Ingolstadt
Montag ist Zähl-Tag

Inventur im Eishockeyladen – Funktionsunterwäsche ist der Kassenschlager

16.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:56 Uhr

Genauigkeit zählt: Um alle Brustpanzer zu zählen, muss Irene Schägger auf eine Leiter steigen. Am Montag blieb der Eishockeyladen an der Saturn-Arena wegen der Inventur geschlossen. - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Die Inventur am Ende des Geschäftsjahres ist ein Muss für alle Betriebe. Der Eishockeyladen an der Saturn-Arena schloss montags, um alles zu zählen – vom Brustpanzer bis zum Mundschutz. Am Ende des Tages stand ein positives Ergebnis: Alle Zahlen stimmten.

Sporttaschen auf den Regalen, scharfkantige Schlittschuhe an den Wänden. Angesichts der vielen großen Artikel, wie Helme oder Schutzpanzer, mag man kaum glauben, dass der Eishockeyladen „Fairplay Hockey Pro Shop“ bei der Saturn-Arena den ganzen Tag zur Inventur geschlossen bleiben muss. Aber anders geht es nicht.

„Die meisten Sachen sind recht groß, die gehen einfach zu zählen“, bestätigt Angelika Seibert, eine der Geschäftsführerinnen. Manche Teile seien allerdings schwerer zählbar. Dazu gehören etwa Ersatzschrauben oder Nieten für die Eislaufschuhe. „Die Kleinteile finde ich furchtbar. Deshalb muss mein Mann die zählen“, sagt sie schmunzelnd. Seibert führt den Laden mit Irene Schägger. An der Seite ihrer beiden Männer Jürgen Schägger und Klaus Seibert machen sie die Inventur – Helfer stellten sie dafür keine ein.

Jürgen Schägger sieht die Arbeit positiv: „Die Bestandsaufnahme ist wichtig. So erfahren wir, was wir alles für die neue Saison ordern müssen“, erklärt er. Schon im Laufe des Vormittags zeigt sich: Die atmungsaktive Funktionsunterwäsche einer amerikanischen Marke ist in diesem Winter der Verkaufsschlager. Hingegen hat sich ein spezieller Mundschutz zum Ladenhüter entwickelt. „Den müssen wir jetzt zum Einkaufspreis anbieten, sonst werden wir ihn nicht mehr los“, sagt Schägger seufzend.

Die Fanartikel des ERC zählen die Schäggers und Seiberts bei ihrer Inventur allerdings nicht mit. „Unser Geschäftsjahr endet schon im Dezember, das vom Fan-Shop erst im April“, erklärt Schägger. Natürlich helfen die vier auch bei der Inventur des ERC-Ladens mit. Ihre eigene Inventur machen sie bewusst Mitte Januar. „Die Kunden kaufen im Moment nicht viel. Das Weihnachtsgeld ist ausgegeben, jetzt müssen die Versicherungen bezahlt werden. Da sitzt das Geld nicht mehr so locker“, erklärt Schägger. Auch die Wahl des Wochentags hat ihren Grund. „Montags macht die ERC-Geschäftsstelle erst am Nachmittag auf, und Eishockeytraining ist auch keines.“ Zudem sei es der ruhigste Tag der Woche für ihren Laden.

So sitzen die vier Geschäftsleute in ihren Ecken, auf dem Schoß Klemmbretter und Stifte. Irene Schägger hat es sich auf einem Hocker vor einem Regal mit Brustpanzern bequem gemacht. Sie kümmert sich an diesem Tag um die Schutzausrüstung der Spieler, ihr Gatte Jürgen befasst sich mit der Zahl der Eishockeyschläger und Schlittschuhe. Währenddessen steht Klaus Seibert hinter dem Verkaufstresen und schüttet Kleinteile darauf aus. Klirrend rieseln sie auf die Arbeitsfläche. „Eine blöde Beschäftigung“, meint er. Seine Frau hat sich erfolgreich davor gedrückt. Sie steht in der Ecke voller neonfarbener Unterwäsche und schiebt die Stücke auf den Kleiderbügeln hin und her. Zwischendurch macht sie sich Notizen.

Wenn bei der monotonen Arbeit doch einmal Unmut aufkommt, vertreiben die vier ihn mit frischem Kaffee und Weingummis. So lassen sich neun Stunden voller Abzählen und Aufschreiben leichter verbringen. Solange die Zahlen stimmen, bleibt Jürgen Schägger ruhig: „Bis jetzt ist alles in Ordnung. Wir vertrauen darauf, dass die ERC-Spieler keine diebischen Elstern sind“, sagt er. Aber genau wisse man es nie.

Obwohl sie die Inventur seit Jahren machen, ist die Spannung jedes Mal groß. „Natürlich hoffen wir, dass am Ende alles passt“, sagt Schägger. „Ist die Zahl korrekt, bin ich sehr erleichtert.“ Am Ende des Zähl-Tages, um 17.30 Uhr, verkündet Angelika Seibert glücklich: „Unsere Zahlen stimmen alle.“ Jetzt können die Paare feiern gehen.