stadtgeflüster
Mummenschanz an Wintertagen

26.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:06 Uhr

"Entschuldigen Sie bitte vielmals mein ignorant erscheinendes grußloses Vorbeischlendern - aber ich habe Sie einfach nicht erkannt.."

Mit dieser Formulierung, die wir demnächst in großen Lettern gut lesbar mit uns herumtragen werden, hoffen wir diesmal einigermaßen komplikationslos durch den Winter zu kommen.

Der gerade in diesen (halbwegs) kalten Tagen immer wieder mal gehörte Vorwurf, wir würden Leute, die uns von da und dort her gut bekannt sein sollten, in der Fußgängerzone geflissentlich übersehen, trifft uns nämlich schon. Wir müssen dem allerdings entgegenhalten, dass wir längst nicht nur aus rechtspolitischen Erwägungen durchaus Bedenken gegen Vermummung haben.

Übertriebene Maskerade im Alltag - Fasching hin und Karneval her - beeinträchtigt einfach den Wiedererkennungswert. Denn sagen Sie doch selbst: Wenn Ihnen jemand mit derart tief ins Gesicht gezogener Mütze und hochgeschlagenem Kragen entgegenkommt, dass gerade noch einen Visierschlitz frei bleibt, darf er sich eben nicht wundern, wenn er für unsereins einfach im Meer der Unbekannten untergeht.

Das Phänomen des winterlichen Mummenschanzens betrifft übrigens unserer Beobachtung nach überwiegend Männer, die aufgrund biologischer Eigenheiten zunehmend oder bereits vollständig plattert sind oder aber aus modischen Erwägungen heraus kein gutes Haar auf ihrer Kopfhaut lassen. Wir wollen hier gar keine Bewertungen vornehmen, können aber konstatieren: Wer nicht hat, der hat eben nicht. Da helfen dann meistens auch keine wilden Bärte mehr, und seien sie noch so lang - die können allenfalls noch einen Schal ersetzen, oder man müsste sie - vielleicht ist das ja eines Tages noch angesagt - hochgesteckt tragen.

Mancher mag sich ja selbst bei Tisch nicht mehr von seinem Käppi trennen und geht womöglich sogar damit ins Bett - das wollen wir alles gar nicht so genau wissen. Solange man ihn daheim noch erkennt, ist ja alles gut. Nur eine Frage sei angesichts selbst von Dezember bis Februar verzeichneter immer milderer Temperaturen an dieser Stelle noch erlaubt: Was wollen all diese Kapuzen- und Mützenträger eigentlich in einem richtigen Winter machen?

hl