Pfaffenhofen
Museums-Aus im Mesnerhaus?

Sammlung soll in die Spitalkirche umziehen – um sie aufzuwerten und Geld zu sparen

27.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:20 Uhr

Das Heilige Grab der Spitalkirche ist 2007 wiederentdeckt worden – hier begutachtet der damalige Stadtrat die Elemente des Fundes. Das Werk des Pfaffenhofener Künstlers Balthasar Krafts (1820 bis 1889) könnte künftig im Anbau der Spitalkirche zu sehen sein, sollte das Mesnerhaus-Museum dorthin umziehen - Foto: E. Steinbüchler

Pfaffenhofen (DK) Nach fünf Jahren zeichnet sich eine Lösung für das Mesnerhaus-Museum ab: Das Kuratorium erwägt, die Sammlung religiöser Kunst in den Nebentrakt der Pfaffenhofener Spitalkirche umzuziehen. Das soll sowohl Kirche als auch Museum aufwerten – und Hunderttausende von Euro sparen.

Nach langer Vorgeschichte haben sich im Museumskuratorium Vertreter von Landkreis und Kreisstadt auf eine zukünftige Perspektive für die Sammlung verständigt: Sie soll konzeptionell überarbeitet und im Nebentrakt der Spitalkirche, dem einstigen Franziskanerkloster, am Pfaffenhofener Hauptplatz ausgestellt werden. Das soll eine finanzierbarere Alternative zur bisher angedachten, teuren Sanierung des Mesnerhauses an der Ecke Auenstraße-Scheyerer Straße sein.

„Damit scheint sich eine gute Lösung abzuzeichnen, die sowohl dem Museum als auch den öffentlichen Haushalten dienlich ist“, sagt Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD), der für die Stadt im Kuratorium sitzt. „Im Grundsatz möchte man die Sammlung erhalten und aufwerten.“

Einvernehmlich hat das Gremium entschieden, diese Möglichkeit weiter zu untersuchen. Das Angebot der Stadt, „für das Heimatmuseum Stiftungsräume zur Verfügung zu stellen, eröffnet völlig neue Möglichkeiten“, sagt Landrat Martin Wolf (CSU), der dem Kuratorium vorsitzt. Die Raumnot im Mesnerhaus sei seit Jahren der Hemmschuh für eine Weiterentwicklung des Museums gewesen. Herker betont weiter, dass im Anbau der Spitalkirche eine ähnlich große Fläche wie im Mesnerhaus zur Verfügung stünde, die zudem ebenerdig und damit barrierefrei erreichbar wäre.

Museumsleiter Heribert Reiter, der bisher als Verfechter des Standorts Mesnerhaus aufgetreten war, zeigt sich mit diesem Lösungsansatz „grundsätzlich einverstanden“ – vorbehaltlich, das Museum sei bei der Spitalkirche auch tatsächlich realisierbar. „Wie sich die Räume eignen, muss erst noch mit Fachleuten begutachtet und besprochen werden“, sagt er. „An und für sich würde es aber gut dazupassen“, findet Reiter – auch vor dem Hintergrund, dass vor über 100 Jahren bereits das erste städtische Museum im Speisesaal des einstigen Franziskanerklosters eingerichtet worden sei. „Das Museum würde an seine ursprüngliche Stätte zurückkehren“, sagt dazu auch Herker. Schließlich habe dort die religiöse Sammlung ihren Anfang gehabt.

Der bisherige Museumsstandort hingegen war einst nur ein Provisorium: „Die Verbindung zwischen Sammlung und Mesnerhaus war eine Notlösung aus den 70ern“, erklärt Pfaffenhofens Kulturreferent Steffen Kopetzky (SPD), der ebenfalls Mitglied des Kuratoriums ist. Das Mesnerhaus sei eigentlich nicht für eine Nutzung als Museum geeignet. Die Trennung und Auslagerung sei deshalb „das Offensichtliche und Vernünftige“, sagt Kopetzky. „Der Reiz der Sammlung liegt in ihren Inhalten – Stichwort: Wallfahrt und Volksfrömmigkeit.“

Und dieser Inhalt soll nun wissenschaftlich analysiert und durch ein entsprechendes Konzept aufgearbeitet werden – unter Federführung des Pfaffenhofener Heimat- und Kulturkreises mit seiner neuen Vorsitzenden Ursula Beyer. Das Konzept soll außerdem mit Vertretern der Diözese und der Landesstelle für nichtstaatliche Museen abgestimmt werden.

Auch politisch muss der Weg noch bereitet werden: Beispielsweise muss die Kostenverteilung zwischen Landkreis und Stadt entsprechend der neuen Raumkonzepte für Museum und Mesnerhaus überarbeitet werden. Auch was mit den Vereinen passiert, die derzeit die Nebenräume der Spitalkirche nutzen, will geklärt werden.

Wenn die Gespräche dazu erfolgreich verlaufen, könnten sich die politischen Gremien von Stadt und Landkreis noch heuer mit einem konkreten Umsetzungsvorschlag befassen. Und das könnte das Museum für religiöse Kunst und Volksfrömmigkeit in absehbarer Zeit aus seinem Dornröschenschlaf wecken. Auch die Spitalkirche, die im Besitz der Heilig-Geist- und Gritsch’schen Fundationsstiftung ist, würde durch den Umzug des Museums wohl aufgewertet – nicht zuletzt könnte das vor sechs Jahren wiederentdeckte Heilige Grab gezeigt werden. „Bei einer musealen Nutzung des Nebengebäudes gehört es da rein“, betont Kopetzky. Das Kunstwerk hatte der Pfaffenhofener Kirchenmaler, Bildhauer und Lithograph Balthasar Kraft 1865 für die Spitalkirche gefertigt – doch es geriet in der Vergessenheit, bis ein langjähriger Bauhofmitarbeiter das Heilige Grab 2007 zufällig wiederentdeckt hatte.

Das Mesnerhaus, das der Kirchenstiftung gehört, ist wegen Brandschutzmängeln schon seit Jahren nicht mehr vollständig für die Öffentlichkeit zugänglich. Doch eine Sanierung für die weitere museale Nutzung und die notwendige Erweiterung zur Auenstraße hin hätte dem Vernehmen nach rund 1,2 Millionen Euro gekostet – und das bei einem Gebäude, das nur gepachtet und nicht im Besitz von Stadt oder Landkreis ist.

Wie viel Geld sich Kreis und Kommune nun durch den Lösungsweg mit der Spitalkirche sparen würden, ist schwer bezifferbar. Angeblich würden sie allein bei der Sanierung einen hohen sechsstelligen Betrag weniger ausgeben müssen – von niedrigeren laufenden Kosten ganz zu schweigen. Was künftig mit dem Mesnerhaus passieren soll, ist übrigens noch unklar. Der Pachtvertrag mit der Kirchenstiftung läuft laut Herker bis 2027, deshalb wird nun nach einer sinnvollen Nachnutzung gesucht.