der Musik. Jeder Moment, jede melodische Idee sprüht vor Präzision, und diese Genauigkeit gibt der Musik immer wieder diese schneidende Wirkung.

Das tut dem Werk gut. Denn Weinbergs 1944 komponiertes Klavierquintett ist immer wieder von erschütternder rhythmischer Eindringlichkeit - in den zahllosen Unisono-Passagen, etwa zu Beginn des Largos, den Generalpausen, die nicht wie Leerstellen wirken, sondern wie ausgelassene Klänge, Musik, die man nur einfach nicht hören kann. Oder den fugenartigen Ausbrüchen, die so knackig klingen, als wären sie von Bach komponiert. Das Georgische Kammerorchester unter der Leitung von Ruben Gazarian umlagert die weichen Klavierklänge mit feurig vibrierendem Streichersamt. Besonders der energetisch-repetitiv wie Rockmusik daherkommende Schlusssatz (Allegro agitato) könnte kaum temperamentvoller klingen. Das Publikum kann sich der motorischen Wucht kaum entziehen und feiert die Künstler.

Im zweiten Teil des Abends spielen die Georgier die 2. Sinfonie von Arthur Honegger, ein Werk, das das Orchester bereits sehr erfolgreich auf CD eingespielt hat. Die fast gleichzeitig wie das Klavierquintett komponierte Sinfonie vermittelt eine ähnlich depressive Stimmung, bis ganz am Ende sich aus dem hektischen Streichergewühl ein Trompetenhymnus emporschwingt, der nun um so euphorischer wirkt. Die Georgier musizieren mit größter Klarheit, jede Feinstruktur der Musik wird prägnant freigelegt.