Ingolstadt
Moderne Zeiten im Turm Baur

Das Kino Open Air wartet heuer mit modernster Digital-Technik in Bild und Ton auf

30.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

Ein Klassiker geht mit der Zeit: Beim Kino Open Air im Turm Baur setzen Jeannette Mengele und Fabian Lenker heuer zum ersten Mal einen digitalen Projektor der jüngsten Generation ein. Das ist aber nicht die einzige Neuerung bei der beliebten Veranstaltung, die seit über 20 Jahren ein fester Bestandteil des Ingolstädter Sommerprogramms ist. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Seit über 20 Jahren gehört das Open-Air-Kino im Turm Baur zum Ingolstädter Sommer. Ab diesem Jahr werden die Filme unter freiem Himmel mittels modernster Technik präsentiert.

So ein bisschen sieht der Christie Solaria CP4230 aus, als wäre er gerade einem Science-Fiction-Film entsprungen. Tatsächlich ist der 4K-Projektor das Modernste, mit dem man als Betreiber eines Open-Air-Kinos aufwarten kann. Bedient wird das Gerät bei Bedarf über ein Smartphone oder ein Tablet. Jeannette Mengele, die die traditionsreiche Filmreihe im Turm Baur veranstaltet, blickt mit einer gewissen Skepsis auf das computergesteuerte Hightech-Gerät, das sie – untergebracht in einem Metallcontainer mit eigener Klimaanlage – zuletzt auch für die Filmvorführungen im Schutterhof im Einsatz hatte. Bisher haben sie und ihre Kollegen noch mit den klassischen 35-Millimeter-Filmrollen hantiert, während der Vorführung auf die unscheinbaren Signale im rechten oberen Eck des Kinobildes – die sogenannten Brandlöcher – gewartet, um rechtzeitig den zweiten Projektor mit der nächsten Filmrolle zu starten und dann die Bilder zu überblenden. Im Idealfall, ohne dass der Zuschauer das merkt. Beim Kino Open Air, wo es in der Vorführerkabine zu eng für das ausgeklügelte Prozedere war, musste die zweite Filmrolle per Hand in den Projektor eingelegt werden. Das dauert. Und so gab es bei den Vorführungen in der Mitte des Films stets eine Pause.

Heutzutage ist dieses Handwerk nicht mehr nötig. Ein Knopfdruck am Anfang des Films genügt und er läuft vollständig durch. Und auch wenn sie beim Gedanken an die alten Filmvorführer-Zeiten etwas nostalgisch wird, weiß Mengele genau: „Es geht nicht mehr anders.“ Viele Filme werden nur noch als Datei, Blue-Ray-Disc oder DVD ausgeliefert. Am 7. August startet das Ingolstädter Kino Open Air deswegen das erste Mal mit dem digitalen Projektor. Das Team von Jeannette Mengele nutzte die Gelegenheit, sie auch gleich von einer neuen Soundanlage zu begeistern, wie Fabian Lenker erklärt. Der Turm Baur ist für Akustiker schon immer eine Herausforderung gewesen, da der historische Rundbau den Schall reflektiert. Hier eine gute Kino-Beschallung zu installieren, war schwierig. In diesem Jahr allerdings wird auch soundtechnisch alles anders. Mit der Hilfe eines Spezialisten aus Leipzig wird die Tonanlage auf den neuesten Stand gebracht. Der Clou sind kleine Zusatzlautsprecher, die, ergänzend zu den großen an der Leinwand, in der Nähe der Zuschauer installiert werden. Durch sie werden jene Frequenzbereiche, in denen die menschliche Stimme liegt, noch einmal zusätzlich verstärkt. „Der Ton wird dadurch prägnanter und klarer“, erklärt Lenker. Bewusst wird der Zuschauer das wohl nicht wahrnehmen, aber das Kinoerlebnis soll so noch unmittelbarer werden.

Bei aller Technik sind natürlich die Filme das Wichtigste beim Kino Open Air. Rund 40 sind heuer zu sehen (siehe Kasten). Die Veranstalter haben eine bunte Mischung von Komödien und Tragödien, Jugend- und Erwachsenenstreifen zusammengestellt. An drei Tagen laufen sogar zwei Filme. Obligatorisch ist auch in diesem Jahr eine Aufführung der Rocky Horror Picture Show, die im Turm Baur schon fast traditionell in einem wilden Kostümfest endet. „Wer im kurzen Rock und in hohen Schuhen auftaucht, bekommt auch heuer wieder ein Freigetränk“, verspricht Mengele. Kenner des Klassikers wissen, dass zu dem wilden Filmereignis immer auch Reis, Mehl und Klopapier gehören.

Trotz aller Neuerungen werden die Fans des Open-Air-Kinos die Veranstaltung wiedererkennen. Sogar eine Pause im Film wird es weiter geben, auch wenn sie technisch nicht mehr nötig ist. „Das gehört einfach dazu“, findet Mengele. Die Zuschauer hätten sich daran gewöhnt, sagt sie und verhehlt nicht, dass sie auch auf die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf in der Pause angewiesen ist. Und so wird sie an geeigneter Stelle im Film den Pause-Knopf an der Christie Solaria CP4230 betätigen.