Ingolstadt
Mördersuche im Festungsbau

Ingolstädter Filmteam dreht drei Nächte lang für einen Krimi - Kinostart für 2018 geplant

09.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr
Showdown: Hauptdarsteller Fritz Lordick (r.) als Kommissar, der einen Mörder sucht. Der Kameramann und Regisseur Leon Köppl Alfaia (2.v.l.) halten die Szene fest. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Leichenfund am Rande der Innenstadt: Drei Nächte lang war das Kap 94 an der Westlichen Ringstraße die Kulisse für Filmaufnahmen. In dem historischen Ziegelgewölbe und seinen Außenanlagen drehte der Ingolstädter Jungregisseur Leon Köppl Alfaia seinen Krimi „Altstadt Südwest“.

Wie gut, dass man die Zeit, bis es zu regnen aufhört, für eine Verhaftung nutzen kann. Das genau machten Alexander Stautner und sein Team Dienstagnacht in den Gewölben des Kap 94. In dem geschichtsträchtigen Ziegelbau, der seit geraumer Zeit Ingolstadts neuesten Künstlertreff beherbergt, hielt schweres Filmequipment Einzug. Samt Polizisten, einem smarten Kommissar im schwarzen Anzug, dem Verdächtigen und einer Leiche, die ihren Auftritt (mit großer Außenwirkung zur Straße hin, der DK berichtete kurz) schon am Vorabend hatte. Deshalb auch jetzt die Verhaftung. Der Außendrehs wurde kurzerhand um eine Stunde nach hinten verlegt: Während es also draußen schüttet, klicken drinnen die Handschellen.

Ganze elf Mal wird die Szene wiederholt, bis jedes Detail sitzt, jeder störende Schatten im Bild beseitigt und Alfaia mit dem Resultat schließlich zufrieden ist. In der stickigen, schwülen Luft, die in den alten Katakomben steht, durchaus eine Herausforderung, die an die Substanz geht. Vor allem bei jenen am Set, die schwer zu tragen haben. So wie Kameramann Wolfgang Himmler, der mit dem Schwebestativ, das wie ein eng geschnürtes Korsett am Körper sitzt, ein ums andere Mal sicher durch die engen Gänge navigieren muss – dem stets sinnierenden Kommissar und seiner blau uniformierten Gefolgschaft hinterher. Bis es schließlich heißt: „Sie stehen im Verdacht, Ludwig Meier getötet zu haben. Sie sind deshalb festgenommen. Haben Sie das so weit verstanden?“

Etwa 50 Minuten dauert der Krimi, in dem ein Polizist in dem alten Gewölbe erstochen wird und ein wegen Burnout beurlaubter Kollege die Ermittlungen aufnimmt. Erdacht hat die Story Alfaia zusammen mit Produktionsleiter Alex Stautner und einem früheren Schulkameraden, Luc El-Jolani. Ins Kino kommen soll das Werk im März 2018. „Wo, das wird noch bekannt gegeben“, sagt Stautner.

An dem Projekt arbeitet das Team seit Oktober vergangenen Jahres. „Es ist mein erster Film in dieser Größe“, sagt Alfaia. 350 Leute – unter ihnen auch echte Polizisten und junge Schauspieler mit erster Film- und Fernseherfahrung – seien an der Produktion beteiligt, so der 20-jährige Fachoberschüler. „Alle unsere Darsteller arbeiten aus Liebe zum Film und stellen uns ihr künstlerisches Talent kostenlos zur Verfügung“, so der Regisseur. „Durch Ingolstädter Unternehmen wurde das Projekt technisch finanziert und gesponsert. Lokale Nachwuchsmusiker schreiben und singen den Soundtrack, angeleitet von einem Filmkomponisten aus St. Petersburg.“ Ziel sei es in jedem Fall, mit dem Film an Wettbewerben teilzunehmen und ihn auf Festivals laufen zu lassen, so Stautner.

Schwierigste Hürde des Projekts sei die finanzielle Umsetzung gewesen. „6000 Euro Spenden zusammenzubekommen war nicht einfach“, sagt Alfaia. Auch wurden einige Szenen aus Platzgründen abgeändert. „Es ist ein Glück, hier drehen zu können, weil es ein wunderschönes Gewölbe ist. Wegen der räumlichen Enge mussten wir Stellen im Drehbuch aber spontan umschreiben und so die Shots an die Kamera anpassen“, erläutert Alfaia.

Nach elf Verhaftungs-Szenen konnte dann ab Mitternacht im Freien an den Einstellungen vom Tag zuvor weitergearbeitet werden. Es hatte aufgehört zu regnen. Nur die Autos mussten vorher mit einem Fensterwischer abgezogen werden. Damit im Film alles so aussieht, als sei nie ein Tropfen gefallen.