Museum als Ort des Dialogs

04.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:41 Uhr

"Kunst ist nur lebendig, wenn sie in Erscheinung treten kann", sagt Andrea Madesta. - Foto: aw

Regensburg (DK) In ihrem Büro hängt – wie zu Hause – keine Kunst. "Ich bewege mich gern im reduzierten Rahmen und freue mich umso mehr, wenn sich die Kunst im Ausstellungsraum konzentriert", sagt Andrea Madesta, neue Direktorin am Kunstforum Ostdeutsche Galerie.

Ihr Auftreten unterstreicht ihre Worte: Der schwarze Anzug und die weiße Bluse zeugen von klassischer Strenge, dazu kaum Schmuck, die Haare glatt nach hinten gekämmt. Eine große Energie geht von der zierlichen Person aus. Als allein erziehende Mutter eines Buben und eines Mädchens im Alter von drei und elf Jahren weiß sich Andrea Madesta durchzusetzen.

Das musste auch Regensburgs Oberbürgermeister Hans Schaidinger erfahren, der nach achtmonatiger Vakanz – Ulrike Lorenz wechselte Anfang des Jahres als Leiterin der Kunsthalle nach Mannheim – am Freitag die neue Hausherrin der Ostdeutschen Galerie als seine Wunschkandidatin für diesen Posten vorstellte. Die 44-jährige Kunsthistorikerin habe sich klar unter den etwa 40 Bewerbern durchgesetzt, verrät er – und auch, dass sie sich in der Folge als knallharte Verhandlungspartnerin etwa beim Thema Ausstellungsetat erwiesen habe. "Merklich unter 100 000 Euro" liege der pro Jahr, erklärt er auf Nachfrage, will sich aber nicht auf konkrete Zahlen festlegen, denn genau das sei das Problem: Es gebe keinen festen Etat, trotzdem sei es in der Vergangenheit immer wieder möglich gewesen, im konkreten Fall ausreichende Projektmittel zur Verfügung zu stellen – durchaus in Höhe von "300 000 bis 400 000 Euro", so Schaidinger.

Andrea Madesta wurde in Fürth geboren, studierte Kunstgeschichte, Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Christliche Archäologie in Erlangen und promovierte in Berlin über Ernst Ludwig Kirchner. Sie war als Kunstberaterin tätig, arbeitete von 2001 bis 2004 als Kuratorin und stellvertretende Leiterin der Kunsthalle Nürnberg und anschließend als Direktorin des Museums Moderner Kunst Kärnten.

Regensburg hält sie für "eine der schönsten Städte". Und natürlich kannte sie auch die Ostdeutsche Galerie: "ein ausgezeichnetes Haus mit einem sehr guten Ruf und einer hoch qualitativen Sammlung". Unter ihrer Ägide soll es nicht nur regional, sondern auch "in der nationalen wie internationalen Kunstszene positioniert" werden. Prominente Künstler möchte Madesta hierher einladen, die bestehende Sammlung "sinnvoll und aufregend ergänzen", den Bildungsauftrag im Blick behalten, das Profil des Hauses, dessen Fokus auf mittelosteuropäischer Kunst liegt, schärfen, neue Stoßrichtungen wagen – hinsichtlich neuer Medien und Fotografie – und vor allem der zeitgenössischen Kunst, für die ihr Herz besonders schlägt, Raum schaffen.

Neben der erstmaligen Präsentation einer hochkarätigen Privatsammlung (über die Identität des Sammlers hüllt sich die Direktorin noch in Schweigen) ist Ende 2010 eine Zusammenarbeit mit Malerfürst Markus Lüpertz geplant. "Ein Museum kann keine geschlossene Burg darstellen, der man sich kaum anzunähern wagt", sagt Madesta. "Museen haben die wunderbare Aufgabe, die in der Kunst verhandelten Fragen sichtbar zu machen." Sie sieht ihr Haus als "Ort des Dialogs". Deshalb setzt sie wie bereits in ihrer Amtszeit in Klagenfurt auch auf ein vielschichtiges Begleitprogramm. Denn: "Ich verstehe Kunst als integralen Bestandteil unseres Lebens."