Grasheim
Mozart-Eis und Mösler-Kreation

Seit 25 Jahren versorgt Familie Link in Grasheim ihre Kunden mit selbst gemachtem Eis

28.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:16 Uhr
So entsteht Erdbeereis bei Evelyn Link in der Eistüte Grasheim: Die 58-Jährige befüllt ihre 9-Liter-Eismaschine mit der zuvor angerührten Mischung - Milch und Erdbeeren sind drin, das genaue Rezept ist natürlich Familiengeheimnis. Derweil serviert Ulrike Link (unten l.) Cappuccino und Erdbeerkuchen, den sie zuvor mit Sahne verziert hat (r.). Ihr Vater Herbert (M.) steht im selbstgebauten Hänger und verkauft "Eis to-go". −Foto: Hammerl

Grasheim - Sechs Männer musste Evelyn Link mitbringen.

Das war die Bedingung, die die damalige Besitzerin ihrer ersten Eismaschine stellte. "Ich wusste, dass im ehemaligen Lebensmittelgeschäft ,Schmaus' in Dettenhofen eine alte Eismaschine stand", erzählt Evelyn Link von den Anfängen der Eistüte Grasheim. Die wird heuer 25 Jahre alt.

Gefeiert wird allerdings corona-bedingt nicht. Ob die Familie das nächstes Jahr nachholt, ist noch nicht klar - schließlich gibt es dann wahrscheinlich jede Menge Jubiläen. Jene erste Eismaschine schaffte sich Evelyn Link eigentlich nur zum Privatgebrauch an. Tochter Ulrike war gerade geboren, ihr Bruder Roland zwei Jahre alt, die großen Kinder waren 17, 15 und zwölf Jahre alt. "Ich hatte fünf Kinder großzuziehen", sagt sie erklärend. Wenn das nicht mal ein guter Grund ist, eine alte Eismaschine zu kaufen - auch wenn sie so schwer war, dass es eben jene sechs Männer zum Transport brauchte.

Ulrike Link, heute 25 Jahre alt, kann sich noch vage an die Maschine erinnern. "Es war sehr mühsam, damit zu arbeiten", weiß sie. Sie hat jeden einzelnen Schritt der Eistüte miterlebt - von jener Ein-Liter-Eismaschine über die Drei-, dann Sechs-Liter-Maschine bis zur modernen, 2018 angeschafften, die neun Liter machen kann.

Aus dem privaten Eisbedarf wurde bald mehr. Nachbarn und Freunde kamen und Evelyn Link verschenkte das begehrte Eis zunächst. Richtig los ging es am 15. August 1995. An "Mariä Himmelfahrt" feiert die Grasheimer Feuerwehr traditionell ein Grillfest am Gerätehaus und anno 1995 spendierten die Links erstmals das Eis dazu. Das ist heute noch so. Eine gebrauchte Kühltheke machte es möglich. Nachdem das Eis so gut im Bekanntenkreis ankam, sagte sich die heute 58-Jährige Anfang 1996, "was soll's, ich bin samstags eh daheim - wenn jemand zum Eiskaufen kommt, ist es gut, wenn nicht, essen wir es eben selber. "

Die Geschäftsidee funktionierte und ihr Mann Herbert sagte bald: "Frau, melde ein Gewerbe an, sonst sperren sie dich ein", wie er lachend erzählt. Seit 1996 gibt es die Eistüte Grasheim also offiziell. Zwei Jahre später haben sich die Links für das Karlshulder Volksfest beworben und im November eine Zusage bekommen. Da wurde ihnen bewusst, dass es Ende April noch kalt und regnerisch sein könnte, was mit Schirm und Kühltheke recht ungemütlich würde. Ein Verkaufsanhänger musste also her. Doch der hätte zwischen 20000 und 25000 Mark gekostet. "Da hätten wir ja 20 Jahre Eis verkaufen müssen", merkt der 68-Jährige lachend an. Weshalb er den Anhänger, der heute noch gute Dienste leistet, in seiner Freizeit selber baute - für die "paar Mal im Jahr". Dass daraus viel mehr werden würde, hätte sich das Ehepaar nicht gedacht.

"Wir haben schon etliche Sätze Reifen verbraucht", ergänzt Evelyn Link. Mittlerweile ist die Eistüte im ganzen Landkreis unterwegs, überwiegend im Donaumoos. Das Weiteste war einmal das Volksfest in Wallersdorf bei Dingolfing, wohin es die Eistüte verschlagen hat, "weil meine Cousine Sprüche gemacht hat", wie Herbert Link erzählt. In Wallersdorf war der Eismann abgesprungen und dann ließ sie ihm keine Ruhe mehr.

Seit 1997 ist die Eistüte von April bis September auch sonntags geöffnet. Im Hof des ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens mit dem im Mai rot blühenden Hausbaum, einer roten Kastanie, stehen dann Tische und Bänke. Kaffeespezialitäten einschließlich Eiskaffee, Eisbecher, Kuchen und Getränke kamen im Laufe der Jahre hinzu. Seit zwei Jahren geht die Eissaison sogar von Februar bis Ende Oktober, denn die Familie hat umgebaut. Das frühere Büro des mittlerweile in Ruhestand befindlichen Besamungstechnikers wurde zu Toiletten, das ehemalige Wohnzimmer mitsamt dem früheren Schlafzimmer zum Gastraum, das Esszimmer zum Verkaufsraum. Nur die Küche blieb, was sie immer war.

So entstand das Café Eistüte mit angebauter Terrasse. Ulrike Link wohnt über dem Café, die Eltern haben sich eine Wohnung im ehemaligen Stadel gebaut. Die Entscheidung fiel, als Tochter Ulrike beschloss, die Eistüte weiterzuführen. "Mein Leben ist um die Eistüte herumgebaut", sagt sie. Vor sechs Jahren hat sie ihre Ausbildung als Notariatsfachangestellte abgeschlossen und hat nun eine 30-Stunden-Stelle in Eichstätt, was ideal ist, denn so hat sie "den Montag frei zum Putzen des Cafés". Am Mittwoch wird in der Regel den ganzen Tag lang Eis gemacht. Die oft recht kreativen Rezepte hat Evelyn Link im Kopf.

Vanille- und Schoko-Eis, die Klassiker gibt es immer, alles anderen Sorten wechseln. Insgesamt sind es rund 50 verschiedene, darunter Traditionelles wie Erdbeer und Banane, aber auch Sauerkirsch mit Joghurt kombiniert oder Grüne-Apfelringe-Eis - ein Renner für Kinder. Im Mozartjahr 2016 kreierte Evelyn Link ein Mozart-Eis mit Kardamomsauce. Immer gefragt ist Spaghettieis. In der Eistüte gibt es das mit selbst gemachter Erdbeersauce oder in der Variante Schokolade mit Nüssen. Die heißt der dunklen Farbe und dem Donaumoos geschuldet "Mösler", was sich bei manchen Fans wie "Messler" anhört, wenn sie es bestellen. Wichtig bei allen Sorten ist Evelyn Link, dass sie Milch enthalten, damit das Eis cremig wird - sogar das Zitronen-Eis.

Bei aller Kreativität - es gibt Grenzen. "Wir brauchen Eis, das schmeckt", denkt Ulrike Link an die Stammkundschaft. Sogenannte Schickimicki-Sorten wie Leberkäse-, Kässpätzle-, Bier- oder Weißwurst-Eis, wie sie in der Landeshauptstadt angeboten werden, würden in Grasheim "die Leute vergraulen", ist sie sich sicher, seit sie diese Sorten in München selbst probiert hat. "Das schmeckt überhaupt nicht", sagt die 25-Jährige. In München mag das angehen, die Laufkundschaft isst das einmal, "nur um mitreden zu können". Im Donaumoos gibt es als exotische Sorten Kartoffel- oder Kürbis-Eis, letzteres mit Milch, Zimt und Zucker, ersteres mit 700 Gramm Kartoffeln auf fünf Liter. Wie es schmeckt? "Nach Lebkuchengewürz", verrät Ulrike Link.

SZ