Ingolstadt
"Multitalent, Macher, Organisator"

Jesuitenpater Andreas Batlogg predigte in Ingolstadt - und sprach über den heiligen Petrus Canisius

09.05.2021 | Stand 13.05.2021, 3:34 Uhr
Jesuitenpater Andreas Batlogg hielt die Festpredigt in der Kirche St. Canisius. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Zum 500. Geburtstag des heiligen Petrus Canisius an diesem Wochenende hat Pater Andreas Batlogg (59) von den Jesuiten aus München in der dem Heiligen geweihten Pfarrkirche in Ringsee gepredigt.

Wir haben mit dem Buchautor, der in Bregenz geboren wurde, gesprochen.

Pater Andreas Batlogg, Petrus Canisius ist nicht nur für Ingolstadt eine bedeutende Figur, sondern auch für die Jesuiten ein wichtiger Heiliger. Warum?
Andreas Batlogg: Er war der erste deutsche Jesuit und er ist der Patron der neu gegründeten zentraleuropäischen Jesuitenprovinz.

Was macht denn den heiligen Petrus Canisius aus heutiger Sicht aus?
Batlogg: Er war ein Multitalent, ein Macher, ein Organisator. Dadurch dass er drei Katechismen geschrieben hat, die bis ins 20. Jahrhundert Bedeutung hatten, war er das, was wir heute einen Bestsellerautor nennen würden. Er hat viele Kollege gegründet, viel Verantwortung gehabt und ist deshalb eine große historische Gestalt. Natürlich gab es auch problematische Seiten.

Was meinen Sie damit?
Batlogg: Auch große Geister bleiben Kind ihrer Zeit. Und bei ihm hat sich das dadurch ausgedrückt, dass er dem Hexenwahn und Dämonenglauben verfallen ist. Da hat er auch Schuld auf sich geladen. Er war auch eine Art Strippenzieher bei den Fuggern, die den Orden mitfinanziert haben. Auf dem Auge war er blind und hatte zu wenig Distanz zu sich selber.

Kann man anerkennen, dass das einfach dem Zeitgeist geschuldet war?
Batlogg: Ich würde sagen, anerkennen, dass das so war. Es gibt eine neuere Biografie, die diese dunkleren Seiten auch beleuchtet. Jede Biografie, die das ausblendet, macht sich unglaubwürdig. Auf der anderen Seite warnt der Autor Mathias Moosbrugger in der Biografie davor, mit dem heutigen Wissen in einen spätmodernen Empörungsmodus zu wechseln und jemanden zu verurteilen, der ein Gefangener seiner Zeit blieb.

Kann man da vielleicht auch Parallelen in die heutige Zeit ziehen, in der die Kirche ja auch ihre Probleme hat?
Batlogg: Ich würde sagen, wir müssen den Geist der Zeit kennen und erkennen, dürfen ihm aber nicht verfallen. Es gibt sicher eine Parallele. Canisius war ganz stark in der Gegenreformation engagiert, deswegen hat ihn ja auch der bayerische Herzog geholt. Der synodale Weg heute mit den gravierenden Fragen, die wir haben, ist eine ähnlich schwierige Situation. Damals wie heute gilt: Die Reform von Strukturen bringt gar nichts, wenn die Reform nicht bei mir beginnt. Und auf die Reformation der Herzen hat ein Canisius abgezielt. Das müssen wir auch tun.

In gewisser Weise ist das genau, was Papst Franziskus, der ja Ihrem Orden angehört, fordert und predigt.
Batlogg: Das betont er ganz stark. Ich würde mir bei Papst Franziskus ein bisschen mehr wünschen, dass sich das, was er sagt, auch abbildet in der Organisationsstruktur und -kultur der Kirche. Er ist ein sehr stark pastoraler Typ. Es kommt ihm auf das Umdenken, das Bekehren eines jeden Einzelnen an. Dem gegenüber sind für ihn Reformen von Strukturen, wozu dann auch die Weihe von Frauen beispielsweise gehört, nachrangig. Ich sage: leider.

Warum leider?
Batlogg: Weil es, glaube ich, an der Zeit ist, dass wir einfach in der Struktur abbilden, dass es auch in der Kirche demokratische Vorgänge braucht. Wir sind noch sehr stark "top down". Wenn ein Papst so stark auf Synodalität setzt, geht es eigentlich "bottom up", um zwei Fremdwörter zu benutzen. Das geht mir ein bisschen zu langsam.

Was können wir von Petrus Canisius und von Papst Franziskus heute lernen?
Batlogg: Beide sind, beziehungsweise waren leidenschaftliche Gottsucher und haben leidenschaftlich für Gott geworben. Das verbindet sie, das können wir auch lernen. Wenn wir nur noch von Strukturen lernen, verliert man manchmal Gott aus dem Blick.

DK

Das Gespräch führte Marco Schneider

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