Schrobenhausen
Museum wechsle dich

Claudia Freitag-Mair plant den Umzug der Spargelsammlung ins Pflegschloss

31.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:34 Uhr
Nett, aber nicht mehr zeitgemäß: Die großen Vitrinen und die gesamte Präsentation der Exponate in der stadthistorischen Sammlung im Pflegschloss entsprechen nach Ansicht von Museumsleiterin Claudia Freitag-Mair nicht mehr den heutigen Ansprüchen der Besucher. Darum soll sich etwas ändern. −Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Die Besucherzahlen in den vier städtischen Museen haben sich in den vergangenen Jahren halbiert. Zeit, dass sich etwas ändert, findet die Schrobenhausener Museumschefin Claudia Freitag-Mair. Im Pflegschloss und im Spargelmuseum möchte sie jetzt einen Anfang machen.

Wer im Altbau des Schrobenhausener Pflegschlosses durch die stadthistorische Sammlung geht, steht in manchen Räumen vollkommen unvermittelt vor großen Vitrinen auf schwarzen Sockeln. Manche davon sind einfach viel zu hoch, sagt Claudia Freitag-Mair, die bei der Stadt Schrobenhausen für die vier Musseen verantwortlich ist. Auch die Tafeln, die mit sehr langen Texten versehen sind, gefallen der Kunsthistorikerin nicht. Und die Aufmachung mancher Vitrinen erscheint ihr auch nicht mehr zeitgemäß.

In den vergangenen Jahren sei an der Sammlung wenig verändert worden, sagt Freitag-Mair. Ähnlich wie bei der stadthistorischen Sammlung geht es ihr auch mit den Exponaten im benachbarten Spargelmuseum (wir berichteten). Dort sei in den vergangenen 30 Jahren seit der Einrichtung des Europäischen Museums nichts mehr geschehen.

„Wer in ein Museum geht, möchte auch etwas mitnehmen, aber wir haben nichts.“

Claudia Freitag-Mair Kulturamtsleiterin

Da spielt der Museumsleiterin die in Kürze beginnende Brandschutzsanierung des Pflegeschlosses in die Hände. Die Gelegenheit sei günstig, dann auch etwas am Konzept der beiden Museen – Pflegschloss und Spargelmuseum – zu verändern. Im Grundsatz sieht Freitag-Mairs Plan den Umzug des Spargelmuseums vom Amtsturm ins Pflegschloss vor. Dafür würde die stadthistorische Sammlung das Pflegschloss verlassen und dann einen Platz im Turm gegenüber finden. Die Sonderausstellungen im Neubau des Pflegschlosses soll es weiterhin geben. Da möchte Freitag-Mair vor allem auf moderne Kunst und Themen setzen.

Die Gründe für das neue Konzept liegen nicht ausschließlich in der guten Gelegenheit wegen der anstehenden Bauarbeiten im Pflegschloss – sie gehen deutlich weiter, wie Freitag-Mair erklärt. Natürlich ist da der Besucherschwund zu nennen. Zählten die vier städtischen Museen (Zeiselmairhaus, Lenbachhaus, Spargelmuseum und Pflegschloss) vor etlichen Jahren noch 20 000 Besucher, so waren es im vergangenen Jahr gerad noch 10 000 Besucher. Im Lenbachmuseen und im Zeiselmairhaus blieben die Zahlen fast unverändert. Im Pflegschloss und im Spargelmuseum sind die großen Rückgänge zu verzeichnen. Wobei Freitag-Mair einschränkt: Das Pflegschloss profitiere durch die regelmäßigen Sonderausstellungen und generiere so immer noch mehr Besucher als das Spargelmuseum.

Dabei seien Spezialmuseen eigentlich im Kommen, weiß Freitag-Mair aus Erfahrung: „Besucher von auswärts interessieren sich nicht für die Schrobenhausener Stadtgeschichte.“ Das belegten auch die Aufsichten im Haus immer wieder. Ihrer Beobachtung nach seien die wenigen Besucher nach einer halben Stunde locker wieder aus dem Altbau des Pflegschlosses heraus.

Doch ein einfacher Umzug der Sammlungen reiche nicht aus, ist sich Freitag-Mair sicher. Moderner präsentiert werden müssten die Exponate. „Ins Museum gehen und Originalobjekte anschauen, das ist vorbei, denn die Leute wollen Zusatzinformationen erhalten“, sagt Freitag-Mair. Das könne über Multimediaangebote geschehen. Die neue Medienstation im Lenbachhaus werde sehr gut von den Besuchern angenommen. Aber auch die Präsentation der Exponate müsse zeitgemäßer gestaltet werden. Freitag-Mair weiß aber auch, was sie bei allem Modernisierungswillen nicht möchte: die Besucher ausschließlich bespielen. Wer ein Museum besuche, solle auch merken, wo er sich aufhalte und sich mit dem Gezeigten auseinandersetzen.

Weil Freitag-Mair in dem neuen Museumskonzept, das in den kommenden Monaten mit Fachleuten erarbeitet werden soll, auch einen Beitrag zum Stadtmarketing in Schrobenhausen sieht, möchte sie noch andere Dinge im Pflegschloss ändern. So soll es in Zukunft einen zentralen Empfangsbereich geben, eine gemütliche Leseecke mit einem kleinen Museumsshop und ein Café. „Wer in ein Museum geht, möchte auch etwas mitnehmen, aber wir haben nichts.“ Auch die Öffnungszeiten sollen sich ändern. Statt bislang sechs Stunden in der Woche sollen es drei bis vier durchgängige Tage werden. Nur so ließen sich Besucher von auswärts anlocken. Und die gingen dann in Schrobenhausen mal einen Kaffee trinken, eventuell etwas essen oder sogar in das eine oder andere Geschäft und ließen so zusätzliches Geld in der Stadt.

Ob Freitag-Mairs Pläne Realität werden, hängt vom Konzept ab. Und davon, ob die Stadträte bereit sind, für die Museen Geld zu investieren.