Müllers Baustellen

Kommentar

14.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr

Licht am Ende des "Dieselgate"-Tunnels: Wie sehr sehnen sie das bei Volkswagen derzeit herbei. Und zumindest was die nackten Zahlen angeht, scheint der Konzern besser durch das vergangene Jahr gekommen zu sein, als es viele angenommen hatten.

Offenbar hatten sie auch in der Chefetage noch mit Schlimmerem gerechnet. Nur: Mit aktuellen Problemen will scheinbar niemand etwas zu tun haben. Schon auf dem Genfer Autosalon hatte man den Eindruck, dass VW-Chef Matthias Müller lieber von Zukunftsprojekten spricht als von den Baustellen. Doch genau davon hat VW noch jede Menge. Und diese totzuschweigen ist wohl kaum der richtige Weg.

Die größte Enttäuschung ist das Ausbleiben des groß angekündigten Kulturwandels. Alles sollte auf den Tisch kommen - alle Tricksereien aufgeklärt werden. Doch spätestens seit bekannt wurde, dass der Jones-Day-Bericht unter Verschluss bleiben wird, kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass eigentlich weitergewurstelt wird wie bisher. Dazu kommt der heftige Krach zwischen VW-Markenchef Herbert Diess und Betriebsratschef Bernd Osterloh um den Zukunftspakt. Zwar geht man nun wieder demonstrativ aufeinander zu - doch zeugt der Eklat im Aufsichtsrat davon, welcher Druck sich inzwischen im Krisen-Kessel angestaut hat. Auch hierauf muss Müller ein Auge haben.

Zuletzt präsentierten die Wolfsburger durchaus interessante Konzepte für E-Autos, Roboterfahrzeuge und die neue Marke Moia, die für Mobilitätsdienstleistungen steht. Doch wirklich konkrete Daten wie Starttermine und Preise? Fehlanzeige. Es wird höchste Zeit, dass der Autokonzern liefert. Sonst wird die Fahrt durch den Tunnel zur Endlosschleife.