Schrobenhausen
Mosaikstein für ein freiheitliches Europa

Wanderausstellung in der Sparkasse: Fast 150 Jahre sudetendeutsche Sozialdemokratie

18.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:03 Uhr

Ausstellungsmacher und Unterstützer: (v.l.) Bürgermeister Karlheinz Stephan, Bundesvorsitzender der Seliger-Gemeinde, Helmut Eikam, Memmingens OB Ivo Holzinger, Ausstellungskoordinator Karl Garscha, Angela Stephan und Hausherr Hans Tomani. - Fotos: Staimer

Schrobenhausen (SZ) „Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde“ lautet der Titel der Wanderausstellung, die bis 15. Oktober im Foyer der Stadtsparkasse zu sehen ist. Jetzt wurde die Ausstellung mit einem Festakt, dem rund 70 Gäste beiwohnten, eröffnet.

Unter den Gästen befand sich die dreifache Landkreisspitze Weigert-Kettner-Rauscher, der Stellvertreter des Pfaffenhofener Landrats, Franz Rothmeier, sowie die Bürgermeister aus Aresing, Langenmosen, Pfaffenhofen und Aichach.

Ausgehend von Ansbach, dem Münchner Maximilianeum und Hof, über Falkenau und Aussig in Tschechien bis Memmingen führte bislang der Weg einer besonderen Wanderausstellung, die den Blick auf die teils äußerst leidvolle Vergangenheit der sudentendeutschen Sozialdemokratie richtet. In die Phalanx von bisher 25 nicht unbedeutenden Ausstellungsorten „quer durch die deutsche, österreichische und böhmische Szenerie“, wie Helmut Eikam aus Schrobenhausen, Bundesvorsitzender der Seliger Gemeinde, zusammenfasste, reiht sich nun Schrobenhausen ein.

Als „eine Zeit, in der es immer politischen Zoff gegeben hat“ umreißt Karl Garscha das dunkle Kapitel Zeitgeschichte. Als Mitglied eines Arbeitskreises der Seliger-Gemeinde hat er die Wanderausstellung von 2005 bis zur Premiere im Jahr 2010 mitentwickelt. Der Fokus ist thematisch gerichtet auf die Deutsche Sozialdemokratische Arbeiter-Partei (DSAP) in der Ersten Tschechoslowakischen Republik und der Gemeinschaft sudentendeutscher Sozialdemokraten im Exil bis zur Gründung der Gesinnungsgemeinschaft der Seliger-Gemeinde 1951 und darüber hinaus.

Beeindruckende Zeitdokumente wurden zusammengetragen: Fotografien des letzten Parteitags der DSAP aus dem Jahr 1938 oder der markigen Protagonisten wie Wenzel Jaksch oder Josef Seliger, der ab 1951 posthum quasi für die Seliger-Gemeinde mit seinem Namen Pate stand. Ruhmreiche Zeiten stellten die 1920er Jahre dar, in denen die DSAP mit ihren damals 90 000 Mitgliedern als größte Partei bei den Wahlen unter der deutschsprachigen Bevölkerung hervorging. „Mitbürger! Es geht um alles!“: Wie ein letzter Hilfeschrei steht der Blütezeit das Manifest aus dem Jahr 1938 nach dem Münchner Abkommen überschrieben. Der Weg führte für viele der Parteimitglieder in Emigration oder Vertreibung.

„Die Ausstellung zeigt ein Stück Vorgeschichte Schrobenhausens“, sagte Bürgermeister Karlheinz Stephan. Mit gutem Grund: 1946 kamen allein 2389 Vertriebe aus dem Egerland, die zu den damals 5200 Einwohnern Schrobenhausens dazu kamen.

„Wir werden nicht jünger“, verwies Ivo Holzinger in seiner Festrede auf den nicht umkehrbaren Lauf der Zeit. Um Geschichte nicht dem Vergessen anheimfallen zu lassen, sei es wichtig den Blick auf die Vergangenheit zu richten. „Diese Ausstellung spart nichts aus. Sie ist ein Mosaikstein für ein friedliches und freiheitliches Europa“, attestierte der Memminger Oberbürgermeister der Wanderausstellung. Es gelte vielmehr „ohne diplomatische Brechstange“ im gegenseitigen Verständnis auf einen guten gemeinsamen Weg zu kommen.

Die Ausstellung „Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde“ ist noch bis zum 15. Oktober in den Räumen der Schrobenhausener Stadtsparkasse zu sehen. Das Thema bietet sich besonders als Ergänzung zum Geschichtsunterricht an. Hausherr Hans Tomani freut sich deshalb besonders auf den Besuch zahlreicher Schulklassen.