München
Mühsamer Prozessauftakt zum Raubmord von Meiling

16.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:27 Uhr

Drei Jahre nach dem brutalen Überfall auf ein Ehepaar im oberbayerischen Meiling stehen die Verdächtigen vor Gericht. Die Gruppe besteht aus Tagelöhnern und Wiederholungstätern.

Drei Jahre nach einem brutalen Raubmord in Meiling (Landkreis Starnberg) hat der Prozess gegen acht Angeklagte vor dem Landgericht München II schleppend begonnen. Weil die mutmaßlichen Täter aus Rumänien kommen und alles übersetzt werden muss, dauerten am Dienstag schon die ersten Befragungen zu den Biografien der Männer mehrere Stunden. Sie müssen sich unter anderem wegen Mordes und schweren Raubes verantworten. Wegen ihrer Körperhaltung und der nächtlichen Überfälle war die Gruppe als „Froschbande“ bekannt geworden.

Den Angeklagten im Alter von 24 bis 55 Jahren wird vorgeworfen, einen 72-Jährigen tödlich und seine damals 68 Jahre alte Frau schwer verletzt zu haben. Laut Anklage gingen die Männer mit äußerster Brutalität vor: So sollen sie ohne Vorwarnung mit Holzlatten, einem hölzernen Schaufelstiel und einer Eisenstange vor der Haustür auf den 72-Jährigen eingeprügelt haben. Währenddessen soll einer der Männer ins Schlafzimmer gegangen und auf die schlafende Frau eingeprügelt haben. Die Einbrechergruppe soll das Ehepaar dann in dessen zwei Quadratmeter großen Abstellkammer eingeschlossen haben. Der Mann erlag noch in der Nacht seinen Verletzungen; die Frau konnte zwei Tage später von einem Zeitungsboten gerettet werden.

Die Vernehmungen am Dienstag sind äußerst mühsam. Während Richter Tobias Stadler im Landgericht München II versucht, die Biografie eines 46-jährigen Angeklagten aufzunehmen, sagt dieser Sätze wie: „Lieber betrunken unter dem Bett als krank im Bett.“ Oder: „Ich habe in meinem ganzen Leben acht Monate gearbeitet.“ Er sei schon als kleiner Junge ein Gauner gewesen. Der Mann schaut zu seinen sieben Mitangeklagten. Drei von ihnen haben bereits stundenlang über ihre Vorgeschichte gesprochen, vier weitere werden folgen.

Vor Gericht präsentieren sich die Männer als liebende Familienväter mit gebrochenen Biografien. „Gott hat mir elf Kinder geschenkt, die ich sehr liebe. Aber ich konnte ihnen leider nicht das bieten, was ich wollte. Jetzt sitze ich wegen einer Dummheit hier“, sagt ein 51-jähriger Angeklagter. Ein 46-Jähriger beteuert: „Mein Vermögen sind nur meine Kinder.“ Doch die Befragungen zeigen: Die Männer sind Wiederholungstäter.

Die Bandenmitglieder berichten von gelegentlicher Arbeit als Tagelöhner. Mal in Italien, mal in Frankreich, mal im Heimatland Rumänien. Und wer gerade keine Arbeit hatte, der „ging halt zum Stehlen“, wie ein 35-Jähriger sagt. Er und die anderen Verdächtigen sind in mehreren europäischen Ländern vorbestraft. Für den Prozess wurden die Männer, drei von ihnen Brüder, aus Österreich überstellt. Dort hatten sie sich wegen ähnlicher Vergehen verantworten müssen.

Laut Anklage hatten sich die Männer spätestens im Sommer 2015 zusammengeschlossen, um mehrere Raubüberfälle und Einbruchsdiebstähle zu verüben. Ihre Vorgehensweise ähnelte sich dabei stets: Die Täter kundschafteten zumeist abseits gelegene Anwesen aus - zum Beispiel, indem sie die Hausbesitzer baten, ihnen einen leeren Wasserkanister aufzufüllen. Eine Masche, mit der sie auch an jenem Tag vor drei Jahren im oberbayerischen Meiling unterwegs gewesen sein sollen. Noch in derselben Nacht schlugen die Männer den Ermittlungen nach zu und erbeuteten Diebesgut im Wert von 4535 Euro.

Der Prozess ist auf 16 Verhandlungstage angesetzt; ein Urteil könnte am 17. Dezember fallen.

dpa