Münchner "Abendzeitung" stellt Insolvenzantrag

05.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:59 Uhr
Die Münchner Abendzeitung ist zahlungsunfähig. −Foto: Ziegler

München (dk) Die traditionsreiche Münchner "Abendzeitung" ist zahlungsunfähig und hat Insolvenzantrag gestellt. Die Familie Friedmann als Eigentümerin sehe sich nicht mehr in der Lage, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, teilte der Verlag am Mittwoch in München mit.

Die "AZ" erschien erstmals am 16. Juni 1948 und hatte zuletzt eine Auflage von nur noch 105.000 Exemplaren (IVW-Zahlen vom 4. Quartal 2013). Das Ziel in den Anfangsjahren war, eine in München verankerte Boulevardzeitung zu schaffen, die auch intellektuelle Kreise anspricht. Dies gelang ihr in den 1970er und 1980er Jahren vorzüglich. Die TV-Kritikerin Ponkie und Kolumnist Sigi Sommer zählten zu den bekanntesten Autoren der Zeitung. In den Achtzigern war die "Abendzeitung" Vorbild für die BR-Fernsehserie "Kir Royal" nach dem Drehbuch von Helmut Dietl und Bestsellerautor Patrick Süskind ("Das Parfüm").
 
Im Februar 2010 verkaufte der Verlag die Nürnberger Ausgabe und das zugehörige Anzeigenblatt, ein Jahr später mussten wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten etliche Stellen gestrichen werden. Ende September 2012 wurde das endgültige Ende der Nürnberger Ausgabe der "Abendzeitung" bekanntgegeben, 35 Mitarbeitet verloren ihren Job. 
 
Auf ihrer Webseite nimmt die "AZ" Stellung zum Insolvenzantrag. "Familie Friedmann als Eigentümerin sieht sich nicht mehr in der Lage, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Wir alle, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AZ, hoffen, dass ein Investor gefunden wird, damit unsere Zeitung weiter erscheinen kann", heißt es unter einem Foto der Redaktion. Die Verluste hätten sich seit 2001 auf 70 Millionen Euro summiert, das vergangene Geschäftsjahr endete mit einem Minus von 10 Millionen Euro. Die Aussichten für 2014 versprächen keine Besserung, heißt es weiter.
 
Aufgabe der vorläufigen Insolvenzverwalter sei es, schnell einen Überblick über die Abläufe im Unternehmen zu schaffen. "Das weitere Erscheinen der Zeitung", so heißt es abschließend, "ist gesichert".