Motorsägen als Königsdisziplin

15.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:45 Uhr

Kettensäge in Frauenhand: Auch Susanne Loy, die einzige weibliche Teilnehmerin an dem Wettbewerb in der Kelheimer Waldbauernschule, bewies ihre Fertigkeiten an der Motorsäge. - Foto: Erl

Kelheim (DK) Bayerns bester Junglandwirt im forstlichen Wettbewerb heißt Florian Hofmeister und kommt aus Rinchnach im Landkreis Regen. Es war kein einfacher Weg, bis der Sieger des Landesentscheids an der Waldbauernschule in Kelheim gekürt werden konnte. Insgesamt 60 Burschen und eine junge Frau hatten zuvor schon ihre Teilnahmequalifikation als Sieger in den verschiedenen Landkreisen unter 1600 Landwirtschaftslehrlingen erkämpft.

An der Waldbauernschule am Goldberg über Kelheim trat nun die Elite des Freistaats gegeneinander an. Die Teilnehmer hatten fünf Aufgaben zu bewältigen, die von zahlreichen objektiven Juroren auf Millimeter und Millisekunden genau bewertet wurden. Vor dem Griff zur Motorsäge aber sollten die jungen Landwirte erst einmal ihr Wald-Wissen unter Beweis stellen. In der theoretischen Aufgabe mussten sie am Vormittag unter anderem Bäume, Sträucher und Fraßbilder von Baumschädlingen erkennen.

Das Mittagessen fiel aus, statt dessen durften die Prüflinge möglichst exakt junge Bäume pflanzen und die entsprechenden Werkzeuge gut handhaben. Die Königsdisziplinen aber blieben der Motorsäge vorbehalten. Ganz besonders wichtig war den Aufgabenstellern das Fallkerbschneiden und der Fällschnitt an einem aufgestellten Baumstumpf – in der realen Waldarbeit die wichtigste Voraussetzung für das sichere Zufallbringen eines Baumes. Bewertet wurde die saubere Anlage der Schnitte und die errechnete "Treffgenauigkeit" der Teilnehmer. Am Prüfpunkt Präzisionsschnitt musste eine Stammscheibe vom liegenden Baum möglichst präzise abgetrennt werden. Die Säge durfte ein darunter liegendes Brett nicht berühren. Beim Kombinationsschnitt hatten die Kontrahenten einen aufgebockt liegenden Stamm mit zwei Schnitten so zu bearbeiten, dass sich diese in der Mitte möglichst präzise treffen und eine dünne Baumscheibe abfällt. Die Anforderung bei den Sägeübungen war klar, die Teilnehmer mussten schnell, sicher und präzise arbeiten.

Den eigentlichen Grundgedanken des Wettbewerbs formulierte Landwirtschaftsminister Josef Miller (CSU) in seiner Grußschrift: "Um die Motivation und den fachlichen Ehrgeiz in der Ausbildung zu erhöhen, sind berufliche Wettbewerbe ein wichtiger Bestandteil der Berufsausbildung". Nach seiner Überzeugung liegt eine sachgemäße Waldbewirtschaftung im Interesse von Waldbesitzern und Gesellschaft.

Das kann Martin Seidenschwand vom Landwirtschaftsministerium, der den Wettbewerb zusammen mit den Beschäftigten der Waldbauernschule organisiert hat, nur unterstreichen. "Der Forst ist ein Randbereich in der Landwirtschaft, aber aus Sicht der Arbeitssicherheit unheimlich wichtig. Wir motivieren die jungen Leute mit dem Wettbewerb, auf Arbeits- und Sicherheitsabläufe zu achten."

Frauen brechen nur selten in das scheinbare Arbeitsmonopol der Männer ein, diesmal war Susanne Loy (18) aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen die einzige weibliche Teilnehmerin. "Ich fühle mich eigentlich ganz gut in dem Männerumfeld", gestand sie im DK-Gespräch. Ihre Familie hat 20 Hektar Wald und da ist für sie die Mithilfe selbstverständlich. Die junge Frau hatte in ihrem Landkreis alle männlichen Kollegen besiegt und dabei nur teilweise das Gefühl gehabt, dass sie von den Männern akzeptiert wird.

Ihre Motivation zur Teilnahme formulierte sie vielleicht gerade deshalb recht ungeniert: "Es den Männern mal zeigen und eigene Fähigkeiten einschätzen können", sagte sie. Geholfen hat ihr das in der Landes-Platzierung nicht, sie landete in dem bundesweit einzigartigen Wettbewerb nur im hinteren Feld. Der einzige Teilnehmer aus dem Landkreis Kelheim, Christian Zellner aus Unterwendling, erreichte einen Platz im Mittelfeld. Auf das Siegertreppchen durften diesmal gleich vier Jungbauern, denn nach Florian Hofmeister waren Josef Sedlmeier aus Dachau, Johannes Loidl aus Ebersberg und Johann Lottner aus Ebersberg punktgleich.