München kämpft gegen Corona - neue Kontaktbeschränkungen

21.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:31 Uhr
Ein Souvenirstand auf dem Marienplatz in München bietet Mundschutze mit der bayerischen Rautenflagge an. −Foto: Sven Hoppe/dpa

Das Wetter ist schön, die Menschen treffen sich und feiern - Abstands- und Hygieneregeln sind vergessen. Ideale Bedingungen für das Coronavirus, das sich in München wieder ausbreitet. Deutschlands drittgrößte Stadt macht jetzt Ernst.

München (dpa/lby) - Die Stadt München will wegen hoher Corona-Infektionszahlen die Gangart verschärfen und wieder neue Kontaktbeschränkungen erlassen. Ab Donnerstag solle zudem auf ausgewählten Plätzen und Straßen in der Innenstadt eine generelle Maskenpflicht gelten, sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Montag nach der Sitzung des städtischen Krisenstabes. Außerdem dürften sich im Stadtgebiet dann nur noch fünf Menschen oder Personen aus zwei Haushalten treffen – sowohl im privaten Bereich als auch im gesamten öffentlichen Raum. Ausnahmen sollen für Verwandte in gerader Linie gelten, also zum Beispiel Eltern und Kinder. Auch bei Festen wie Hochzeiten oder Beerdigungen, die im privaten Rahmen gefeiert werden, sind Einschränkungen geplant.

«Die Idee ist, dass wir die Zahl der Menschen, die sich treffen, drastisch reduzieren müssen», betonte Reiter. Als drittgrößte Stadt in Deutschland mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern gilt München bundesweit derzeit als Corona-Hotspot und kündigte deshalb wieder weitreichendere Maßnahmen an.

Bleiben die Werte so hoch, will die Stadt München am Mittwoch eine Allgemeinverfügung mit den angekündigten Einschränkungen erlassen, die dann zunächst sieben Tage lang gelten sollen. Man stelle sich darauf ein, dass die Infektionszahlen bis dahin nicht wieder unter den kritischen Wert von 50 Infizierten pro 100 000 Einwohnern innerhalb einer Woche sinken, sagte Reiter. Am Montag hatte der so genannte Inzidenzwert nach Auskunft des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bei 56,13 gelegen (Stand 8.00 Uhr). Landesweit überschritt laut LGL am Montag nur noch Würzburg die kritische Marke von 50 Infektionen mit einem Inzidenzwert von 61,78.

Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht die Entwicklung in München mit Sorge. «Die Infektionszahlen sind in München schlicht und einfach zu hoch», sagte er. «Wir sehen die Lage jetzt einfach als ernst an. München ist zu groß, um es einfach jetzt zu ignorieren und laufen zu lassen.» Reiter äußerte sich ähnlich: «Wir müssen alles tun, um noch einschneidendere Regeln tatsächlich zu verhindern».

 

Eine Maskenpflicht ist unter anderem am Marienplatz und in der Sendlinger Straße geplant sowie auf dem Viktualienmarkt, wo bei schönem Wetter immer wieder Menschen dicht gedrängt stehen, ohne Rücksicht auf Abstands- und Hygieneregeln. Einschnitte gibt es auch bei Familienfeiern wie Hochzeiten oder Beerdigungen - wer privat einlädt, darf künftig nur mit höchstens 25 Leuten feiern, im Freien mit 50. Wer dazu ins Lokal geht, darf aber weiterhin 100 Gäste einladen, im Freien 200.

«Ich appelliere an alle Betroffenen, sich wieder an diese Regeln zu halten», sagte Reiter. Auch an die seit Monaten geltende Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in den öffentlichen Verkehrsmitteln erinnerte Münchens Oberbürgermeister.

Als Reaktion auf die Ausbreitung hat München schon die Maskenpflicht während des Unterrichts an weiterführenden Schulen verlängert. Auch das nächtliche Alkoholverbot an beliebten Feierorten wie dem Gärtnerplatz soll am kommenden Wochenende wieder gelten.

Für die seit dem Frühjahr stark vom Coronavirus gebeutelte Region Würzburg gelten bereits seit einigen Tagen strengere Regeln als in manch anderen Gegenden Bayerns. Von 23.00 Uhr an dürfen Wirtshäuser in der Würzburger Innenstadt keinen Alkohol mehr ausschenken. Entlang des Mains ist das Trinken von Bier, Wein und Co. unter freiem Himmel bereits ab 22.00 Uhr verboten. Bisher gebe es keine Entscheidung, an diesen Vorgaben etwas zu ändern, sagte ein Stadtsprecher am Montag. Das LGL führt die hohen Zahlen dort unter anderem auf das Nachtleben zurück, etwa auf den Ausbruch in einer Shisha-Bar.

Wegen der hohen Infektionszahlen müssen sich Reiserückkehrer aus einem Risikogebiet in Würzburg doppelt testen lassen. Zudem dürfen nur noch maximal fünf Menschen zusammen draußen unterwegs sein, die nicht zu einem Hausstand gehören oder enge Verwandte sind. Das Feiern auf öffentlichen Plätzen und Anlagen ist untersagt. Die Maskenpflicht gilt laut Landratsamt auch in den Schulen in Stadt und Landkreis für Kinder ab der 5. Klasse. Verpflichtend sei dies bis zum 2. Oktober auch am Sitzplatz im Klassenzimmer, wenn dort der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Die allgemeine Vorschrift für Bayern lief nach den ersten beiden Schulwochen zunächst aus.

Ein Aus für die Weihnachtsmärkte bedeutet die aktuelle Entwicklung nicht unbedingt. Ob und in welcher Form sie in München stattfinden könnten, werde auf Basis des aktuellen Infektionsgeschehens entschieden, sagte Reiter. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuvor schon erklärt, er könne sich Weihnachtsmärkte grundsätzlich vorstellen – mit Maskenpflicht und weniger Alkohol.