Schrobenhausen
Müllberge aus alten Spargelfolien

Verschandelung an Feldrändern: Spargelerzeugerverband Südbayern setzt klares Zeichen

25.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:26 Uhr
In der Natur muss man laut der Experten unterscheiden, ob es sich um noch funktionsfähige Spargelfolien in Zwischenlagerung oder tatsächlich um ausgediente Spargelfolien handelt. Dann sei es nämlich schlichtweg Müll. −Foto: Floerecke

Schrobenhausen - Der Schrobenhausener Spargel erfreut sich bekanntlich großer Beliebtheit. Weit über das Schrobenhausener Land hinaus. Er gilt als regionaltypische Spezialität, als Qualitätsprodukt, er hat sich als Marke etabliert. Manche bezeichnen den Spargel sogar als weißes Gold. Dass aber nicht alles Gold ist, was glänzt, das ist bei der Spargelproduktion genauso wie in anderen Bereichen der Fall.

Das dachte sich offenbar auch ein Leser der Schrobenhausener Zeitung, dem seit vielen Jahren - außerhalb der Spargelzeit - verschiedenste Plätze mit üblicherweise auf Rollen gelagerten Spargelfolien auffallen. Vor wenigen Tagen hat er beim Spaziergehen erneut eine unschöne Stelle, dieses Mal mit alten, zerfledderten Folien, am Feldrand erblickt. Seine Frage an die Heimatzeitung: Warum liegen eigentlich über viele Monate die Spargelfolien am Feldrand herum, und wieso erinnert so manche Stelle an einen Spargelfolien-Friedhof oder gar Müllablageplatz? Eine Frage, der die Schrobenhausener Zeitung nachgegangen ist.

Erster Ansprechpartner war das für das Schrobenhausener Land zuständige Landwirtschaftsamt Pfaffenhofen. Auf Anfrage stellte Martin Gruber, Sachgebietsleiter Landwirtschaft, klar: Man müsse in der Natur unterscheiden, ob es sich um noch funktionsfähige Spargelfolien in Zwischenlagerung oder tatsächlich um ausgediente Spargelfolien handle. Denn, und das betont der Fachmann, die generelle und ordnungsgemäße Entsorgung von porösen, unbrauchbaren Spargelfolien sollte "eine Selbstverständlichkeit" sein. Martin Gruber spricht hier schlichtweg von Müll in der Landschaft, der so nicht hinnehmbar sei und ein Problem darstelle, das weit über Spargelfolien hinausgehe, ist Gruber erzürnt. Mengen an Müll auf Wiesen, Feldern und in Wäldern würden Jahr für Jahr durch unachtsames, teils durch bewusstes Wegwerfen entstehen und von freiwilligen Helfern eingesammelt oder von den Kommunen, vor allem bei größeren illegalen Ablagerungen, entfernt.

Durchaus Verständnis hat Martin Gruber für die mehrjährige Zwischenlagerung der Folien für die Verwendung in der darauffolgenden Saison, was er ausdrücklich nicht als illegale Müllablagerung einstuft. Denn funktionsfähige und wieder verwendbare Folien würden der Natur nichts anhaben, einzelne Fetzen würden sich nicht durch Wind und Wetter verteilen. Hinzu kommt: Aufgrund des Gewichts sei es ein enormer Aufwand, sie zweimal im Jahr zu transportieren und einzulagern.

Das sieht Peter Strobl, Geschäftsführer des Spargelerzeugerverbandes Südbayern, ganz genauso. Der Mühlrieder sagt: "Die ordnungsgemäße Folienzwischenlagerung am Acker und die sachgerechte Entsorgung von nicht mehr nutzbaren Folien haben im Verband oberste Priorität." Dass es mal den einen oder anderen Spargelbetrieb gäbe, der sich nicht daran halte, sei bedauerlich, doch sobald dies erkannt werde, würde man den Verursacher ausfindig machen und auf dessen Versäumnisse mit Nachdruck hinweisen. So auch in diesem Fall.

Was der Spargelerzeugerverband Südbayern in den vergangenen Jahren konkret in Sachen Folienentsorgung unternommen hat? Wiederholt hat er seine Mitglieder in persönlichen Gesprächen und Informationsschreiben auf die Lager- und Entsorgungsthematik hingewiesen, berichtet Strobl. In der Vergangenheit hat man regelmäßig gebündelte Entsorgungsaktionen vorgenommen und die umweltgerechte Verwertung in Zusammenarbeit mit Entsorgungsunternehmen durchführen lassen. Die weißen oder schwarz-weißen Spargelfolien im Spargelland Schrobenhausen, erklärt Strobl, würden nicht aus Plastik, sondern aus lebensmittelechten Polyethylen (kurz: PE) hergestellt, damit seien sie gesundheitlich unbedenklich und für mehrere Jahre nutzbar. In der Regel würden sie wieder aufbereitet und als Rohstoff für neue Produkte verwendet. Was den Experten für Spargelanbau vor allem umtreibt: "Spargelbauern, die sich nicht an die zeitnahe und ordnungsgemäße Entsorgung der Folien halten, schaden der Glaubwürdigkeit und dem Ansehen des Schrobenhausener Spargels."

Strobl betont obendrein, dass die Folienabdeckung zahlreiche Vorteile mit sich bringt: Der Spargel wächst geschützt heran, der Boden bleibt locker, der Wasserverbrauch kann gesenkt werden. Es wird nicht gegen Schädlinge gespritzt, so kommen in der Erntezeit keine Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Die Ernteverluste werden dadurch minimiert, die Qualität des Spargels verbessert sich. Durch die Folie kommt es allen Befürchtungen zum Trotz zu keinerlei geschmacklichen Veränderungen.

SZ

Thomas Floerecke