Ingolstadt
MTV: Ein Spitzenteam nimmt Abschied

Präsidium des MTV Ingolstadt tritt zurück - Neuwahlen an diesem Freitag im Stadttheater

17.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:50 Uhr
MTV-Spitze vor 21 Jahren: Sigi Hofweber, Manfred Schlierf, Klothilde Schmöller und Gerhard Bonschab (v. l.). −Foto: Leuschner, Archiv

Ingolstadt - Eine Ära geht zu Ende: Nach mehr als 20 Jahren im Dienste des Vereins hat sich das Präsidium des MTV Ingolstadt mit Gerhard Bonschab (Präsident), Manfred Schlierf (Vizepräsident Finanzen), Kloty Schmöller (Vizepräsidentin) und Sigi Hofweber (Vizepräsident Sport/Abteilungen) entschlossen, die Verantwortung in neue engagierte Hände zu geben.

Im Rahmen einer Delegiertenversammlung finden deshalb an diesem Freitag Neuwahlen im Festsaal des Stadttheaters statt. Künftiger MTV-Präsident soll nach DK-Informationen BLSV-Kreisvorsitzender Tobias Nixdorf werden. Vor dem Abschied blickt die Vereinsspitze auf zwei Jahrzehnte zurück - eine aufregende Zeit mit Höhen und Tiefen.

Der Entschluss des gesamten Präsidiums aufzuhören, fiel bereits im vergangenen Jahr, als Präsident Gerhard Bonschab ankündigte, sein Amt abzugeben. Er gehört dem Führungsteam sogar seit 25 Jahren an: 1996 wurde er Vizepräsident, vier Jahre später Präsident. Der MTV hatte damals hohe Verbindlichkeiten, erzählt er. Die wurden konsequent abgebaut. Heute ist der Verein schuldenfrei. Es erforderte auch großen Einsatz, die Sportanlagen auf der Höhe der Zeit zu halten. "Da mussten wir mit der Stadt manchmal ganz schön kämpfen", sagt Bonschab. Der Aufwand habe sich gelohnt. Jetzt übergebe er einen gut aufgestellten und sehr vitalen Verein. Er ist sich sicher, dass das künftige MTV-Präsidium (sofern es in der Wunschformation gewählt wird) "auf jeder Position mit einem kompetenten Nachfolger besetzt ist".

Gerhard Bonschab blickt auf sportlich sehr erfolgreiche Jahre zurück. "Mit Hunderten von Titeln! " Die Judokas, die Tischtennisspieler, die Basketballer, die Fußballer, die Leichtathleten - er zählt begeistert weitere meisterhafte Abteilungen und deren Erfolge auf. Das Allerschönste im MTV sei für ihn "das immer gute, freundschaftliche Miteinander und das große Engagement", erkennbar an den "vielen leuchtenden Augen, in die man bei uns blickt".

"Wir sind im Jahr 2000 gemeinsam angetreten, also hören wir auch gemeinsam auf", sagt Kloty Schmöller. Die Vizepräsidentin zieht sich ebenfalls zurück, bleibt aber Geschäftsführerin des MTV. "Die Jungen brauchen mich", erzählt sie lachend. Dennoch sei es für sie komisch, dass bald niemand von den "Alten" mehr da sei. Schmöller blickt auf viele Höhepunkte zurück: Die legendären Leichtathletik-Meetings im MTV-Stadion etwa oder die Deutsche Meisterschaft im Cross-Lauf. Besonders stolz ist sie darauf, dass der MTV als erster Verein in der Region eine Kindersportschule (KiSS) ins Leben gerufen hat. "Natürlich war die Schule anfangs schwer zu finanzieren, aber sie läuft gut. " Auch den Freiwilligendienst, den der MTV anbieten kann, erwähnt sie gerne.

Natürlich habe es auch Herausforderungen gegeben. "So viel Zulauf es im Basketball gab, so wenig Nachfrage gab es im Handball. " Deshalb gebe es derzeit auch keine Seniorenmannschaft. Dass die Corona-Pandemie nicht gerade zu einem Mitgliederzuwachs geführt hat, versteht sich nahezu von selbst. "Dennoch muss ich unseren Abteilungen ein großes Lob aussprechen. Es wurden unter anderem Online-Kurse angeboten und Imagefilme gedreht, damit die Kinder und Jugendlichen am Ball bleiben", sagt die Geschäftsführerin. Der Halt sei auf jeden Fall da gewesen. Auch als es Lockerungen gab, seien die Kinder vor dem Stadiontor gestanden, um auf ihre Trainingsstunde zu warten, erzählt Kloty Schmöller und erklärt, dass insgesamt zwei Drittel aller Vereinsmitglieder Kinder sind.

Vizepräsident Sigi Hofweber verabschiedet sich nach 21 Jahren ebenfalls von seinem Amt. "Es war jetzt auch an der Zeit, dass neue Köpfe die Führung übernehmen", meint Hofweber, der dem Verein aber als Mitglied und Ratgeber weiterhin zur Seite stehen wird. Er wolle auch künftig die Delegiertenversammlung besuchen - halt als Zuhörer. In seine Nachfolger setzt Hofweber volles Vertrauen. "Das Präsidium wird auch in Zukunft gut aufgestellt sein. " Seiner Ansicht nach ist der MTV der dominierende Sportverein für Breitensport in der Region. Besonders stolz sei er auf "MTV-Eigengewächse" wie die diesjährige Olympiateilnehmerin Alica Schmidt oder 400-Meter-Läuferin Mona Mayer. Auch der Kinder- und Jugendbereich im Fußball laufe sehr erfreulich. "Das liegt zum einen an den guten Trainern und zum anderen daran, dass sie auch während Corona dahinter geblieben sind. "

Allerdings sieht Hofweber eine Gefahr: "Die Leute wollen sich nicht mehr an Vereine oder Trainingszeiten binden. " Dies merke er - auch wenn die Mitgliederzahlen beim MTV nicht dramatisch sinken - an der Tennisabteilung, die in Zeiten von Steffi Graf oder Boris Becker deutlich mehr Mitglieder hatte. Deshalb rät Hofweber seinen Nachfolgern, neue Ideen zu entwickeln und das Ohr in den Abteilungen haben.

MTV-Finanzchef Manfred Schlierf - der mit 17 Jahren Mitglied der damals neuen Karateabteilung wurde - findet auch, dass es Zeit wird, die Arbeit an die nächste Generation weiterzugeben. "Ein komplettes Team fürs Präsidium steht bereit. " Das erleichtert dem 69-Jährigen den Abschied. "Ich weiß gerade nicht genau, wie ich mich fühlen soll. Ein bissl Wehmut ist dabei, aber auch Erleichterung, künftig weniger Verantwortung zu haben. "

Das war anders, als Schlierf als Vize antrat: "Es gab damals Probleme mit der Fußballabteilung. Der MTV spielte in der Bayernliga, die Spieler wollten Geld sehen, aber wir hatten Probleme mit der Liquidität", erinnert sich Schlierf, von Beruf Steuerberater. "Die Gründung des FC 04 war eine Win-win-Situation für alle. Aber ich hatte auch die Befürchtung, was vom MTV noch übrig bleibt, wenn andere große Abteilungen ausgelagert werden. " Rückblickend beschreibt er die Zeit an der Spitze des MTV so: "Durch lange, hartnäckige Arbeit ist es uns gelungen, den Verein finanziell stabil zu halten und sein Ansehen als Traditionsverein zu stärken. "

DK

Daniela Blaimer, Suzanne Schattenhofer