München (DK) Natürlich hat das Sensations-Ensemble Blue Man Group viele spektakuläre Effekte im Programm bei der Premiere in München, aber es sind gerade die kleinen Gesten, die das begeisterte Publikum erfreuen und anrühren. Es reichen nur wenige Blicke der glatzköpfigen, blau geschminkten Charaktere, um große Wirkung zu erzielen.
Wenn sich die drei gegenseitig neugierig an- oder ins Publikum sehen, kann man geradezu das Fragezeichen wie in einem Cartoon über ihren Köpfen sehen und muss einfach schmunzeln.
Um 19.30 Uhr beginnt das Percussion-Comedy-Show-Spektakel mit dem blauen Trio an den Trommeln. Aus denen bei jedem Schlag dank stetig nachgegossenen Flüssigkeiten die Farben nur so sprühen und spritzen. Farben spielen eine zentrale Rolle in dem Programm, des vor 25 Jahren in New York gegründeten Phänomens. Die Sitze und Zuschauer in den ersten Reihen im ausverkauften Deutschen Theater müssen mit Plastiküberzügen bzw. -Ponchos vor diesen sogar "geschützt" werden, den der eine oder andere Tupfer schießt schon mal über das Ziel hinaus. Nicht umsonst trägt die Show den Untertitel "Die einzige Show so bunt wie das Leben".
Und bunt wird es, wenn sich die drei Blaumänner gegenseitig Marshmallows in die Münder werfen und den farbenfrohen Auswurf anschließend auf Leinwänden verewigen. Neben der Farbe - für die Darsteller wird extra das "Blue Man Blue" hergestellt - sind ungewöhnliche Instrumente die zweite Kunst-Konstante der rasanten Vorstellung. Mal verbringen die drei auf tragbaren und mal auf fest installierten Röhren, dann mit der Optik einer Orgel oder eines Xylofons, perkussive Glanzleistungen. Da wird zur Animation schon mal der Gassenhauer "Seven Nation Army" im Anschluss an ein klassisches Stück angestimmt. Animation bzw. Interaktion mit dem Publikum ist ein fester Bestandteil. Wiederholt verlassen die Blauen die Bühne, nur um für spezielle Aktionen dorthin mit einem Besucher wieder zurückzukehren. 90 Minuten werden im wahrsten Sinne des Wortes unterschiedliche Aspekte des modernen Lebens beleuchtet. Smartphones und das Innere des Menschen werden ebenso hintersinnig und humorvoll eingesetzt wie Sanitäreinrichtungen. Dazu gibt es witzige Erklärungen aus dem Off in Englisch oder Deutsch per Einblendung. Wobei diese eigentlich gar nicht nötig wären, erklären sich die unglaublichen Aktionen der Truppe doch meist von selbst oder führen selbst bei Unverständnis zu Staunen und Heiterkeit.
Im Verlauf der Show wird es immer wilder und lauter. Zusehends kommt eine kraftvoll aufspielende Band, die bunt geschminkt und gekleidet ist, zum Einsatz. Wenn diese und die drei Blue Men gemeinsam musizieren hat das die Intensität eines Rockkonzertes. Wie bei einem solchen werden zum Finale Lamettafäden ins Auditorium geschossen, und gigantische Ballons fliegen durch den Saal. Die leuchten in unterschiedlichen Farben und werden zum Schluss mit der humorvollen Aufforderung: "Gebt uns unsere Bälle zurück" wieder eingefordert.
Das blaue Wunder ist noch bis 1. April am Deutschen Theater München zu erleben. Es gibt nur noch wenige Restkarten. Nächstes Jahr kehrt die Blue Man Group vom 16. bis 27. Januar zurück, um erneut Farbe in unser Leben zu bringen.
